Tierärztin Maike Röder-Thiede ist Moosachs Weihnachtsengel

Moosach · Der Engel von Lemberg

Weihnachtsengel Maike Röder-Thiede (li.) und Monika Gabriel zwischen abertausend Sachspenden, die in der Ukraine dringend benötigt werden. Foto: wei

Weihnachtsengel Maike Röder-Thiede (li.) und Monika Gabriel zwischen abertausend Sachspenden, die in der Ukraine dringend benötigt werden. Foto: wei

Moosach · Auf der Suche nach dem Weihnachtsengel erreichte die Redaktion des Moosacher Anzeigers eine Flut an Berichten über hilfsbereite Moosacher. Alle hätten den Ehrentitel für außerordentliches soziales Engagement, den der Moosacher Anzeiger heuer erstmals verleiht, verdient gehabt. Gewinnen konnte jedoch nur einer. Die Wahl fiel auf die Tierärztin Maike Röder-Thiele.

In ihrem Brief an die Redaktion berichtete Monika Gabriel von der Moosacherin und ihrem aufopferungsvollen Einsatz für arme Menschen in der Ukraine.

»Es gibt nichts Gutes, außer man tut es« – diesen Spruch des Schriftstellers Erich Kästner hat sich Röder-Thiede zu ihrem Lebensmotto gemacht. Bereits seit 1992 unterstützt sie nach dieser Devise notleidende Menschen in der Westukraine, speziell im Kreis Lemberg. Zusammen mit dem Moosacher Ehepaar Barbara und Georg Wellner rief sie 1996 die Privatinitiative »Hilfe für die Ukraine« ins Leben. Mittlerweile unterstützt die Aktion 138 Haushalte mit Päckchen, in denen elementare Dinge zum Leben enthalten sind. Die Bedürftigkeit dieser Menschen ermittelt eine Sozialstation vor Ort. Sie teilt Röder-Thiede mit, was dort benötigt wird.

Egal ob Waschmittel, Seife oder Kleidung – jeder Haushalt wird nach individuellen Bedürfnissen versorgt. Neben Privatpersonen freuen sich auch mehrere Einrichtungen über die Hilfe aus Moosach. Röder-Thiede hat sich auch einer Psychiatrie angenommen, in der unfassbare Zustände herrschen. »Dort leben 200 Menschen auf engstem Raum zusammen. Nicht nur die Bettlaken sind total verdreckt. Wenn wir Schuhe dorthin schicken, verstecken die Patienten sie nachts unter ihrem Kopfkissen, damit sie nicht geklaut werden«, erzählt Röder-Thiede. Ähnlich bizarre Szenen spielen sich in einem Krankenhaus, das die Initiative unterstützt, ab. Röder-Thiede erinnert sich: »Dort ist während einer Kaiserschnittgeburt der Strom ausgefallen. Daraufhin sind Einwohner mit ihren Autos vor den Kreißsaal gefahren und haben mit den Scheinwerfern den Saal erhellt. Das ist doch unglaublich.«

Bei allem Elend, mit dem die Tierärztin konfrontiert wird, die Dankbarkeit der Ukrainer macht ihr immer wieder Mut. »Auf jede Sendung bekomme ich einen Dankesbrief. Diese große Dankbarkeit ist meine Motivation«, so Röder-Thiede. Die Briefe sind aber auch erschreckende Tatsachenberichte aus einer Welt, die sich viele wohl kaum vorstellen können. Sie erzählen von betrunkenen und randalierenden Ehemännern, fehlendem Schlafzeug in kalten Nächten und Krankheiten, die nur notdürftig behandelt werden. Die Moosacherin hilft Menschen, deren Leben außer Kontrolle geraten ist – denn Röder-Thiede hat selbst eine schwere Zeit erlebt. Sie durchlitt eine ernste Krankheit, die ihr Leben verändert hat.

Das Überstehen dieser Leidenszeit war die Initialzündung für ihre Hilfsaktion. »Ich wollte dieses Glücksgefühl anderen Menschen weitergeben«, erzählt sie, wie sie ihr erstes Hilfspaket packte. »Als mir dann die Familie einen Dankesbrief schickte, dachte ich mir: Das ist dein Schicksal, das machst du jetzt!«.

Da Röder-Thiede kaum Kapazität für neue Hilfsgüter hat, bittet sie alle, die gerne mithelfen möchten, von einer Sachspende abzusehen. Wer sich informieren möchte, wie man dem Weihnachtsengel trotzdem unter die Arme greifen kann, schreibt am besten eine E-Mail an dr-roeder@gmx.de. Getreu dem Motto: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es«. Andreas Weiß

Artikel vom 18.12.2007
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