Harthof hat besonderen »Waschsalon« – Krankenkasse spendete die Maschinen

Harthof · »Wunderbares Waschcafé«

Gemeinsam mit anderen macht sogar Wäsche waschen Spaß – jedenfalls im neuen »Waschcafé« des Mehrgenerationenhauses »Unter den Arkaden« in der Dientzenhoferstraße 66 bis 68.Foto: em

Gemeinsam mit anderen macht sogar Wäsche waschen Spaß – jedenfalls im neuen »Waschcafé« des Mehrgenerationenhauses »Unter den Arkaden« in der Dientzenhoferstraße 66 bis 68.Foto: em

Harthof · »Mein wunderbarer Waschsalon« – spätestens seit dem Film des Regisseurs Stephen Frears mit Daniel Day-Lewis aus dem Jahre 1985 ist es offiziell: Ein Waschsalon ist ein Waschsalon ist eine Welt für sich. Deshalb es mittlerweile, ausgehend von San Francisco, richtige Kult-Waschsalons gibt, die gleichzeitig Café, Internetzugang und Bar sind – kommerziell sehr erfolgreich.

Das Mehrgenerationenhaus »Unter den Arkaden«

Eine Spur kleiner, überhaupt nicht kommerziell und dafür umso menschlicher ist die Variante, die das Mehrgenerationenhaus »Unter den Arkaden« seit einer Woche zu bieten hat: das »Waschcafé«.

Einen Kaffee trinken und im Internet surfen kann man hier auch, während die Trommel sich dreht – zum Selbstkostenpreis. Vor allem aber gibt es hier immer nette Gesellschaft, anregende Gespräche und neue Kontakte gratis dazu. Bügeln, trocknen und nähen kann man hier auch – und wer’s nicht (mehr) kann, kann’s lernen oder findet hier gute Geister, die es ihm abnehmen. Das Angebot ist also nicht nur für Stadtteilbewohner interessant, die keine eigene Waschmaschine haben – obwohl auch das öfters der Fall sein dürfte, schätzt Diana Djarrahbachi Razawi vom Mehrgenerationenhaus.

Christine Maier, die selbst im Mehrgenerationenhaus Kinder kostenlos betreut, erinnert der Service an »alte Zeiten« im Harthof: »Früher war hier ja auch eine Änderungsschneiderei. Zu sehr günstigen Preisen, da konnte man gut hingehen. Dass es da jetzt wieder was gibt, ist für mich auch interessant!« Und wie sie so ins Erzählen kommt, merkt man: Nicht, ob es jetzt wieder eine Schneiderei, einen Milchladen wie früher oder jetzt das Waschcafé gibt, ist so wichtig. Sondern, dass es wieder einen Grund mehr gibt, sich zu treffen, miteinander zu reden und sich zu helfen. Denn genau das macht für Christine Maier, die als Pflegekind in der Nachkriegszeit im Harthof aufwuchs, das Besondere des Stadtteils aus.

»Ich will hier nie wieder weg«, sagt sie daher auch bestimmt. Das Gefühl haben viele, die hier leben. »Hier ist es einfach, aber nett«, fasst Susanne Moog zusammen, die gerne extra zwei Stationen mit der U-Bahn fährt, um hier andere Mütter und Spielgefährten für ihre Tochter Melanie zu treffen. Und bedauert, dass besonders junge Familien trotzdem wegziehen – aus Angst, ihre Kinder könnten sonst später abgestempelt werden. »Aber einige kommen schon wieder zurück«, reißt sie sich selbst mit einem verschmitzten Lächeln aus ihrer Nachdenklichkeit.

Hin und wieder braucht’s den Blick von außen, um die Lebensqualität eines Stadtteils zu erkennen. Die sich manchmal auch in einem Waschcafé zeigt. Weil es da ums Miteinander geht. Das war im Harthof immer schon im Trend. Eva Mäkler

Artikel vom 02.12.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...