München – Der EHC in Geberlaune

Der Rückhalt der Mannschaft gerät ins Straucheln. Beim 2:5 gegen Schwenningen hatte auch Keeper Joey Vollmer nicht seinen besten Tag. – Foto: Heike Feiner

»Wir waren nicht wir«, sagte Kapitän Chris Bahen. »Wir waren nicht wir selbst«, sagte Coach Pat Cortina, »wir waren nicht fertig.« Das 2:5 gegen die Schwenninger Wild Wings am vergangenen Donnerstag bedeutete die zweite EHC-Heimpleite binnen weniger Tage. Und wie schon bei der Derby-Niederlage gegen Bad Tölz war es eine Reihe individueller Fehler, die die Münchner auf die Verliererstraße brachte.

Von Jan Lüdeke

Das Spiel war von Freitag auf Donnerstag vorverlegt worden. »Einige dachten, das Spiel sei morgen, nicht heute«, vermutete Cortina schließlich. Tatsächlich: der EHC fand zu Beginn der Partie überhaupt nicht statt. 17 Sekunden waren gerade mal gespielt, da klingelte es zum ersten Mal im Kasten von Joey Vollmer. Und das, obwohl Wild Wings-Trainer erwartet hatte, »dass der EHC in den ersten fünf bis zehn Minuten alles geben wird. Ihr Trainer war wegen letzter Woche unzufrieden.« Statt Wiedergutmachung zu betreiben, lagen die Münchner nach zehn Minuten aber bereits mit 0:2 zurück, bis zum Ende des ersten Drittels hatten die Schwarzwälder gar noch einen weiteren Treffer draufgesetzt.

Beim ersten Gegentreffer schien es, als hätten die beiden Verteidiger aus der Starting Six, Chris Bahen und Markus Jocher, vergessen, was ihr Job ist. Vor dem zweiten Treffer verlor der erneut völlig indisponierte Andi Raubal den Puck, vor dem letzten Tor im ersten Spielabschnitt gelang es Elvis Beslagic in Unterzahl nicht, die Scheibe unbedrängt aus dem eigenen Drittel zu bugsieren – der EHC in Geberlaune, Schwenningen nahm im Stile eines Topteams dankbar an. Zwei starke Tore von David Wrigley (Cortina: »Er hat sich die Treffer verdient.«) reichten aus Münchner Sicht leider nicht mehr, um die Partie zu drehen.

Einen unglücklichen Tag erwischte diesmal auch Torhüter Jochen »Joey« Vollmer. Bei einigen Gegentreffern sah der sonst so starke Schlussmann nicht gut aus. Im Umfeld werden erste Rufe nach einem Keeperwechsel laut. Doch scheint das Vertrauen in den jungen Schweden Peter Holmgren (noch) nicht groß genug zu sein. Von einer Verpflichtung des italienischen Nationaltorhüters Günther Hell, der zwischenzeitlich als Standby-Goalie lizensiert worden war, hat man abgesehen. Man möchte den Trumpf, noch einen Ausländer zu verpflichten, nicht zu früh ausspielen. Stattdessen hofft Cortina, dass Jochen Reimer von den Metro Stars aus Düsseldorf, der beim EHC eine Förderlizenz besitzt »ein paar Tage freigegeben wird«. Denn einen großen Vorteil hat der Coach beim 23-Jährigen bereits ausgemacht. »Er und Vollmer haben den selben Vornamen. Da müssen sich die Mitspieler nicht umstellen.«

Immerhin hat Cortina seinen Humor nicht verloren. Vielmehr ruht seine Hoffnung auf der insgesamt achttägigen Spielpause. »Vielleicht hilft uns die Pause, neue Energie zu schöpfen.« Psychische Energie wohlgemerkt, denn das Problem des EHC liegt in den Köpfen der Spieler. Deshalb findet auch Chris Bahen: »Manchmal ist es gut, ein paar Tage weg zu sein und sich danach neu zu konzentrieren.« Zumindest sollten die Münchner Eishockey-Cracks im nächsten Spiel mit mehr Konzentration zur Sache gehen. Denn am Freitag (wegen des Feiertags beginnt die Partie bereits um 18.30 Uhr) wartet ein typisches Team der Kategorie Aufbaugegner. Die Tower Stars aus Ravensburg halten momentan die Rote Laterne, haben aus den ersten vier Spielen noch keinen einzigen Sieg einfahren können. Eine Chance für den EHC – aber auch ein Risiko.

Artikel vom 30.09.2008
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