Grünwald · Lesespaß für alle Bürger

Das »BuchMobil« macht’s möglich: Judith Schönmehl von der Grünwalder Gemeindebibliothek bringt älteren Mitbürgern Medien mit dem Fahrrad. Foto: Red

Grünwald · Judith Schönmehl ist guter Dinge. Traumhafte Temperaturen, ein blauer Himmel, der durch kein Wölkchen getrübt wird – heute kann sie sich aufs Fahrrad schwingen und muss nicht, wie so manches Mal, das »JUZ«-Mobil in Anspruch nehmen, um ihre Kunden mit Lesestoff zu versorgen.

Für ältere oder kranke Grünwalder, die nicht mehr gut zu Fuß sind oder denen Gesundheitsprobleme zu schaffen machen, hält die Gemeindebibliothek einen besonderen Service bereit: Mit dem »Buchmobil«, einer Art »Bücherei auf Rädern«, werden Medien frei Haus geliefert. Es ist elf Uhr vormittags, die angehende Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste ergreift den Stapel mit Romanen, Hörbüchern, Bildbänden und CDs, verstaut alles in einem Korb, setzt sich auf den Drahtesel und fährt los.

Über den Marktplatz und die Oberhachinger Straße geht’s in der Mittagshitze in die Wohnanlage an der Laufzorner Straße, wo Renate Tomitz schon sehnsüchtig auf ihre »Ware« wartet. »Ich komme gleich«, ertönt eine Stimme in der Haussprechanlage, mit einem Surren öffnet sich die Tür, und noch bevor Schönmehl das Wohnzimmer betritt, hat die Grünwalderin bereits alles beherzt in Empfang genommen.

Sieben Romane sind es, die sie in den kommenden zwei Wochen verschlingen will – »allerdings kann es durchaus sein, dass ich das eine oder andere Buch weglege. In der Regel entscheidet sich schon nach ein, zwei Seiten, ob ich weiter lese oder nicht«, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln. Diesmal haben es ihr Liebes- und Familienromane angetan. »Die Liebenden von Algier« des Romanciers Anouar Benmalek, »Frauen, die alles wissen wollen«, von Carlo Fruttero, ein Sachbuch über die griechische Antike – bei so viel Stoff dürfte es Tomitz, die am liebsten historische Romane liest, so schnell nicht langweilig werden, und der Geist wird bei der anspruchsvollen Lektüre auch fit gehalten.

Die Bibliothek mit ihrem umfangreichen Sortiment kennt die Grünwalderin beinahe in- und auswendig: »Seit 50 Jahren gehe ich dorthin, zuerst war sie im Feuerwehrhaus, dann im Rathaus, dann in der Schule untergebracht«, erinnert sie sich. Auch die 92-jährige Dorothea Thun, die in der Seniorenresidenz an der Eierwiese wohnt, will den Dienst nicht missen. »Ohne Bücher bin ich nur ein halber Mensch, früher habe ich ganze Nächte gelesen«, verrät die an Schwerhörigkeit leidende Heimbewohnerin. Auch sie hat am liebsten Familienromane. »Penelope« heißt das Buch, das sich heute im Körbchen von Schönmehl befindet. Dank der Lektüre kann sie »den Kopf in Schuss halten«, wie sie bemerkt.

Infos zu dem Service gibt es im Internet unter www.bibliothek-gruenwald.de

Red

Artikel vom 08.10.2008
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