Spannendes zur Geschichte über das Wahrzeichen Grünwalds

Grünwald · Der Burg auf der Spur

Wie bunt das Leben im Mittelalter rund um die Burg in Grünwald war, kann man bei einer spannenden Führung erleben.  Foto: Schunk

Wie bunt das Leben im Mittelalter rund um die Burg in Grünwald war, kann man bei einer spannenden Führung erleben. Foto: Schunk

Grünwald · Sie ist ein echtes Unikat: Die Burg Grünwald ist die einzige noch ursprünglich erhaltene mittelalterliche Burg im Raum München – »ein kleiner Schatz«, findet Petra Rhinow. Die studierte Pädagogin führt Gruppen von Kindern und Erwachsenen durch das Kleinod im Münchner Süden. Hier ist noch sehr viel originalgetreu erhalten.

Denn anders als die Blutenburg in Obermenzing und der Alte Hof in der Münchner Altstadt fristete die kleine über 750 Jahre alte Burg in Grünwald lange Zeit ein eher »kümmerliches Dasein«: »Man wusste nicht so recht, ob sie noch gebraucht würde. Deshalb wurde sie im Gegensatz zu beiden anderen Burgen nicht modernisiert«, erklärt Petra Rhinow.

In den alten Gemäuern befindet sich nun ein Museum. Dessen Exponate erlauben eine regelrechte Zeitreise zurück zu den Anfängen der Burg. Im zwölften Jahrhundert wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Später, etwa um das Jahr 1270, kam sie in den Besitz der Wittelsbacher und diente drei Jahrhunderte als Jagdschloss. Von 1486 bis 1487 wurde sie grundlegend umgebaut und erweitert – die heute erhaltene Bausubstanz entstand. Ab Ende des 17. Jahrhunderts diente die Burg dann als Gefängnis für besonders gefährliche Verbrecher, später wurde sie zum Pulvermagazin umfunktioniert. Nach etwa hundert Jahren in privater Hand wurde die Burg im Jahr 1979 zum Museum.

Wer wissen möchte, wie es hier vor 500 Jahren zuging, braucht nur Petra Rhinow zuzuhören. Als sei es gestern gewesen, erzählt sie von der Burg und ihren Bewohnern. Eine der Anekdoten handelt von Herzog Christoph, dem jungen Bruder des regierenden Herzog Albrecht. Der chronische Raufbold wollte ständig seine Kräfte mit anderen messen – allerdings nicht friedfertig im sportlichen Wettkampf, sondern, indem er sein Gegenüber provozierte. Eines Tages besuchte er einen Schmied in Sendling. Als Bauer verkleidet bat der Herzog um neue Hufeisen für sein Pferd. Der Schmied fertigte die Hufeisen an und Christoph prüfte die Ware. Er bog das Hufeisen in die Form einer Brezel und beschwerte sich: »Dein Eisen taugt nichts«. Der Schmied aber bewies Humor und fertigte neue Hufeisen an. Als der Provokateur dann zahlte, nahm der Schmied dessen Münzen und bog sie in Schneckenform: »Dein Geld taugt auch nichts«, erwiderte er. Da lachten beide – und wussten: Sie sind einander ebenbürtig. Zum Kampf kam es nicht. So die Legende.

»Zu Grünwald im Isartal, Glaubt es mir, es war einmal …«, zitiert Petra Rhinow die Anfangszeilen des Liedes »Ja so warns die alten Ritters- leut«. Unter diesem Motto könnten auch ihre Führungen stehen. Denn besonders das Alltagsleben der früheren Einwohner will Rhinow den – oft noch sehr jungen – Besuchern näher bringen: »Es geht darum, was es früher zu essen gab, und darum, welche Sitten damals galten«, erläutert Rhinow. Oft erst beim Vergleich mit damals fällt den Kindern auf, dass es heutzutage immer noch Tischsitten gibt – und dass die nicht unbedingt sehr viel anders sind als damals: »Nicht ins Tischtuch schnäuzen«, sei eine »einleuchtende« und immer noch gültige Vorschrift, bemerkt Rhinow schmunzelnd. Seit zwölf Jahren ist sie Dozentin für Kunst und Geschichte. Sie führt Kinder und Erwachsene durch München und seine Sehenswürdigkeiten im Auftrag von Volkshochschulen, Familienbildungsstätten und der Bayerischen Schlösser- und Seen-Verwaltung.

Für eine Besichtung der Burg Grünwald ist jetzt der ideale Zeitpunkt: »Im Herbst ist es dort besonders reizvoll wegen der Laubfärbung«, erklärt Petra Rhinow. Ihre Führung durch die Burg ist zu dieser Jahreszeit »ein Renner«.

Die Tour dauert ungefähr Eineinviertelstunde und eignet sich für Familien mit Kindern ab 6 Jahren.

Der nächste und zugleich letzte Führungstermin mit Rhinow vor der Winterpause ist Samstag, 4. Oktober. Treffpunkt ist am Eingang zur Kasse der Burg Grünwald, Zeillerstr. 3, 82031 Grünwald. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich.

Wer an der Führung um 11.00 Uhr teilnehmen möchte, ruft die Volkshochschule München unter Telefon 480 06 62 39 an. Plätze für die Führung um 13.00 Uhr gibt es bei der VHS im Würmtal unter Tel. 089 / 859 60 32. Für 15.30 Uhr kann man sich bei der VHS Grafing unter Telefon 0 80 92/8 19 50 anmelden.

Carola Gruber

Artikel vom 24.09.2008
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