Münchner Polizei schickt Ehrenamtliche auf Streife

München - Wächter der Sicherheit

Helmut Gebert ist „erfüllt“ von seiner Arbeit für die Sicherheitswacht der Polizeiinspektion 43 (Olympiapark) – und er ist überzeugt, seinen Mitmenschen durch seinen Dienst zu helfen. Foto: Sebastian Bolenius

Helmut Gebert ist „erfüllt“ von seiner Arbeit für die Sicherheitswacht der Polizeiinspektion 43 (Olympiapark) – und er ist überzeugt, seinen Mitmenschen durch seinen Dienst zu helfen. Foto: Sebastian Bolenius

Für Sicherheit und Ordnung in der Öffentlichkeit zu sorgen ist nicht alleine Aufgabe der Polizei – das betont ebendiese in einem aktuellen Aufruf: Auch das Engagement der Bürger sei gefragt. Daher werden Münchner gesucht, die als ehrenamtliche Mitarbeiter der Sicherheitswacht „ein größeres Sicherheitsgefühl in der Stadt schaffen“, wie Polizei-Sprecherin Claudia Haas sagt.

Aktuell bräuchte man vor allem in Schwabing, Ramersdorf-Perlach und Milbertshofen Verstärkung durch engagierte Bürger. Die Bezirksausschüsse allerdings bezweifeln, ob „Hilfssheriffs“ die Polizeiarbeit sinnvoll ergänzen können.

Sicherheitswächter unterliegen dem „Jedermannsrecht“ – und haben daher keine Sonderbefugnisse: Sie dürfen bei Konflikten eingreifen und sich selbst verteidigen wie jeder andere Bürger auch. Ihnen ist nur erlaubt, einen Verdächtigen festzuhalten, wenn die Person nicht identifizierbar ist. „Allerdings können Sicherheitswächter bei Gefahr im Verzug einen Platzverweis erteilen, das heißt eine Person anweisen, sich zu entfernen“, so Haas.

Am wichtigsten sei aber, dass die Sicherheitswächter in den Fällen handeln und Hilfe holen, in denen ihre Mitbürger wegsehen: „Augen und Ohren offen halten – Präsenz zeigen, gerade in Wohnanlagen und Parks, die eine Polizeistreife oft nicht erreicht, darum geht es“, erklärt die Polizei-Sprecherin. Lokalpolitiker aus den betroffenen Stadtgebieten haben gemischte Gefühle, was die Aufstockung der örtlichen Sicherheitswacht betrifft: „Dem Bürger das Gefühl von Sicherheit zu geben ist wichtig, allerdings haben wir eine erheblich niedrigere Kriminalitätsrate als andere Stadtteile“, sagt Anja Burkhardt (CSU), stellvertretende Vorsitzende des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach (BA 16). „Eine Sicherheitswacht ist bei uns nicht notwendig.“ Marina Achhammer von der SPD-Fraktion sieht das genauso, da „die Polizei die Lage im Griff hat und keine Verstärkung durch den Bürger braucht“.

1994 in Nürnberg, Ingolstadt und Deggendorf als Modellprojekt ins Leben gerufen, arbeitet die Sicherheitswacht inzwischen in 58 bayerischen Städten. In jenem Jahr hatte der bayerische Landtag das Sicherheitswachterprobungsgesetz (SEG) in Kraft gesetzt und damit die rechtliche Grundlage für das Ehrenamt geschaffen. Interessierte und geeignete Bürger absolvieren seither jeweils 40 Unterrichtseinheiten im Polizeipräsidium, bekommen anschließend ein Handfunkgerät sowie eine gelbe Ärmelschlaufe mit der Aufschrift „Sicherheitswacht“ – und schließlich geht’s per Fuß oder mit dem Fahrrad zur Streife!

„Diese Ausbildung reicht bei weitem nicht aus, um Sicherheitsarbeit leisten zu können“, kritisiert allerdings Antonie Thomsen (SPD), Chefin des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart (BA 11). „Bevor man Bürger in Milbertshofen einsetzt, sollte man die Polizeipräsenz erhöhen.“ Wo man die Sicherheitswacht bislang eingesetzt hat, habe sich an der Lage nichts verändert. Bislang sind lediglich zwei Sicherheitswächter im 11. Stadtbezirk stationiert. Der Polizei zufolge gilt es, diese zu unterstützen – damit sich das Sicherheitsgefühl im Viertel weiter verbessert.

Helmut Gebert von der Sicherheitswacht der Polizeiinspektion 43 (Olympiapark) ist überzeugt, seinen Mitbürgern durch seinen freiwilligen Dienst zu helfen. Er sieht die Arbeit für die Sicherheitswacht als „soziale Verpflichtung“, die ihn „erfüllt und fit hält“.

Seit sechs Jahren läuft er zwei- bis dreimal die Woche durch seinen Bezirk, „die Anwohner kennen mich und zögern nicht, mich anzusprechen – zum Beispiel, wenn es um Vandalismus an Spielplätzen geht“, sagt er. „Dieser lässt nach, wenn man als Sicherheitswacht präsent ist.“ Wer mehr über die ehrenamtliche Arbeit bei der Sicherheitswacht erfahren will, kann sich an die für sein jeweiliges Viertel zuständige Polizeiinspektion wenden. Von Sebastian Bolenius

Artikel vom 24.04.2008
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