Scharfe Kritik an Brunnthals Bürgermeister

Brunnthal · Mit Paukenschlag ins Jahr 2010

Brunnthal · In Brunnthal ist das neue Jahr mit einem politischen Paukenschlag eröffnet worden: Wegen Unzufriedenheit mit dem Führungsstil von Bürgermeister Stefan Kern (CSU) ist sein Fraktionskollege Arthur Wendelgaß aus der CSU ausgetreten.

Er begründete seinen Schritt mit einer Fülle von angeblichen Missständen, die er in einer »persönlichen Stellungnahme« zusammengefasst und einen Tag vor Silvester im Internet veröffentlicht hat. Darin kommt der amtierende Rathauschef nicht besonders gut weg: »Inkompetenz«, »selbstherrlicher Führungsstil«, »Heuchelei« – das sind nur einige der harschen Attribute, die das Ex-CSU-Mitglied gegen den Verwaltungschef abfeuert. »Die ständige Selbstüberschätzung des Bürgermeisters Stefan Kern war für mich unerträglich geworden und hätte meine persönliche Integrität gefährdet«, schimpft er.

Die Reaktion des Gemeindeoberhaupts auf diesen Frontalangriff ließ nicht lange auf sich warten: Die Vorwürfe seien sachlich falsch und kämen wohl aus dem Impuls heraus, persönlich mit ihm, Kern, abrechnen zu wollen, entgegnet der Bürgermeister. Er ist erleichtert über den Austritt und bezeichnet ihn als »logische Konsequenz« aus dem, was in den knapp zwei Jahren nach der Kommunalwahl im März 2008 vorgefallen ist. Was ist der Hintergrund des politischen Scharmützels? Nach Auffassung Wendelgaß‘ habe es das Gemeindeoberhaupt versäumt, einen guten Draht zur CSU-Fraktion im Gemeinderat aufzubauen. Mehr noch: Kern soll in vertraulicher Runde geäußert haben, ihn, Wendelgaß, »raushauen« zu wollen, weil er ihn als »gefährlich« eingestuft habe. So sei er wie auch alle anderen CSU-Gemeinderatsmitglieder nicht zur konstituierenden Sitzung nach der Kommunalwahl geladen worden. Der 51-jährige Lokalpolitiker zieht daraus den Schluss, dass es Kern offensichtlich nicht gepasst habe, »dass die Fraktion all sein Handeln nicht mehr kommentarlos absegnete«. Sie habe sich »emanzipiert«, was dem Bürgermeister wohl »missfallen« habe.

Auch die Tatsache, dass alle Pädagoginnen der gemeindlichen Kinderbetreuungseinrichtungen gekündigt hätten, sei dem Rathauschef anzulasten – als »Konsequenz nicht geregelter Kompetenzen«, wie es Wendelgaß sieht. All das habe dazu geführt, dass er seinen Verbleib in der CSU nicht länger verantworten konnte. Der Austritt sei das »Ende einer Geisterfahrt«, seine Pflichten als Gemeinderat wolle er allerdings weiterhin als Parteiunabhängiger wahrnehmen, bekräftigte er. Kern will die Vorwürfe inhaltlich nicht kommentieren, zeigt sich aber erleichtert über den Schritt. Man habe es Wendelgaß nie recht machen können, stets habe er an seiner, Kerns, politischer Arbeit etwas auszusetzen gehabt. Auch dem Vorsitzenden der CSU-Fraktion, Thomas Mayer, stößt diese Generalabrechnung seitens seines Ex-Kollegen sauer auf. Zwar sei die Situation bisweilen schwierig gewesen, räumt er ein – aber das sei noch lange kein Grund, das Handtuch zu werfen. »Den Sessel zu räumen, das ist immer die schlechteste Lösung.«

Für die anderen Parteien und ­politischen Gruppierungen kommt dieser Schritt nicht sonderlich überraschend. Wie Sylvester Schuster (UWB) und Ernst Portenlänger (SPD) mitteilten, sei schon seit längerem zu beobachten gewesen, dass die Chemie zwischen den beiden nicht mehr stimme. Zwar verfügt die CSU jetzt nur noch über acht Mandate in dem siebzehnköpfigen Gremium, doch die Mehrheitsverhältnisse sieht Kern nicht gefährdet. Die CSU sei weiterhin die stärkste Kraft im Gremium.

mst

Artikel vom 13.01.2010
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