Der Bogenhausener Anzeiger zeichnet die Helfer vom »Projekt Mahlzeit« aus

Unterföhring · Engel werden belohnt

Stolz hält Selma Mörsch, Vorsitzende der Unterföhringer Nachbarschaftshilfe, den Weihnachtsengel in Händen: 2004 rief sie das »Projekt Mahlzeit« ins Leben und wird seitdem tatkräftigt von vielen freiwilligen Helfern unterstützt.	 Foto: ko

Stolz hält Selma Mörsch, Vorsitzende der Unterföhringer Nachbarschaftshilfe, den Weihnachtsengel in Händen: 2004 rief sie das »Projekt Mahlzeit« ins Leben und wird seitdem tatkräftigt von vielen freiwilligen Helfern unterstützt. Foto: ko

Unterföhring · In Charles Dickens Erzählung »A Christmas Carol« wird der geizige, grantige Ebenezer Scrooge von Geistern, die ihm in der Nacht vor Heiligabend erscheinen, geläutert. Und er schenkt seinem Angestellten einen Truthahn zu Weihnachten. Denn dessen Familie ist zu arm, um selbst einen zu kaufen. In Unterföhring sammeln die ehrenamtlichen Helfer des »Projekts Mahlzeit« im Moment statt Truthähnen Gänse, die als entsprechender Weihnachtsbraten auf den Tisch kommen sollen.

Und zwar ebenfalls bei Menschen, bei denen das Geld knapp ist. »Engel werden belohnt« war das Motto, unter dem der Bogenhausener Anzeiger den »Weihnachtsengel 2007« gesucht hat. In Unterföhring haben wir gleich eine ganze Gruppe von Personen, auf die diese Bezeichnung passt, gefunden: Die ehrenamtlichen Helfer vom »Projekt Mahlzeit« tun nicht nur an Weihnachten, sondern bereits seit Mai 2004 das ganze Jahr über Gutes.

Nach einer Idee von Selma Mörsch, Vorsitzende der Unterföhringer Nachbarschaftshilfe, sammeln sie Lebensmittel. Und zwar für Bürger, denen es zum Beispiel aufgrund von Arbeitslosigkeit oder Krankheit finanziell nicht so gut geht. Sie können sich einmal in der Woche in der Pfarrei Sankt Valentin mit Nahrung versorgen. Die Spenden kommen sowohl von großen Unterföhringer Discountern, als auch von alteingesessenen Einzelhändlern.

Wenn manchmal keine Lebensmittel vorhanden sind, dann geht die Geschäftsführerin der Nachbarschaftshilfe, Susanne Vazzoler, los und kauft selbst etwas. Denn sie bringt es nicht übers Herz, die Menschen, die das »Projekt Mahlzeit« in Anspruch nehmen, zu enttäuschen. Rund 130 Menschen nutzen das Angebot. Viele kommen auf Empfehlung der Gemeindeverwaltung, denn aus deren Unterlagen geht hervor, wie dringend etwa ein gemeindlicher Antragsteller Unterstützung benötigt. Aber Selma Mörsch macht auch Ausnahmen. Sie schickt niemanden weg, der etwas zu essen braucht, auch wenn ein entsprechendes Schreiben der Gemeinde fehlt. »So bürokratisch sind wir dann auch nicht«, sagt sie. Die guten Geister von »Projekt Mahlzeit« arbeiten auf einem sensiblen Gebiet. Denn bei vielen der Essensempfänger ist die Scham, das Angebot annehmen zu müssen, am Anfang groß. Mörsch und Vazzoler versuchen immer, auf neue Nutzer mitfühlend einzugehen. Manchmal fließe auch die eine oder andere Träne, sagen die beiden Frauen. Doch für eine solche Notsituation müsse sich keiner schämen. Denn in einen finanziellen Engpass könne heutzutage jeder kommen. »Das geht sehr schnell, da braucht nur ein Familienvater seinen Job zu verlieren«, sagt Susanne Vazzoler.

Und mit der Zeit lasse das Unbehagen der Angebotsnutzer auch nach. Denn auffällig sei, dass früher viele darauf geachtet hätten, alleine und somit unbeobachtet ihr Essen abzuholen. Mittlerweile sei aber eine regelrechte Gemeinschaft unter den Essensempfängern entstanden, sie »lachen und ratschen miteinander und helfen sich gegenseitig«, sagt Mörsch. Der Weihnachtsengel, den es als Auszeichnung vom Bogenhausener Anzeiger für das ehrenamtliche Engagement gab, steht nun bereits im Büro von »Projekt Mahlzeit« und wacht über ein weiteres gutes Gelingen. K. Ossionig

Artikel vom 18.12.2007
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