Die Stadt feiert drei Monate lang 850. Geburtstag

Lang lebe Munichen!

Tourismuschefin Gabriele Weishäupl (2. v. l.) und Kulturreferent Hans-Georg Küppers haben bei einer Pressekonferenz zum Stadtgeburtstag schon mal das Tanzbein geschwungen. TAM

Tourismuschefin Gabriele Weishäupl (2. v. l.) und Kulturreferent Hans-Georg Küppers haben bei einer Pressekonferenz zum Stadtgeburtstag schon mal das Tanzbein geschwungen. TAM

Wir schreiben das Jahr 2008, am 14. Juni vor genau 850 Jahren gründete Heinrich der Löwe die Stadt München – was ab sofort mit „dem faszinierendsten und schönsten Festsommer Europas“ gefeiert wird, wie die Koordinatorin der Jubiläumsfestivitäten, Henriette Wägerle, jubelt.

Die Öffentlichkeitsbeauftragte des Wirtschaftsreferats dürfte derzeit die meistbeschäftigte Mitarbeiterin der Stadtverwaltung sein, worauf bereits das Programmheft zum Jubiläum schließen lässt: 212 Seiten ist dieses dick und ein gutes Pfund schwer. Wie viel Tausend Bürger zum Gelingen der darin gelisteten 400 Veranstaltungen beitragen werden, „konnte bislang niemand zählen“. Mit dem Stadtgründungsfest am 14. und 15. Juni startet die dreimonatige Geburtstagsfeier offiziell.

Das Stadtgründungsfest wird jedes Jahr gefeiert – zum runden Jubiläum aber fällt es besonders opulent aus. Mittelpunkt der Festlichkeiten am kommenden Wochenende wird ein Show-Programm am Marienplatz sein, von dort aus kann das Publikum zu weiteren Bühnen an den Odeonsplatz, den Stachus oder den Rindermarkt spazieren. In der Fußgängerzone lautet das Thema dieser Tage „Trachtenschau“ – rund 10.000 Brauchtums-Freunde präsentieren sich hier mit Musik und Tanz, am Sonntag steht ein Umzug an. Den Rindermarkt dagegen haben sich die Flößer von Isar und Loisach reserviert: Sie zeigen das Floßbau-Handwerk; Kinder dürfen selbst gezimmerte Mini-Flöße im Rindermarktbrunnen testen.

Damit auch das Altstadtringfest zur runden Sache und zum zweiten Höhepunkt des Stadtjubiläums wird, ist einen Monat später, am Wochenende des 19. und 20. Juli, logistischer Großkampf gefragt: Erst am Freitag um 21 Uhr wird die sieben Kilometer lange, teils vierspurige Hauptverkehrsader der Innenstadt für Autofahrer komplett gesperrt. Innerhalb der folgenden 13 Stunden müssen elf Bühnen und 160 Zelte aufgebaut werden – und alles, was dazu gehört. „Wenn das steht, fällt mir ein riesiger Stein von Herzen“, sagt Wägerle. An zehn Stationen wird am nächsten Wochenende die Geschichte der Stadt lebendig. Im Tal wird das Mittelalter mit Stadtwachen und Rittern in Originalkostümen inszeniert; Der Marstallplatz wird zum „Marktplatz der Wissenschaften“; der Wittelsbacher Brunnen zum Treff für Hip-Hop-Musiker und Graffiti-Künstler. Rund ums Sendlinger Tor wagen die Münchner mit bizarren (Flug-)Maschinen und Roboter-Vorführungen einen Blick in die Zukunft, ebenda steigt am Samstagabend – neben anderen Shows – ein Konzert der Hip-Hop-Band „Blumentopf“. Bis 4 Uhr früh darf am Samstag gefeiert werden – „erstaunlich, dass die Stadt das erlaubt, das erleben wir nie wieder“, so Christian Waggershausen, Organisator des Programms am Sendlinger Tor.

Kommende Woche wird veröffentlicht, wann die Innenstadt für Autos gesperrt ist – Wägerle wirbt um Verständnis dafür, „dass wohl nicht einmal die Anwohner problemlos in ihre Wohnungen gelangen werden“. Sie sollten berücksichtigen, dass so ein Fest nur alle 50 Jahre gefeiert wird.

Die dritte Großveranstaltung ist das Isarbrückenfest vom 1. bis 3. August: Von der Cornelius- bis zur Maximiliansbrücke werden in diesen Tagen Theateraufführungen, Lichtshows auf dem Wasser und künstliche Isar-Inseln geboten. Bei allen Superlativen darf nicht vergessen werden, dass es neben den sogenannten „Highlightveranstaltungen“ 400 kleinere Events gibt: Beispielsweise das Fest „Nachbarn bauen Brücken“ am 5. und 6. Juli auf dem Jakobsplatz, bei dem alle Nachbarn in Münchens neu gestalteter Mitte erstmals gemeinsam ihre Türen öffnen, zum Beispiel die israelitische Kultusgemeinde, das Angerkloster, das Stadtmuseum und der neu errichtete Angerhof.

Nachbarschaftlich wird es auch beim ersten gemeinsamen Sommerfest für Schwabinger und Milbertshofener Bürger am 12. Juli im Petuelpark zugehen. Und bei der Ausstellung „Föhring – Geburtshelfer Münchens?“, ab 2. August im Pfarrsaal St. Lorenz in Oberföhring darf spekuliert werden, ob das Dorf „Munichen“ zur Weltstadt geworden wäre, hätte Heinrich der Löwe vor 850 Jahren nicht die Salzstraße durch den kleinen Marktflecken gelenkt.

Unsere Vorfahren übrigens haben das Münchner Stadtjubiläum erstmals 1858 gefeiert. Ein Chronist hatte damals vermutet, dass noch die Kinder dieser Zeit ihren Enkeln vom Fest berichten werden. Jubiläums-Koordinatorin Wägerle vermutet auch, dass man es bereuen wird, wäre man während der „Highlightveranstaltungen“ nicht in der Stadt – „es wird unvergesslich“, verspricht sie. Von Nadine Nöhmaier

Weitere Infos zum 850. Geburtstag Münchens

Artikel vom 05.06.2008
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