Hauptschule an der Bernaysstraße startet offiziellen »Schulversuch«

Am Hart · Unterricht in Sachen Islam

Der Vorsitzende des muslimischen Elternvereins, Asgar Can, mit dem Lehrbuch für den Islam-Unterricht, der kommende Woche beginnen soll.	Fotos: em

Der Vorsitzende des muslimischen Elternvereins, Asgar Can, mit dem Lehrbuch für den Islam-Unterricht, der kommende Woche beginnen soll. Fotos: em

Am Hart · Das neue Schuljahr beginnt an der Hauptschule an der Bernaysstraße mit einem ganz neuen Angebot: Nur hier können Münchner Fünft- und Sechstklässler ab der kommenden Woche auch islamischen Religionsunterricht besuchen. Zum Beginn der Sommerferien genehmigte das Kultusministerium für die Bernaysstraße und für eine Grundschule in Perlach diesen »Schulversuch«, der in Nürnberg und Erlangen bereits erfolgreich in die Verlängerung gegangen ist.

Ganz neu ist auch das eigens konzipierte Schulbuch, das den Fünft- und Sechstklässlern zum Schuljahresstart zur Verfügung steht.

Der Unterricht in der eigenen Religion ist ein seit langem gehegter Wunsch vieler muslimischer Eltern für ihre Kinder. Doch bis jetzt gab es nur »Unterweisungen«, meistens in türkischer Sprache, die nicht dem Standard eines Unterrichtsfachs entsprachen und auch für viele Kinder sprachlich schwer zu verstehen waren. Ab jetzt bekommen muslimische Kinder bei Interesse ein Schulfach, das evangelischem und katholischem Religionsunterricht sowie dem Ethikunterricht gleichgestellt ist – auch, was Benotung und Versetzungsrelevanz betrifft. Das ist Asgar Can, dem Vorsitzenden des muslimischen Elternvereins, der sich als Ansprechpartner für das bayerische Kultusministerium gründen musste, besonders wichtig. »Jetzt können interessierte Eltern einen schriftlichen Antrag bei der Schule stellen, und dann können ihre Kinder in der fünften oder sechsten Klasse in den Islam- statt in den Ethikunterricht gehen«, erklärt er.

Mindestens zwölf Schüler müssen angemeldet werden, damit der Unterricht stattfindet. »Mit dem genehmigten Lehrplan können die Kinder den Islam in seiner ganzen Bandbreite kennen lernen«, fügt Can hinzu. Wichtig ist ihm auch, dass die auf Deutsch unterrichteten Kinder bei ihren Mitschülern Vorurteile und Ängste durch Information ausräumen können. Es seien auch gemeinsame Stunden mit den Schülern aus dem Ethik- und dem christlichen Religionsunterricht geplant.

Diesen Ansatz unterstützt das Unterrichtsbuch »Saphir«, das auch Pädagogen und Muslime konzipiert haben, die unter der Federführung des bayerischen Staatsinstituts für Schulqualität und Bildung (ISB) den Lehrplan für den Islamunterricht erarbeitet haben. Beim Durchlesen fällt auf, dass immer wieder Bezüge hergestellt werden zwischen islamischer und anderen Religionen, Kulturen und Gesellschaftsordnungen. Das Buch vermittelt fundierte Informationen über den Islam und lädt dann die Kinder ein, diese vor dem Hintergrund ihres eigenen Lebens in dieser Gesellschaft einzuordnen. Ein »entängstigendes Buch« nennt es die verantwortliche Lektorin Claudia Lueg. Lehrplan und Lehrbuch hatten keine Schwierigkeiten, vom bayerischen Kultusministerium genehmigt zu werden. Das Ziel der Integration in diese Gesellschaft ist bei beiden überdeutlich. Die Frage, welche Ansprüche in diesem Zusammenhang an das muslimische Lehrpersonal gestellt würden, etwa in der Frage einer Kopfbedeckung, bringt der Pressesprecher des Kultusministeriums, Dr. Ludwig Unger, auf die Formel »Kopftuch nein, Hut ja«.

Um die Lehrkraft gibt es noch Diskussionen. Mit dem ersten Vorschlag des Elternvereins war das Kultusministerium nicht einverstanden. Das sei eine Frage der »pädagogischen und persönlichen Eignung«, hält sich der dortige Ansprechpartner für den Verein, Dr. Ulrich Seiser, betont allgemein. Inzwischen scheint aber eine andere Lehrerin gefunden zu sein. Eva Mäkler

Artikel vom 09.09.2008
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