Münchner Stadtschülervertretung nimmt Arbeit auf

München - Eine Stimme für Schüler

Beweg’ Dich und beweg’ München: So lautet das Motto der Stadtschülervertretung, zusammengesetzt aus dem Münchner Schülerbüro e.V., dem Münchner Jugendrat und freiwilligen Helfern. Foto: G. Wagner

Beweg’ Dich und beweg’ München: So lautet das Motto der Stadtschülervertretung, zusammengesetzt aus dem Münchner Schülerbüro e.V., dem Münchner Jugendrat und freiwilligen Helfern. Foto: G. Wagner

„Endlich können wir den Schülern der über 250 Schulen in München eine Stimme geben“, sagt Marina Lessig, Vorsitzende des Münchner Schülerbüros und Initiatorin der Stadtschülervertretung. „Uns Schülern ist es so wichtig, unseren Lebensraum Schule selbst gestalten zu können“. Lessig sagt oft „wir“ und „uns“, auch wenn sie gar keine Schülerin mehr ist.

Das Abi hat sie seit Juni in der Tasche, vor zwei Wochen begann ihr Studium – Philosophie. Seit vielen Jahren setzt sich die engagierte 19-Jährige für mehr Mitspracherecht von Schülern ein. Jetzt, wo sie mit der Schule fertig ist, geht ihr großer Wunsch in Erfüllung. „Letztendlich bin ich da angekommen, wo ich hin wollte“, sagt Lessig stolz. Nach jahrelangen Bemühungen erhielten die Münchner Schüler eine offizielle Stadtschülervertretung.

Auch Raphaela Schweiger, pädagogische Betreuerin des Kreisjugendrings und Organisatorin der Auftaktveranstaltung, ist seit Sommer keine Schülerin mehr. Die Wünsche der Schüler kennt sie jedoch bestens. Drei Jahre war sie Schulsprecherin am Pestalozzi-Gymnasium in der Au, sie war Bezirksschülersprecherin, Vorsitzende des Münchner Schülerbüros und Sprecherin der Landesschülervertretung. „Zwei Drittel meiner Schulzeit habe ich mich mit Herzblut und Idealismus für mehr Mitspracherecht von Schülern eingesetzt. Jetzt ist es endlich soweit“, freut sich die 20-Jährige.

Jugendliche reden mit

Am Montag, 27. Oktober, empfängt Bürgermeisterin Christine Strobl die Münchner Schülersprecher im Alten Rathaus. Dort haben diese die Möglichkeit, das Projekt Stadtschülervertretung kennen zu lernen, sich zu vernetzen, zu diskutieren und aus ihrer Mitte einen Vorstand zu wählen. Der sechsköpfige Vorstand vertritt dann auf kommunaler Ebene die Meinung von Münchens Schülern. Die Stadtschülervertretung soll auch einen Sitz als beratendes Mitglied im Kinder- und Jugendhilfeausschuss erhalten. Die Mitgliedschaft im Schulausschuss ist dagegen rechtlich nicht zulässig. Die Stadtschülervertreter sollen aber die Möglichkeit erhalten, als Experten im Schulausschuss angehört zu werden.

Die Trägerschaft der Stadtschülervertretung hat der Kreisjugendring München-Stadt übernommen. Mit einem jährlichen Budget von 50.000 Euro hat der Münchner Stadtrat ganz bewusst die Verantwortung in die Hände der Schüler gelegt. Für die verschiedenen Schultypen Berufsschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Förderschule und Fachoberschule/Berufsoberschule soll jeweils ein Vorstand gewählt werden. „Das ist wichtig, da es je nach Schultyp unterschiedliche Interessen gibt“, sagt Lessig. „Erfahrungsgemäß packen Hauptschüler gerne mit an, während Gymnasiasten für mehr Stimmrecht und Demokratie plädieren.“ Und was sagen Münchens Schülersprecher? „Die Stadtschülervertretung ist eine tolle Chance für alle Schüler“, erläutert Anja Wegner, 1. Schülersprecherin am Willi-Graf-Gymnasium in Schwabing. Die 16-Jährige wünscht sich, dass Schüler mehr eingebunden werden und auch nachmittags in der Schule bleiben. „Schule besteht nicht nur aus Unterricht“, und das Mitmischen „hört doch nicht am Schultor auf“, sagt die 16-Jährige selbstbewusst.

Gleiches Recht für alle

Kevin Sänger, 1. Schülersprecher der Hauptschule an der Knappertsbuschstraße in Englschalking, hat ganz konkrete Vorstellungen, was er an seiner Schule ändern möchte: „Ich will mich dafür einsetzen, dass wir Schüler in der Pause unseren roten Platz zum Fußball spielen nutzen können“, erklärt der 15-Jährige. Außerdem möchte Kevin die Schul-Security wieder einführen, bei der die großen auf die kleineren Schüler aufpassen, damit „die in den Pausen keinen Unsinn anstellen“. Auch ein „Jungszimmer“ liegt dem Neuntklässler am Herzen. Letztes Schuljahr haben die Lehrer für die Mädchen ein eigenes Zimmer eingerichtet, in dem sie sich ungestört zurückziehen und unterhalten können, wenn die Jungen mal wieder den Pausenhof beherrschten. Aber „wenn es ein Mädchenzimmer gibt, dann wollen wir Jungs auch ein eigenes Jungszimmer“. Von Stefanie Moser

Artikel vom 23.10.2008
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...