Geheimnis um Unterföhringer archäologische Grabungen gelüftet

Unterföhring · Objekte in Ehren halten

Lehmverschmiert das Geheimnis gelüftet: Petra Haller (Mitte) und Alexander Lebeda (l.) von PLANAteam München präsentieren die Ergebnisse ihrer archäologischen Arbeit. Foto: ko/Gemeinde

Lehmverschmiert das Geheimnis gelüftet: Petra Haller (Mitte) und Alexander Lebeda (l.) von PLANAteam München präsentieren die Ergebnisse ihrer archäologischen Arbeit. Foto: ko/Gemeinde

Unterföhring · Das Geheimnis ist gelüftet: Die Gemeinde Unterföhring hat gemeinsam mit den Fachleuten vor Ort erste Ergebnisse der archäologischen Grabungen auf dem Bürgerhausgrundstück der Öffentlichkeit vorgestellt. Petra Haller, Leiterin des Büros für archäologische Untersuchung PLANAteam München, präsentierte unter anderem Funde, die aus der Zeit von zirka 4.900 v. Chr. stammen.

»Das ist das Gold der Archäologen, das wir sonst viel zu selten finden«, sagte Haller während der Pressekonferenz vergangene Woche im Rathaus. Unverwüstlich überdauerten Steingeräte, die zur Holzbearbeitung benutzt wurden, rund 7.500 Jahre auf nunmehr Unterföhringer Grund.

Das Archäologenteam hat den milden Winter genutzt und den Oberflächenabtrag, der vorgenommen wurde, weil auf dem Bürgerhausgrundstück vor rund zwölf Jahren ein künstlicher Park angelegt war, fachmännisch begleitet. Dabei ist das Grabungsteam auf 627 archäologische Funde gestoßen, womit sowohl konkrete Gegenstände als auch Spuren gemeint sind. Zu den Objekten zählen unter anderem Siedlungsspuren verschiedener Epochen, wie Pfosten- und Siedlungsgruben, Hausgrundrisse und Fundamente, aber auch Keramik aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Bemerkenswert ist laut Petra Haller vor allem die Spur eines Webhauses, das zirka aus dem neunten Jahrhundert stammt und somit auf das Hoch- bis Spätmittelalter datiert werden kann. Außerdem wurden auch Gräben als Reste ehemaliger Befestigungsanlagen, einige Gräber und Nachweise für handwerkliche und industrielle Tätigkeiten, wie Öfen und Abfallgruben, freigelegt.

Petra Haller hofft, einen der sieben zirka 350 Kilogramm schweren Öfen, die im Übrigen auch bereits rund 7.500 Jahre alt sind, im Block bergen zu können. Dieser könnte dann eventuell das Foyer des neuen Bürgerhauses zieren. Unterföhrings Rathauschef Franz Schwarz überlegte während der Pressekonferenz, den Ofen vielleicht in einem Glaswürfel im Eingangsbereich des neuen Gebäudes auszustellen. »Ich würde die Objekte hoch in Ehren halten«, sagte er. Auch Peter Zimmermann, Vorsitzender des Museums- und Heimatvereins und Heinrich Frey, Ortschronist und Museumsleiter, meldeten Interesse an den Objekten an.

Sie könnten sich vorstellen, einige der Stücke im Museum auszustellen. Bei der Arbeit der Archäologen in Unterföhring handelt es sich um eine Rettungsgrabung, bei der ein Fund bei Baumaßnahmen bereits beschädigt ist. Meistens findet die Dokumentation unter großem Zeitdruck statt. In Unterföhring standen seit November für die Archäologen insgesamt 60 Arbeitstage Zeit zur Verfügung. Die Arbeit der Grabungsfachleute wird Anfang Juni beendet sein. Und somit laut gemeindlichem Zeitplan pünktlich zum Beginn des Bürgerhausbaus, das auf dem Areal errichtet wird und im Frühjahr 2010 fertig gestellt sein soll.

Es wurden 40 Bodenproben für »archäobotanische« Analysen entnommen. Mit ihnen kann unter anderem nachgewiesen werden, was die Menschen gegessen und angebaut haben. Nach Ende der Grabungen ist auch erst ein Teil der Arbeit getan: Denn manche Gegenstände müssen dann restauriert und gereinigt und Metalle konserviert werden. K. Ossoinig

Artikel vom 27.05.2008
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