Thomaskirche erste evangelische Kirche der Gemeinde

Grünwald · Der Geiselgasteig – gestern und heute

In Geiselgasteig befindet sich auch die einzige evangelische Kirche Grünwalds: Die Thomaskirche. Sie beherbergt ein wertvolles Fresko. Foto: Red

In Geiselgasteig befindet sich auch die einzige evangelische Kirche Grünwalds: Die Thomaskirche. Sie beherbergt ein wertvolles Fresko. Foto: Red

Grünwald · Als die Villenkolonie Geiselgasteig 1910 von dem Bauunternehmer Jakob Heilmann gegründet wurde, zog es auch vermehrt evangelische Christen in die kleine Siedlung an den Isarhängen vor den Toren Münchens.

Doch es mussten noch 16 Jahre vergehen, bis sich die Gläubigen zusammenschlossen und den »Evangelischen Verein Grünwald-Geiselgasteig« gründeten. 1926 waren die Protestanten zwar organisatorisch verankert, doch es fehlte noch immer die Anerkennung durch die Gemeinde Grünwald, in der – wie in fast ganz Oberbayern – die Katholiken dominierten. Nach zähen Verhandlungen überließ Grünwald der »Lutherisch-Evangelischen Kirchenstiftung« einen Teil des Geländes am Hindenburgplatz – dem heutigen Ludwig-Thoma-Platz im Herzen Geiselgasteigs – im Erbbaurecht. Nun stand der Entfaltung des protestantischen Lebens in Grünwald nichts mehr im Wege. In der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Thomaskirche heißt es dazu: »Der Entschluss der evangelisch-lutherischen Gesamtkirchenverwaltung zum Bau der Kirche war erst gefasst worden, nachdem die Gemeinde über Jahre hinweg unermüdlich gesammelt hatte.«

Die Gesamtkosten für den Bau in den späten 20er Jahren beliefen sich auf 56.452 Reichsmark, die Grundsteinlegung fand im November 1931 statt. Am 4. September 1932 weihte der erste Pfarrer der Gemeinde, Dekan Langenfaß, das neue Gotteshaus ein, mit dabei waren die Grünwalder Musikkapelle, örtliche Vereine, die Grünwalder »Jungtrommler« sowie zahlreiche Festgäste. Gemäß protestantischen Glaubensvorstellungen war die Innenausstattung karg: Einziger Schmuck waren der Altar, die Kanzel, Taufstein und ein Holzkreuz. Das sollte sich schon bald ändern: 1935 malte Reinhold Max Eichler, der Professor an der Kunstakademie in München war, das berühmte Altarfresko »Die Bergpredigt«, womit er in Zeiten, als die Nationalsozialisten in Deutschland das Sagen hatten, provozierte – galt doch die »Bergpredigt« mit ihrem Gleichheitsanspruch aller Menschen vielen als politisch verfemt. Bis heute ist das Thema in der Malerei nur selten aufgegriffen worden. Für Eichler, der sich bis dahin nie mit religiösen Themen auseinandergesetzt hatte und die Bibel nur schlecht kannte, war der Auftrag eine große Herausforderung, die er allerdings mit Bravour meisterte: Sein in ein leuchtend weißes Gewand gehüllter Christus mit den weit ausgestreckten Armen ist Sinnbild einer weltumspannenden Liebe.

Bis heute ist das Fresko der Stolz der Kirche. »Nicht nach außen sollte die Kirche groß dastehen, sondern in ihrem Inneren sollte das wertvolle Zeugnis des Glaubens sein. Wie anders sollte man erklären, dass die damals doch recht kleine Gemeinde in ihrer Kirche ein Fresko dieser Größenordnung etwa 49 Quadratmeter anfertigen ließ?«, schwärmt der heutige Pfarrer Christian Stalter. Bis zum Jahr 1940 gehörte die Kirchengemeinde zur Pfarrgemeinde Solln, erster Seelsorger war Paul Blum, der aus Ostpreußen stammte und im Frühjahr 1946 als Vikar nach Grünwald kam. Von 1956 bis 1971 leitete er die Geschicke der Grünwalder Protestanten, seine Nachfolger hießen Martin Schmidt und Gerhard Nörr. Das Gemeindezentrum entstand Mitte der 70er Jahre an der Wörnbrunner Straße / Ecke Perlacher Straße. Seit 2001 ist der in Brasilien geborene und in Unterfranken aufgewachsene Stalter Pfarrer der Kirche.

Redaktion

Artikel vom 03.12.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...