Wenders stellt Film in Schwabing vor

Schwabing – Palermo Shooting

Regisseur Wim Wenders signierte Filmposter und CDs anlässlich der Vorpremiere seines neuen Films „Palermo Shooting“ im Kino Münchner Freiheit.	 Foto: ko

Regisseur Wim Wenders signierte Filmposter und CDs anlässlich der Vorpremiere seines neuen Films „Palermo Shooting“ im Kino Münchner Freiheit. Foto: ko

Schwabing – Es ist ein Film über den Tod, oder nein, es ist ein Film über das Leben. Manchmal muss sich Wim Wenders beim Thema seines neuen Werks „Palermo Shooting“ selbst verbessern, weil der Begriff „Tod“ ihm bezüglich seiner Geschichte „so griffig“ über die Lippen geht. So auch bei der Vorpremiere des Films im Schwabinger Kino „Münchner Freiheit“, bei der der Regisseur am vergangenen Dienstag Publikumsfragen beantwortete.

„Ein bisschen riskant“ sei es schon gewesen, den Tod, gespielt von US-Schauspieler Dennis Hopper, zu personifizieren, sagte Wenders vor dem Schwabinger Publikum. „Du darfst im Film so viele Leute umbringen, wie du willst, aber den Tod nicht thematisieren.“ Hauptfigur Finn, ein erfolgreicher, aber ausgebrannter Düsseldorfer Szene-Fotograf, gespielt von „Toten-Hosen“-Sänger Campino, trifft im Film auf den Tod. Diese Begegnung, der Höhepunkt und die entscheidende Wende in dem Streifen, verändert Finns Einstellung zu seinem Leben, das bis dahin auf der Überholspur verläuft, und transportiert die Quintessenz des Films: „Lebe im Hier und Jetzt.“

Vor einigen Jahren hat Wenders mit dem „Toten-Hosen“-Sänger ein Musikvideo gedreht. Schon damals ist dem Regisseur Campinos „extrem hohe Präzision, Anweisungen zu befolgen, und seine unglaubliche Präsenz vor der Kamera“ aufgefallen. Seitdem wollte Wenders einen Film mit dem Sänger machen. Die Rolle des rastlosen Fotografen schien dafür wie geschaffen. Düsseldorf ist für den Regisseur Ort des Wirkens vieler Fotografen, daher entschied er sich dafür, einen Teil der Handlung dort anzusiedeln. Palermo bot sich für ihn als „guter Gegenpol zur reichen Rheinmetropole“ an.

Einen Tag vor der Münchner Vorpremiere ist der Film in Palermo gezeigt worden. Laut Wenders seien die Zuschauer begeistert gewesen, vor allem auch, weil „es ausnahmsweise einmal nicht um die Mafia ging“. Wenders Film lebt von teils spektakulären, teils träumerischen Bildern, gepaart mit der Musik, die Finn jederzeit über Kopfhörer konsumiert. Der Übergang zwischen Traum und Realität ist fließend und erschließt sich dem Zuschauer wie eine Daunenfeder, die sanft zu Boden gleitet: Denn Wenders gelingt es, beide Welten zu verknüpfen, ohne den Betrachter verwirrt zurückzulassen, in welchem Teil des Geschehens er sich denn nun gerade befindet. Als Finns Existenz nach einem Modeshooting mit Milla Jovovich urplötzlich aus den Fugen gerät, lässt der Fotograf kurz entschlossen alles hinter sich. Er fliegt nach Palermo und lässt sich durch die Altstadt treiben, fasziniert von der Stadt und ihren Geheimnissen.

Neugierig, risikobereit, aber zusehends ohne Halt verliert er sich in bedrohlichen Träumen. Während Finn von einem mysteriösen Bogenschützen verfolgt wird, der ihm nach dem Leben trachtet, begegnet er der schönen Flavia, gespielt von Giovanna Mezzogiorno. Bevor Finn sich der Liebe öffnen kann, muss er noch dem Tod begegnen. Bei der Schwabinger Vorpremiere wollte eine Zuschauerin wissen, ob es nicht zu einfach sei, Finn am Ende durch die Liebe einer Frau zu erlösen. Wim Wenders Antwort: „Wie soll es denn sonst gehen?“ Kirsten Ossoinig

Artikel vom 20.11.2008
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