Veröffentlicht am 17.12.2008 00:00

Taufkirchen · Baumarktplanung ausgesetzt

Wenn gleich mehrere Gemeinderatsmitglieder in einer entscheidenden Sitzung wegen Fieber und schniefender Nase fehlen und deswegen ein millionenschweres Projekt vorläufig aufs Eis gelegt wird, dann frohlocken die, die gesund geblieben sind und denen das Bauvorhaben ein Dorn im Auge ist.

So geschehen in der jüngsten öffentlichen Sitzung in Taufkirchen: Mit einem Stimmenpatt wurde die Ansiedlung eines Baumarktes auf dem Gewerbegebiet an der B 471, die der Bauausschuss bereits durchgewunken hatte, wieder abgelehnt. Neun Gemeinderäte stimmten dafür, neun dagegen – damit ist das Verfahren »Bebauungsplan Nr. 70 Sondergebiet Baumarkt, Gartencenter, Möbelmärkte« vorläufig eingestellt, eine öffentliche Auslegung des Bebauungsplanes erfolgt nicht. Sieben Mandatsträger fehlten krankheitsbedingt, darunter Bürgermeister Jörg Pötke (ILT), der sich zuletzt moderat zu den Plänen der Investor-Gruppe geäußert hatte, Vizebürgermeisterin Angelika Steidle (CSU) und Martin Tischer (SPD), die vermutlich grünes Licht für die Ansiedlung des Marktes gegeben hätten, ebenfalls. Vehement abgelehnt wird es indes von der ILT-Fraktion, was sie auch in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung bekundet hatte. In der Sitzung waren die planerischen Weichen für den Baumarkt bereits gestellt worden: Mehrheitlich hatten sich die Befürworter der Pläne durchgesetzt. Allerdings waren klare Auflagen in puncto Umweltschutz beschlossen worden.

Nicht genehmigen wollten die Mandatsträger beispielsweise den Plan der Investor-Gruppe, nur einen Baum pro 100 Quadratmeter Grundstücksfläche zu pflanzen. Auch eine Begrünung der Fassade des Baumarktes wurde vorgeschrieben. Zudem hatte die ILT noch einmal verdeutlicht, dass ein Baumarkt verheerende Folgen für den örtlichen Einzelhandel nach sich ziehen werde. So befürchtet Karl Heinz Hansen einen »Verdrängungswettbewerb«. Es sei zu befürchten, dass der Einzelhandel in den umliegenden Gemeinden spürbar an Kaufkraft einbüßen werde. Auch um den Artenschutz macht sich die ILT große Sorgen. Allerdings hielt Bauamtsleiterin Karin Mosch in ihrem Umweltbericht fest, dass das Lebensraumangebot auf den Flächen ohnehin sehr eingeschränkt sei: »Wegen der von naturnahen Flächen isolierten Lage sowie der deutlichen Belastung durch Lärm- und Staubimmissionen besitzt das Projektgebiet ein sehr geringes Lebensraumpotenzial für saP-relevante Arten«. Es gebe aber in den südlich vom Gewerbegebiet gelegenen Wäldern »genügend Lebensraumangebot« für solche Populationen. Das Gremium sah das ebenso und beschloss, den »vorhabenbezogenen« Bebauungsplan in einen »qualifizierten« umzuwandeln.

Sind diese Beschlüsse nach der Gemeinderatssitzung wieder Makulatur? Die ILT reibt sich schon die Hände: »Wir haben auch in der Gemeinderatssitzung die Fortführung des Baumarktbebauungsplanes vor allem deshalb abgelehnt, weil damit wertvoller siedlungsnaher Bannwald verschwinden wird«, teilte sie in einer Presseerklärung mit.

Bürgermeister Jörg Pötke, der inzwischen wieder genesen ist, sieht die Dinge gelassener: Er verweist darauf, dass sich die Gemeinde bald mit der Investor-Gruppe an einen Tisch setzen werden. Dann sei es an ihr, einen neuen Antrag mit neuen Vorschlägen einzureichen. »Wir werden diese dann sondieren«.

mst

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