Teamplayer Sven Gerbig sieht den EHC gegen Ravensburg psychologisch im Vorteil

Den Kopf freier als der Gegner

Die EVR Tower Stars sind ein harter, aber schlagbarer Gegner. Zuletzt siegte der EHC am 24. Januar mit 2:1, am 7. März setzte es auswärts eine bittere 0:4-Niederlage.	Foto: Heike Feiner

Die EVR Tower Stars sind ein harter, aber schlagbarer Gegner. Zuletzt siegte der EHC am 24. Januar mit 2:1, am 7. März setzte es auswärts eine bittere 0:4-Niederlage. Foto: Heike Feiner

Die Hauptrunde ist abgehakt, das Viertelfinale, das man souverän überstand, genauso. Volle Konzentration liegt jetzt auf den EVR Tower Stars aus Ravensburg, dem Gegner im Halbfinale, dem nächsten Prüfstein auf dem Weg zum großen Ziel, der Meisterschaft. »Die Hauptrunde und die letzten Spiele spielen absolut keine Rolle mehr«, ist Sven Gerbig überzeugt. Der Stürmer spricht aus Erfahrung. Vor zwei Jahren, als er noch in Kassel spielte, musste er mit seinem Ex-Verein in den Playoffs gegen Crimmitschau ran. »Wir waren da klarer Favorit, hatten aber immense Probleme. Die Playoffs sind zu 99 Prozent Kopfsache.« Und da, da ist sich Gerbig sicher, stimmt’s beim EHC. Im Kopf.

Von Jan Lüdeke

Blickt man auf die nackten Zahlen, kann man nicht unbedingt behaupten, dass die EVR Tower Stars Ravensburg ein Gegner sind, der dem EHC München gut liegt. Zwar hat das Team von Trainer Pat Cortina im direkten Vergleich knapp die Nase vorn, dass aber auch nur dank eines 5:4-Sieges im Pokalwettbewerb. In der Hauptrunde der Saison siegte der EHC zweimal (2:1, 7:3), genauso oft setzte es jedoch eine Niederlage (2:6, 0:4). Nimmt man die 2:3-Niederlage im Testspiel vor der Saison hinzu, ist die Statistik sogar ausgeglichen. In den Köpfen der Münchner wird das aber keine Rolle spielen, wenn es ab Mittwoch (20 Uhr, Olympia-Eishalle) in der best-of-seven-Serie zur Sache geht.

Denn der EHC hat einen Vorteil. Nur vier Spiele benötigten Niklas Hede und Co., um den Einzug ins Halbfinale zu sichern, Ravensburg musste gegen Heilbronn sechsmal ran. Pat Cortina konnte es sich so erlauben, dem Team nach dem letzten Viertelfinalspiel zwei freie Tage zu gönnen. »Die Ruhepause war wichtig, um die Akkus wieder aufzuladen«, erzählt Sven Gerbig, »und um die Köpfe freizukriegen.« Trainingsfrei gab es für die Münchner Profis zusätzlich am Ostersonntag – im Kopf hatten die Cortina-Schützlinge da nur den nächsten Gegner. Gerbig: »Da kommt ein Riesenbrocken auf uns zu. Den gilt es, zur Seite zu schieben.«

Ob Gerbig selbst aktiv dabei helfen kann, ist noch unsicher. Eigentlich geht es gar nicht darum, ob er kann. Vielmehr ob er darf. Mike Kompon, der mit Rückenproblemen zu kämpfen hatte, kehrt gegen Ravensburg ins Team zurück, Gerbig könnte so seinen Platz verlieren, Konkurrent Mario Jann punktete im Viertelfinale mit starken Leistungen. »Das ist egal. Ich versuche, zu geben, was ich kann. Physische Präsenz und Energie. Persönliches muss jetzt komplett hinten angestellt werden«, gibt sich Gerbig ganz als Teamplayer. Es scheint sich auszuzahlen, dass Christian Winkler und Pat Cortina vor der Saison bei der Spielersuche charakterliche Stärke über sportliche Fähigkeiten gestellt haben.

Man könnte es Gerbig nicht übel nehmen, wenn er schlechter drauf wäre. Hinter dem 28-Jährigen liegt eine schwierige Spielzeit. Vier Spiele hatte er zu Saisonbeginn absolviert, dann verletzte er sich schwer. Wadenbein- und Knöchelbruch. Vier Monate Pause, »vier Monate, die mir jetzt fehlen. Das ist schon frustrierend«, sagt der ehemalige Frankfurter. Er war gerade dabei gewesen, mehr Eiszeit zu bekommen, hatte sich ins Team integriert, »was nicht so leicht ist in einer eingeschworenen Mannschaft, wo du als einer von drei Neuen reinkommst«.

Und trotz all des Pechs, oder vielleicht gerade deswegen, kennt Gerbig nur ein Ziel. »Ich will in den Playoffs im allerletzten Spiel als Sieger vom Platz gehen. Alles andere ist mir schnuppe.« Und dann würde er sich wünschen, beim EHC bleiben zu dürfen. »Ich fühle mich total wohl im Team und denke, ich kann meinen Teil zum Erfolg beitragen.« Mit dem Angreifer ist etwas passiert, das oft mit Spielern geschieht, die zum EHC wechseln. Gerbigs Liebeserklärung an die bayrische Landeshauptstadt: »Eine schönere Stadt als München kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.« Sven Gerbig hat sein Herz an München verloren. Solange der Kopf freibleibt, ist das auch vollkommen in Ordnung.

Artikel vom 06.04.2010
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