Moosacher Polizei gibt Tipps für den Ernstfall im Zivilcouragekurs

Moosach · Richtig sicher helfen

Heike Klatt, Helmut Hörfurtner und Seniorenbeirätin Mechthilde Löffelmann (v.l.) freuen sich auf den Zivilcouragekurs.	Foto: sd

Heike Klatt, Helmut Hörfurtner und Seniorenbeirätin Mechthilde Löffelmann (v.l.) freuen sich auf den Zivilcouragekurs. Foto: sd

Moosach · Tagtäglich besteht die Möglichkeit, sich in Situationen zu begeben, die Zivilcourage erfordern. Die jüngsten Beispiele aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass es dabei jedoch ­zu lebensgefährlichen Situationen kommen kann. Dennoch sollen die Menschen nicht wegschauen, sondern handeln, wenn Bedarf besteht. Damit dies aber möglichst ohne ein größeres Risiko für die Eingreifenden erfolgt, veranstaltet das Alten- und Service-Zentrum (ASZ) der Arbeiterwohlfahrt in Moosach am Donnerstag, 29. April, einen Zivilcouragekurs mit der Polizei.

Die Anregung zum Kurs kam vom Seniorenbeirat in Moosach. Seniorenvertreterin Mechthilde Löffelmann hatte die Idee nach dem Besuch ähnlicher Veranstaltungen. Den Kurs in Sachen Zivilcourage gibt es bereits seit 1999. Seit zwei Jahren wird er bei jeder Polizeidienststelle angeboten.

Iris Ohain, Stellvertretende Leiterin für Prävention und Opferschutz beim Polizeipräsidium München, sieht die gestiegene Nachfrage nach diesen Kursen im Zusammenhang mit der Medienberichterstattung unter anderem über die U-Bahn-Vorfälle im letzten Jahr. »Umgerechnet auf eine Million beförderter Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr in München kommt nicht mal eine halbe Straftat«, sagt Ohain. Dennoch habe das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen gelitten. »Dass der Kurs jetzt in Moosach stattfindet, hat nichts mit dem Stadtteil zu tun«, sagt Klaus Kellerer, Leiter der Polizeiinspektion 44 in Moosach. Seine Mitarbeiter führen solche Kurse im ganzen Bundesland durch. Dabei gehe es hauptsächlich darum, die Zivilcourage in der Bevölkerung zu stärken, sagt Kellerer.

Immer wieder würden Videoaufzeichnungen zeigen, dass Menschen bei Gefahrensituationen wegschauen und nicht einmal die Polizei rufen. Das zu ändern, ist ein Ziel des Kurses. »Zwar raten wir in gefährlichen Situationen zur Zurückhaltung, aber Hilfe holen und auch hinterher als Zeuge zur Verfügung stehen, das wäre schon sehr hilfreich für die Beamten«, ergänzt der Polizeichef. Dabei sind die Tipps altersunabhängig. Was oft falsch gemacht wird, beschreibt Kellerer folgendermaßen: »Immer wieder reißen die Leute das Fenster auf, wenn sie etwas beobachten und rufen den Täter laut an.« Das sei eher ungünstig. Besser sei es, den Vorfall ordentlich zu beobachten, nicht selber in Erscheinung zu treten und Telefonverbindung zur Polizei zu halten, während eine Streife an den Ort des Geschehens fährt. »Das führt oft zum Erfolg.«

Auch Michael Wolf, Trainer solcher Kurse bei der Polizei, kennt die Ängste und Irrglauben der Kursbesucher: So meinten etwa viele Menschen, dass die gezogene Notbremse in der fahrenden U-Bahn den Zug sofort und unter Umständen noch im Tunnel zum Stehen bringe. »Das stimmt nicht.« Die U-Bahn fahre immer bis zum nächsten Bahnhof, muss Wolf Kursteilnehmer häufig beruhigen. Auch ermutigt er immer wieder, in brenzligen Situationen tatsächlich den Polizeinotruf zu wählen. »Die Menschen haben eine große Hemmschwelle vor dieser Nummer, dabei sitzen da nur Menschen, die entscheiden, ob und wie viele Polizisten irgendwo hingerufen werden«, sagt Wolf.

Heike Klatt, Zuständige für das Programm und den offenen Betrieb im ASZ, veranstaltet öfters Kurse mit der Polizei. »Immer wenn wir das Gefühl haben, es besteht Aufklärungsbedarf, bieten wir eine Veranstaltung an«, sagt sie.

Insbesondere ältere Menschen seien oft die Betroffenen bei kriminellen Machenschaften. »Überfälle auf Friedhöfen oder Haustürgeschichten kommen öfter vor«, sagt Klatt. Das verunsichere die Senioren. Klatt und auch der Leiter der Einrichtung, Helmut Hörfurtner, kennen ihre Besucher ganz genau. »Ab 17 Uhr kann man hier im Winter dicht machen, weil die älteren Leute nicht mehr auf die Straße gehen. Das hat nicht nur etwas mit der Witterung zu tun, sondern auch mit der Sicherheit«, erklärt Hörfurtner. Deshalb sieht er auch ein weiteres Ziel des Kurses darin, sich im Lebensumfeld durch gelernte Verhaltensregeln sicherer zu fühlen. Wer am Donnerstag, den 29. April von 15 bis 17 Uhr am Kurs teilnehmen möchte, kann sich beim ASZ unter Tel. 14 00 24 23 anmelden. Sofia Delgado

Artikel vom 20.04.2010
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...