Ohne Finanzspritze droht Deutschem Museum das Aus

München - Museumsjuwel in Gefahr

Ein gefährlicher Platz für Exponate: Der Keller des Deutschen Museums ist hochwassergefährdet. Foto: Dt. Museum

Ein gefährlicher Platz für Exponate: Der Keller des Deutschen Museums ist hochwassergefährdet. Foto: Dt. Museum

Das Deutsche Museum gehört zu den beliebtesten Museen in Deutschland – und glänzt mit den höchsten Besucherzahlen. Trotzdem kämpft die Einrichtung ums Überleben: akute Geldnot, so die Diagnose. Die Sanierung des Gebäudes ist überfällig, auch die Exponate können nicht mehr sachgerecht gelagert werden.

Die Museumsleitung hofft nun auf Zuschüsse vom Freistaat und auf private Investoren aus der Industrie. Technik und Naturwissenschaften liegen bei der Bevölkerung nach wie vor hoch im Trend.

„Wir sind das meistbesuchte Museum in Deutschland“, freut sich Bernhard Weidemann, Sprecher des Deutschen Museums. Im vergangenen Jahr seien insgesamt knapp eineinhalb Millionen Leute gekommen. „Wir hatten mehr Besucher als Neuschwanstein.“

Doch ist der Erfolg auch eine Garantie dafür, dass den Münchnern ihr Wahrzeichen auf der Museumsinsel erhalten bleibt? Ganz und gar nicht – das Deutsche Museum braucht dringend eine hoch dosierte Finanzspritze, sonst ist es in seiner Existenz bedroht. „Unser Gebäude müsste von Grund auf saniert werden“, mahnt Weidemann. Das Haus sei 1925 erbaut worden, „und seither ist nie etwas gemacht worden“. Das gegenüberliegende Deutsche Patentamt habe wesentlich später Richtfest gefeiert und sei bereits zweimal generalüberholt worden.

Gefährdet sind allerdings auch die Exponate des Hauses. „Wie fast alle Museen stellen wir nur 20 Prozent unserer Stücke aus“, erklärt Weidemann. Im Untergeschoss befänden sich noch unzählige Schätze, „die Räume platzen aus allen Nähten“. Das Lager sei längst zu klein. Doch dies ist nicht das einzige Problem. „Die Exponate auf der Museumsinsel aufzubewahren ist riskant“, klagt Weidemann.

Der Grund ist die nahe Isar, die immer wieder über die Ufer tritt. Wenn der Keller nass wird, können die historischen Gegenstände leicht kaputt gehen. Ziel sei deshalb, ein neues Depot außerhalb des Hauptgebäudes zu errichten. Als Standort sei etwa die Flugwerft in Schleißheim denkbar, die ebenfalls zum Deutschen Museum gehört. Allerdings fehle es für ein solches Projekt bislang noch am nötigen Kleingeld. Zusätzliche finanzielle Mittel braucht das Museum außerdem, um seine Ausstellungen auf dem aktuellen Stand zu halten.

„Die Technik entwickelt sich ja ständig weiter“, erklärt Weidemann. „Beim Thema Bergbau ist das kein Problem, aber der Bereich Energie ist bei uns inzwischen veraltet.“ Um das weltweit berühmte Deutsche Museum von Grund auf in Schuss zu bringen, wäre eine Summe von 300 bis 400 Millionen Euro nötig. Zuständig für die Finanzierung ist in erster Linie der Freistaat, der auch für 70 Prozent der Betriebskosten aufkommt.

Von „einer historischen Herausforderung“ spricht gar Markus Gnad, Sprecher im Bayerischen Wissenschaftsministerium. Das Land werde sich zwar auf jeden Fall an den Kosten beteiligen, „aber allein können wir diesen Betrag nicht schultern“. Machbar sei die Generalüberholung nur mit Hilfe der Wirtschaft. Die Museumsleitung teilt diese Auffassung.

Generaldirektor Wolfgang Heckl sei bereits mit einigen Unternehmen aus der Industrie in Kontakt, sagte Weidemann. Konkrete Zusagen gebe es aber noch nicht.

Artikel vom 13.03.2008
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