Starker Engel für eine unsichere Zeit

Harlaching/Giesing · Neues Kunstwerk

Künstler Werner Frank gibt einen kleinen Blick auf seine Gabriela, dem Engel der ab 5. Dezember, den Hans-Mielich-Platz schmücken wird, frei. Foto: Woschée

Künstler Werner Frank gibt einen kleinen Blick auf seine Gabriela, dem Engel der ab 5. Dezember, den Hans-Mielich-Platz schmücken wird, frei. Foto: Woschée

Giesing/Harlaching · Am Freitag, 5. Dezember, um 14.00 Uhr ist es wieder einmal so weit, ein neues Kunstwerk wird den Hans-Mielich-Platz schmücken. Der verantwortliche Künstler ist dieses Mal Werner Frank, der ein echtes Münchner Kindl ist und im Herzen Giesings seine Werkstatt hat.

Entstanden ist die Idee, den ungeliebten, weil, nach Aussage der Initiative »Mehr Platz zum Leben« architektonisch misslungenen Platz, mit einem Kunstwerk zu schmücken, bei der ersten gemeinsamen Christbaumaktion, die Weihnachten 2007 stattfand. Die Mitstreiter der Initiative »Mehr Platz zum Leben«, die schon seit langem dafür kämpfen, den Platz aufzuwerten und dadurch ihr Stadtviertel lebenswerter zu gestalten, hatten damals alle Bürger des Stadtteils eingeladen, gemeinsam einen Weihnachtsbaum zu schmücken. Dieser Weihnachtsbaum hatte dem Platz etwas Atmosphärisches verliehen, etwas, worauf die Stadtteilverantwortlichen rund um BA-Mitglied Melly Kieweg nicht mehr verzichten wollten.

Der Künstler Johannes Hofbauer nutzte damals den alten Weihnachtsbaum um daraus auch für die Zeit nach dem Heiligen Abend einen Blickfang zu schaffen. Auf diesem Wege entstand damals eine Art Schilfinstallation, fest verankert in dem Fuß des ehemaligen Christbaumes. Seitdem haben verschiedene Bevölkerungsgruppen und Künstler den Platz mit ihren Skulpturen geschmückt. Die Wunschliste an Werner Frank von Seiten der Verantwortlichen war kurz und knapp. Hoch sollte das Kunstwerk sein, um auch von der Ferne gut sichtbar zu sein, und ein weihnachtliches Motiv darstellen. Werner Frank hat auf Grundlage dieser Vorgaben einen mächtigen Engel geschaffen, der mit den verniedlichten Putten, die man vielerorts zu Gesicht bekommt, rein gar nichts gemein hat. »Ich habe kein zärtliches Engelchen gemacht, sondern eine Figur die Stärke ausstrahlt«, erklärt der Künstler.

Die Zeiten seien schwer und auch die Prognosen nicht rosig, da brauche man einen starken Schutzengel an seiner Seite, einen der Dynamik und Schönheit ausstrahle, begründet Frank seine Arbeit. Und auch so viel darf vorab schon verraten werden, der Engel ist eine Frau, eine, die ihre Erotik nicht verbirgt. Werner Frank hat sie »Gabriela« getauft, als Schwester des Erzengels Gabriel sozusagen. »Engel sind für mich einfach immer auch erotisch, das hat einfach etwas mit Schönheit und Ästhetik zu tun«, verrät Werner Frank. Rund 1,80 Meter hoch ist seine Figur, die Flügel messen gar 2,50 Meter, eine eindrucksvolle Gestalt, die nicht als reiner Dekorationsgegenstand verstanden sein will. Kunst soll zum Nachdenken anregen, provozieren und zum Träumen und Nachdenken verführen, lautete das Credo des Künstlers.

Seine Gabriela hat auch eine Botschaft an die Bürger des Stadtteils mit im Gepäck: »Fürchtet euch nicht, ihr Völker rutscht zusammen, lasst die dunklen Wolken über Euch vorüber ziehen. Schützt die Freiheit der Kunst in Objekt und Wort, gebt Euch täglich Zeichen des Friedens und Verbundenheit und haltet nicht immer die andere Wange hin, gestaltet mit Eurer Jugend gemeinsame Perspektiven für die Gegenwart und die Zukunft. Fürchtet Euch nicht, die Wahrheit auszusprechen und helft den Schwachen, damit diese selbstständig und eigenständig leben können, schenkt Euren Kindern den Duft von gesunden Wäldern und Wiesen, greift nach Bildung wo immer Ihr könnt und nutzt Euer Wissen, um stark zu sein. Ihr seid das Volk, das Herz Europas, die Seele Eurer Kulturen, greift nicht nach Sternen die Euch vorgegaukelt werden, sucht Eure eigenen Sterne, holt Euch diese und fürchtet Euch nicht«.

Sein Werk, das bis Ende Januar den Hans-Mielich-Platz zieren wird und das er aus eigener Tasche finanziert hat, steht übrigens zum Verkauf. Die Hälfte des Erlöses will Frank Werner für eine Stadtteilinitiative spenden, die Kindern vor Ort zu Gute kommen soll. Der dreifache Vater will unter anderem Spielelemente schaffen, die die Fantasie der Kinder anregen und Spaß an der Kunst wecken sollen. So wirkt der Schutzengel des Stadtteils noch weiter fort, auch wenn das Kunstwerk längst einem anderen gewichen ist.

hw

Artikel vom 03.12.2008
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