Theodolinden-Gymnasium vom DFB ausgezeichnet

Harlaching/Hachinger Tal · Ab jetzt Eliteschule

Feierten gemeinsam die Ernennung zur Eliteschule: (v. l.) Staatsminister Siegfried Schneider, DFB-Vize-Präsident Hans-Dieter Drewitz, DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, Schulleiter  des Theodolinden-Gymnasiums Gerhard Becker und DFB-Vize-Präsident Dr. Rai

Feierten gemeinsam die Ernennung zur Eliteschule: (v. l.) Staatsminister Siegfried Schneider, DFB-Vize-Präsident Hans-Dieter Drewitz, DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, Schulleiter des Theodolinden-Gymnasiums Gerhard Becker und DFB-Vize-Präsident Dr. Rai

Harlaching/Hachinger Tal · »Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung«, erklärte der Rektor des Theodolinden-Gymnasiums, Gerhard Becker, am vergangenen Mittwoch, anlässlich der Ernennung zur Eliteschule des Fußballs. Weiter ausgezeichnet wurden an diesem Tag die Taufkirchner Hauptschule und die Taufkirchner Realschule.

Wie DFV-Präsident Dr. Rainer Koch bei der offiziellen Feierstunde erklärte, wird das Zertifikat »Eliteschule des Fußballs« verliehen, wenn ein gut funktionierendes Netzwerk von allen drei Schularten, Leistungszentrum und Verband besteht. Ziel ist es, die besonders talentierten Kinder nicht nur sportlich zu fördern, sondern auch schulisch sowie menschlich. Staatsminister Siegfried Schneider betonte, dass die Auszeichnung für das mittlerweile neun Jahre laufende Projekt kein Geschenk sei, sondern vielmehr der krönende Abschluss langer und harter Arbeit. Das Konzept die sportliche Förderung mit der schulischen zu kombinieren sei mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen, so Siegfried Schneider weiter.

Welche Herausforderung diese Arbeit für die Beteiligten bedeutet, zeigte eine Podiumsdiskussion, bei der hochrangige Vertreter des DFB und der beiden beteiligten Vereine, dem TSV 1860 und dem FC Bayern, mit von der Partie waren. Der Leiter des Junior Teams des FC Bayern, Werner Kern, erläuterte das Prinzip, das hierbei erarbeitet worden ist. So werden die Kinder der 5. und 6. Klassen noch gemeinsam trainiert, anschließend übernehmen die sportliche Qualifizierung der besonders begabten Kinder die jeweiligen Trainer des TSV 1860 beziehungsweise des FC Bayerns. Kinder, die bei keinem der beiden Vereine spielen, werden von einem DFB-Trainer gecoacht.

Der Geschäftsführer des TSV 1860, Stefan Reuter, erklärte, dass es seinem Verein wichtig sei, dass man aus dem eigenen Nachwuchs-Spieler für die 1. Mannschaft rekrutieren könne. Gelungen sei dies schon mit Florian Jungwirth, der nicht nur bei 1860 erfolgreich das runde Leder tritt, sondern auch mit der U19 auch schon erfolgreich Europameister wurde. Er besuchte im Rahmen der Sportförderung die Walter-Klingenbeck-Realschule. Dass trotz der besonderen Förderung der Alltag der beteiligten Kinder kein reines Zuckerschlecken ist, zeigt schon der straffe Stundenplan, in dem sich von 7.50 bis 16.15 Uhr Unterrichts- mit Trainingseinheiten abwechseln.

Für die Schüler ab der 7. Klasse folgt nicht selten nach Schulschluss dann noch eine weitere Trainingseinheit des jeweiligen Vereins. Teilweise findet das Training in den jeweiligen Sportstätten der Schule statt, teilweise in der Sportschule in Oberhaching, wo auf die Kinder perfekte Trainingsbedinungen warten. Wie Rektor Becker informierte besuchen derzeit 178 Schüler des Theodolinden-Gymnasiums die Sportklassen, darunter fünf Mädchen. Die Lehrer, die an diesem Projekt mitarbeiten seien besonders engagiert und würden die Schüler unterstützen, wo sie nur könnten, so Becker weiter. Es sei Herausforderung und Freude zugleich, mit diesen ganz besonderen Schülern zusammen zu arbeiten, meinte der engagierte Lehrer. Besonders stolz sei man im Kollegium natürlich, wenn ehemalige Schüler in namhaften Mannschaften mitspielten. Solche Spiele würde er, wenn möglich, auch selber gerne verfolgen.

So freute sich, unter den Gästen mit Quirin Löppert auch einen ehemaligen Schüler der Sportklassen begrüßen zu dürfen. Löppert (21) studiert Sport und spielt derzeit bei der 2. Mannschaft der SpVgg. Er besuchte das Theodolinden-Gymnasium und gehörte der 1. Klasse der Sportschulen-Kooperation an. Seine Mutter, Christine Löppert, war lange Jahre Elternbeiratsvorsitzende und schilderte aus ihrer Sicht die langen Ausbildungsjahre. Sie bescheinigte allen Partnern eine gute Zusammenarbeit. »Für die Eltern sind ihre Kinder in erster Linie immer Schüler«, betonte sie. Deshalb sei die schulische Ausbildung der Kindern mindestens genauso wichtig wie die sportliche. Viel Geduld müsse man als Eltern mitbringen, wenn das Kind in dieser Form Leistungssport betreibe. Sie riet allen Eltern, die für ihre Kinder diesen Weg in Erwägung ziehen, diesen Schritt nur zu gehen, wenn die Schüler sich mit dem Lernen leicht täten, denn für mühevolles Üben bleibe schlicht und ergreifend wenig Zeit.

Bereut hat die intensive Zeit Quirin Löppert allerdings nicht. »Man muss schon diszipliniert sein, sonst funktioniert das nicht«, gibt er zu. Trotz der Strapazen, die mit der Ausbildung verbunden sind, träumt er weiter von einer Karriere als Profi. Wie Rektor Rudolf Galata erklärte, nehmen 125 Buben der Walter-Klingenbeck-Realschule derzeit an den Sportklassen teil. »Ein Mädchen haben wir leider momentan nicht dabei«, bedauerte Rudolf Galata. Aber nicht nur für die Kinder sei das Projekt eine echte Herausforderung, sondern auch für die beteiligten Lehrer. »Die Schüler, die die Sportklassen besuchen, sind ganz besondere Schüler. Zum einen sind sie unheimlich leistungsbereit und diszipliniert, zum anderen brauchen sie auch viel Aufmerksamkeit. Wer als Lehrer mit diesen Bedürfnissen umzugehen weiß, hat die Chance auf ganz besondere pädagogische Erfahrungen«, schwärmt Galata. Dies kann auch seine Kollegin, Gabriela Heckenstaller, Rektorin der Taufkirchner Hauptschule nur bestätigen. 50 Kinder aus ihrer Schule nehmen an den Sportklassen teil, darunter sind drei Mädchen. »Die Kinder sind leistungsbereiter wie die meisten Schüler. Noch wichtiger ist aber, dass diese Schüler zeigen, dass man einen Traum haben und verwirklichen kann«, so die engagierte Lehrerin.

Der DFB-Sportdirektor Matthias Sammer mahnte vor zu viel Euphorie. »Ein bisschen dürfen wir uns heute schon auf die Schulter klopfen, aber nicht zu sehr.« Er gab zu bedenken, dass viele dieser Kinder »gut« seien, aber »nur wenige den Weg nach ganz oben schaffen« werden. Deshalb sei es Aufgabe der Sportschulen alle Kinder in jeder Hinsicht so zu fördern, dass sie, wenn es mit der großen Karriere nicht klappen sollte, am Ende nicht mit leeren Händen dastehen. Nicht mit leeren Händen heimgehen mussten die drei Schulleiter, die ihre Zertifikat in Form einer staatlichen Tafel überreicht bekamen. Diese wird in den jeweiligen Schulen einen Ehrenplatz bekommen, waren sich die Pädagogen einig.

Woschée

Artikel vom 01.10.2008
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