Albrecht Ackerland über Bierverbote

München - „Da schau her“

Nein, lustig war und ist das sicher nicht, was in der letzten Zeit immer wieder in den U-Bahnen und U-Bahnhöfen der Stadt los war. Schlägereien, Überfälle, höchst lebensbedrohliche Schubsereien: Alles Taten, die gewiss nicht unter das Prädikat „Lausbubenstreich“ fallen. Die Fälle liefern jedenfalls ein großes Argument für die MVG, nun ein Alkoholverbot in ihren Bereichen einzuführen.

Sie kennen mich und um es gleich vornewegzuschicken: Ich war noch nie ein Freund von überschwänglicher Verbotslust. Damit einer ein Verbot brechen kann, dafür muss es überhaupt erst einmal bestehen. Und Verbote brechen – das kann mitunter auch mal lustig sein, solange es keinem weh tut, keiner Schaden nimmt. Der klassische Lausbubenstreich kann das sein.

Ich bin aus dem Alter raus, in dem es mir größte Freude bereitet hat, weil ich etwas getan habe, was ein bisserl unerlaubt war. Aber manchmal, da juckt es mich schon in den Fingern. Nie würde ich mir anmaßen, ein Lausbub in der großen Ludwig-Thoma-Tradition gewesen zu sein. Aber ein Vorbild, das war der Hansi Kraus als kleiner Ludwig schon.

Was das alles mit dem Bierverbot zu tun hat? Nun, es wird bald reizvoll, in der U-Bahn ein Bier zu trinken, womöglich aus einer Flasche, die – wie in den USA üblich – in eine braune Papiertüte eingewickelt ist. Oder in die Zeitung vom Vortag. Es ist lange her, dass ich das in der U-Bahn gemacht habe, das sogenannte Wegbier kommt einfach für einen selbst irgendwann aus der Mode. Ich kann es ganz gut aushalten. Das nahende Weißbier im fernen Stadtviertel ist gar ein Anreiz, die Reisestrapazen auf sich zu nehmen. Das Nichttrinken in der Bahn steigert die Vorfreude. Jetzt aber wird das U-Bahn-Flascherl für sich zum reizvollen Gefäß.

Warum ich das alles mit einer solchen Leichtigkeit nehme, wo doch das Alkoholverbot der MVG in direktem Zusammenhang zu all den schlimmen Gewalttaten steht? Weil wenn die Täter denn besoffen waren, dann waren sie es schon vorher. Eigentlich wären das schon Argumente genug, das Bier vielleicht ganz zu verbieten. Dann gäbe es endlich auch keine Maßkrugverletzungen mehr im späten September. Vielleicht muss man aber auch gar nicht so weit gehen, die Brauereien erledigen das eh gerade selbst. Soeben haben sie beschlossen, den Bierpreis zu erhöhen. Das übrigens hat in der bayerischen Geschichte auch schon einmal zu schlimmen Gewaltausbrüchen geführt, zum sogenannten Bierkrieg. Wollen wir hoffen, dass es dazu nicht kommt. Ihnen jedenfalls wünsche ich auch weiterhin ein friedliches wie lustiges U-Bahnfahren, ob mit oder ohne Flascherl.

Artikel vom 15.01.2009
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