Beeindruckende Matthäuspassion in St. Peter

Heimstetten · Glockengeläut statt Applaus

Zwei Chöre, zwei Orchester, sieben Solisten und beim fulminanten Eingangschor auch noch mit einem zusätzlichen Kinderchor – bei seiner Passion nach Matthäus hat Bach in die Vollen gegriffen.	Foto: VA

Zwei Chöre, zwei Orchester, sieben Solisten und beim fulminanten Eingangschor auch noch mit einem zusätzlichen Kinderchor – bei seiner Passion nach Matthäus hat Bach in die Vollen gegriffen. Foto: VA

Heimstetten · Normalerweise gibt es am Ende immer kräftigen Applaus, wenn der Oratorienchor Heimstetten mal wieder zum Konzert nach St. Peter eingeladen hat. Nicht so dieses Mal. Vor Beginn der Aufführung von Johann Sebastian Bachs grandioser Matthäuspassion war das Publikum gebeten worden, dieses Mal – dem Geschehen angemessen – nicht zu klatschen. Kaum vorstellbar heutzutage, dass zu Bachs Lebzeiten dieses Werk nicht beachtet und sogar wegen seines »opernhaften« Charakters von den Repräsentanten des Pietismus angefeindet worden war.

Heute ist es – vielfach aufgeführt in allen Konzertsälen und Kirchen der Welt – nicht mehr wegzudenken aus der Passionszeit. Wo gibt es auch schon, abgesehen von Bachs eigener Johannespassion, auch ein ähnlich groß angelegtes vokal-instrumentales Gefüge? Die Turbae-Chöre der Kriegsknechte, der Jünger, der Juden entfalten eine beeindruckende stereophone Wirkung durch die doppelte Anlage von Chor und Orchester, bei der die Chöre vielfach miteinander einen Dialog führen. Die Chöre wechseln sich ab mit wunderbaren Arien und Chorälen, die das Geschehen zur Ruhe bringen und sinnhaft bündeln sollen.

Die Solisten Thomas Ruf (Jesus), Georg Jöchle (Petrus, Pilatus, Judas), Christian Eberl (Bass), Robert Sellier (Tenor), Susanne Langbein (Sopran) und Sabine Staudinger (Alt) brillierten. Der junge Evangelist Felix Schrödinger führte mit erstaunlicher Kraft durch das Passionsgeschehen – eine Meisterleistung. Als Orchester hatte Christine Gampl, die die Gesamtleitung hatte, wieder das bewährte Ensemble Lodron gewählt.

Als der berühmte achtstimmige Schlusschor »Wir setzen uns mit Tränen nieder« verklungen war, wurden die Lichter in der Kirche gedimmt, nur das Altar-Kreuz zog durch seine Beleuchtung alle Blicke auf sich. Als die Sänger und Musiker ruhig die Bühne verließen, ertönten die Kirchenglocken. Das Publikum war sichtlich ergriffen.

Artikel vom 30.03.2010
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