„Ruben Cossani“ erobern im Mai auch München

München - Viel mehr als nur „retro“

Ruben wer? „Ruben Cossani“ heißt die Hamburger Band, die zur Zeit als die beste Newcomer-Gruppe Deutschlands gehandelt wird. Kein Wunder – ist ihr musikalischer Kopf doch alles andere als ein Newcomer: Michel van Dyke ist seit zwei Jahrzehnten im Geschäft, mit Soloalben, Filmmusik und Kompositionen wie „Du trägst keine Liebe in Dir“ für die Band „Echt“.

Für Ruben Cossani hat er sich mit den rund zwanzig Jahre jüngeren Musikern Konrad Wißmann und Leo Lazar zusammengetan. Das Samstagsblatt traf die Band in München anlässlich ihres Konzerts am 7. Mai im „Backstage“.

Ihr gebt Euch ja bei Euren Auftritten ganz „retro“, nennt als musikalische Vorbilder auch die Beatles an erster Stelle. Ich finde Eure Musik aber eigentlich ziemlich modern …

Michel: Sind wir ja auch irgendwie. Rein musikalisch sowieso jeder von uns auf seine Art. Konrad: Mit diesen Anzügen auf der Bühne – das ist so ein bisschen „Arbeitskleidung”. Da weiß man, jetzt geht’s um diesen Auftritt. Wir haben natürlich aber schon auch versucht, eine eigene „Marke“ einzurichten. Doch es hat ja auch tatsächlich mit unserer Musik zu tun – da gibt’s ja schon auch viele Elemente aus den Sechzigern. Ihr erreicht aber auch ziemlich viele Leute, die musikalisch vielleicht gar nicht so auf die Sechziger Jahre stehen … Michel: Letztendlich geht es auch nicht um dieses „Label“! Wir wollen Leute mit unserer Musik berühren, über Inhalte. „Retro“, das ist nur so eine oberflächliche Verpackung. Leo: Das mit den Anzügen, das ist eher eine Geschmacksfrage – wir sind kein dogmatischer Verein.

Wie könnte man denn sonst noch Eure Musik beschreiben – zu einem Regentag wie heute passt sie doch zum Beispiel ganz gut?

Michel: Die Musik hat einfach mehr zu tun mit dem Alltag, mit dem „Gewöhnlichen“. Mit den Gedanken, die einem so durch den Kopf gehen, wenn man so ganz alleine mit sich durch die Stadt läuft. Das ist so die Essenz dessen, wovon die Songs handeln. Diese kleinen „Dramen“, die sich manchmal abspielen zwischen Männern und Frauen … auch eher tragigkomisch umgesetzt.

Deswegen auch der Titel Eurer CD: „Tägliche Landschaften“?

Michel: Ja. Eure CD wirkt wie „Filmmusik“ auf mich. Michel: Sehr gut! Konrad: Wir beabsichtigen das sogar! Michel: Wir lieben alle Filme! Besonders auch diese älteren Filme, wo die Musik auch noch wichtig war. Von Stanley Kubrick zum Beispiel, der die Musik ganz gezielt eingesetzt hat. Da gibt es wirklich Filmmusik, die ich sehr geliebt habe und die ich auch noch heute höre. Zum Beispiel Dr. Schiwago … Konrad: James Bond … Michel: Das sind großartig arrangierte, orchestrale Sachen, meistens. Und ich finde, das sind auch Sachen, die man seit langer, langer Zeit nicht mehr gehört hat. Diese Bläserarrangements bei James Bond, zum Beispiel. Das beeinflusst auch unsere Popmusik. Bei „Zwillingsbruder“, da haben wir so’n paar Bläser eingesetzt.

Kommt Ihr dann etwa auch mit Orchester ins Backstage am 7. Mai?

Konrad: Nee, leider nicht. Aber in Hamburg haben wir schonmal mit Orchester gespielt. Leo: Aber wir kommen schon mit ‘ner ganzen Band, außer uns dreien noch vier Leute. Michel: Der Rest kommt dann halt vom Keyboard – aber es klingt trotzdem sehr, sehr orchestral. Außerdem funktionnieren diese Songs in jeder Besetzung … Konrad: Na ja, nicht jeder … Michel (stirnrunzelnd): Das ist Blödsinn! Ich habe sie immerhin auf dem Klavier komponiert. Dadurch wird es dann halt wieder etwas anders – einfach ausgedrückt, eine „Unplugged“-Version, die sehr viel anders klingt als auf der CD.

Und solche Stücke wie das sehr kurze Instrumental „Romy Schneider“ – ist das wie eine „Skizze“ zu einer Filmszene, die Du Dir vorgestellt hast, Michel? Ist das nur ein Anfang?

Konrad und Leo (mit vielsagendem Blick zu Michel): Hmm hmm, hmm … Michel: Die Anfangsidee liegt darin, dass wir mehr machen wollen als nur Popsongs, aneinaneinandergereiht. Wir wollten ein Album machen, dass so eine Stringenz hat, so ‘ne Spannung, wo man als Zuhörer irgendwie dabei bleiben muss, wo es Ruhepausen gibt … wo man plötzlich in so ‘ne Filmwelt versinkt, zwischen zwei Stücken, dass man verschnaufen kann.

Das braucht man dann doch bei Eurem Bühnenauftritt vielleicht auch? Du möchtest das dann also hören? Ja! Konrad: Du inspirierst gerade ganz schön, merkst Du das eigentlich (…) Michel, ich hoffe, ich tue Dir nicht unrecht, wenn ich sage, dass Du ein bisschen wirkst wie der Papa der beiden ... Leo (grinst): Das liegt an ihm … älterer Bruder, bitte! Konrad: Man kann nicht abstreiten, dass Leo und ich jünger sind – und das ist ja auch gut so: Michel ist durch uns wieder etwas jünger geworden! Michel: Jünger?! „Spackiger“ – alberner, verrückter. Konrad: Und ich für meinen Teil kann sagen, dass ich von Michel musikalisch wie auch menschlich sehr viel lernen kann.

Was hast Du denn vorher musikalisch gemacht?

Konrad: Eine ganz andere Richtung. Ich habe selber Songs geschrieben, auch melancholisch und poppig, aber mehr englischen Pop. Und seitdem ich jetzt Michel kennengelernt habe, weiß ich einfach, dass noch mehr geht. Ich habe auch immer noch ‘ne andere Band – wir machen so Funk-Pop-Musik. Leo: Ich bin ja Schlagzeuger und habe früher viel Klassik gemacht, Landesjugendorchester Schleswig-Holstein und so. In den letzten viereinhalb Jahren habe ich bei verschiedenen Prijekten viel als Studio- und als Live-Drummer mein Geld verdient – mit ganz viel Hip-Hop. Da stehe ich auch immer noch drauf.

Beeinflussen diese unterschiedlichen Backgrounds auch Eure Musik?

Michel: Ich bin natürlich schon der Kopf, sozusagen, und gebe die Richtung vor. Aber das, was die Platte ausmacht, ist ja, was von uns dreien rüberkommt, wie wir zusammen singen. Leo und Konrad sind unglaublich musikalisch. So mit „Statisten“, das würde für mich nicht funktionieren. Das habe ich lange hinter mir. Und ich wollte eigentlich schon lange ein Pop-Album machen nach meinen Solo-Alben – mit einer Band. Ich wollte nicht zu sehr abdriften in die Chansonecke. Ich hatte die Idee fast schon begraben, und dann lernte ich zunächst Konrad kennen, und es passte einfach. Allein schon durch sein jugendliches Auftreten wird es poppig – und er hat einfach eine fantastische Stimme. Und dann habe ich Leo kennengelernt, Konrad angerufen: „Ich hab’ jemanden gefunden, er heißt Leo …“ Und Konrad meinte: „Den kenne ich – der ist ja noch verpeilter als ich …“ Leo: Was nicht stimmt, aber egal … Konrad: Das meinten wir ja mit „Spackentum“ …

Ist diese Stimmung zwischen Euch auch ein Grund dafür, dass Eure Musik auf mich auf so angenehme Weise „beiläufig“ wirkt?

Konrad: Ja, das ist genau das! Ich habe zum Beispiel „Mitgefühl“ zuerst ganz anders gesungen (singt und klopft den Rhythmus auf den Tisch), und dann hat Michel gemeint: „Sing’ doch mal etwas entspannter!“ (singt und klopft die andere Version) Das war am Anfang schwierig für mich. Ich glaube, diese Sachen machen es zum Teil auch aus, dass es kein Schlager oder oberflächlicher Pop ist. Und jetzt gehe ich beim Songschreiben auch selbst ganz anders dran.

Kennt Ihr das Backstage? Habt Ihr eine Idee, was Euch da am 7. Mai erwartet?

Konrad: Gar nicht. Und ich glaub’, ich will das auch gar nicht. Wir müssen versuchen, dass wir ein in sich stimmiges Programm schaffen, was ein bisschen Theater ist, ein bisschen Musical vielleicht – ich sage betont, ein bisschen – und auch Popkonzert und Sixties und Beatles, sowas. Dann ist es hoffentich egal, in welchem Club wir spielen. Wird es auch für Leute, die die CD kennen, noch Überraschungen geben beim Konzert? Konrad: Ja, die gibt es – ein paar schöne Titel, die man noch nicht kennt. Vielleicht auch mal noch einen etwas fröhlicheren Song.

Danke, ihr drei, für das fröhliche Gespräch!

Von Eva Mäkler

Artikel vom 24.04.2008
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