Gewerbeansiedlungen rufen gemischte Gefühle hervor

Brunnthal · Viele Pläne – viele Probleme

Brunnthal · Auf der Bürgerversammlung vergangene Woche erläuterte Bürgermeister Stefan Kern das außergewöhnlich umfangreiche Investitionsprogramm, das die Gemeinde momentan schultern muss. Gleichzeitig schwindet die Steuerkraft der Gemeinde. »Das Jahr 2009 verheißt nichts Gutes«, sagte Kern.

Das Volumen des gemeindlichen Investitionspakets beläuft sich auf rund 22 Millionen Euro – ein stolze Summe für eine vergleichsweise kleine Gemeinde. Die größten Posten dabei sind die Sanierung der Gemeindestraßen, der Grundschule und der Wasserversorgung. Aber auch das neue Gemeindehaus, das neue Feuerwehrhaus in Hofolding und der Lärmschutzwall an der A8 werden die Gemeinde teuer zu stehen kommen. Auch der Bau einer weiteren Kinderkrippe ist mit zwei Millionen eingeplant. Bei Hort- und bei Kindergartenplätzen ist der Bedarf gedeckt, mit einer einzigen Krippengruppe in der Gemeinde muss bald etwas geschehen. »Der Bedarf an Krippenplätzen ist riesig«, sagte Kern. Das liegt auch daran, dass Brunnthal eine wachsende Gemeinde ist, die junge Familien anzieht. Darauf ist Kern stolz: »Wir sind gut strukturiert«. Aber nachdem der stärkste Gewerbesteuerzahler Brunnthal verlassen hat, ist die Gemeinde auch bestrebt, neues Gewerbe anzusiedeln. Das bringt zahlreiche Konflikte mit sich wie die Anträge aus der Bürgerschaft auf der Versammlung zeigten. Besonders die Gudrunsiedlung ist in Habachtstellung wegen des Gewerbeparks Obermaier, der gerade in unmittelbarer Nachbarschaft an der B471 entsteht.

Der Großmarkt Metro ist gerade eröffnet worden, ein Hotel im Bau, ein Lidl-Discounter und eine McDonalds-Filiale in Planung. Außerdem werden noch ein Baumarkt und ein weiteres Möbelhaus entstehen. Gegen die dort geplante Großraumdiskothek haben sich die Bürger vorerst erfolgreich gewehrt, Obermaier zog den Bauantrag zurück. Und doch traut die Gudrunsiedlung dem Frieden nicht. Klaus Elbel und Gustav Liefeld, die Organisatoren des Bürgerprotests in der Gudrunsiedlung, warfen in ihren zahlreichen Anträgen der Gemeinde vor, den Gemeinderat nicht ausreichend zu informieren und beschuldigten im Umkehrschluss den Gemeinderat sich die vorliegenden Informationen nicht zu beschaffen und unvorbereitet Entscheidungen zu treffen. Anders können sich die beiden, die gerade noch verhinderte Entscheidung für eine Großraumdisko oder auch die Kostenmehrungen bei der Schulhaussanierung nicht erklären. Kern wehrte sich mit scharfen Worten. Das Thema Vergnügungsstätten im Gewerbegebiet sei mehrfach Thema auf Sitzungen gewesen und der Bebauungsplan öffentlich ausgelegen. »Sie unterstellen mir und der Verwaltung entweder Unfähigkeit oder eigene Interessen«, so Kerns erboste Replik. Neben Obermaier setzten aber auch andere Gewerbeflächen den Bürgern zu. Eine Dame beschwerte sich über unerträgliche Geruchsbelästigung durch die Biomüllvergärungsanlage und gegen Lärm aus dem Kieswerk Ültzen, das aber nicht mehr lange existieren wird. Die Firma Ganser will dort offenbar einen Lkw-Reparaturbetrieb ansiedeln. »Das ist noch nicht öffentlich«, wiegelte Kern ab. Eine andere Dame beschwerte sich über einen wilden Schrott- und Lkw-Parkplatz in Hofolding, der ihr das Leben seit Jahren schwer mache. Verkehr und Verkehrslärm gehören traditionell auch zu den tragenden Problemen Brunnthals. Klaus Elbel monierte die Untätigkeit der Anwaltskanzlei, die im Auftrag der Gemeinde eigentlich die geplanten Lärmschutzmaßnahmen an der A99 begleiten und vorantreiben soll. »Ich hätte mir auch mehr erwartet«, gestand Kern zu. Aber es werden noch bis zu fünf Jahre vergehen, bis die Betroffenen an der A99 endlich in den Genuss von Lärmschutzmaßnahmen kommen.

ekg

Artikel vom 03.12.2008
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