Austro-Popper bestimmen den Konzert-Herbst

München - Das Alter und die Alpen

Ringsgwandl arbeitet als Kardiologe und Kabarettist.  VA

Ringsgwandl arbeitet als Kardiologe und Kabarettist. VA

Zottige ältere Herren, die im Allgemeinen ihre Heimat besingen, im Speziellen den Sperrbezirk oder den Zentralfriedhof, bestimmen das Münchner Konzertleben im November. Und werden mit ihren Folksongs junge Kosmopolitinnen zum ekstatischen Feiern bewegen. Traditionell tobt bei den Gigs der „Rolling Stones des Irish Folk“ wie „The Dubliners“ genannt werden, der Saal – im besten Sinne: wenn sie etwa „Whiskey in the Jar“ anstimmen, wird jeder im Publikum im Herzen zum Iren.

Rauschbärtig, rau und rebellisch geben sich die Urväter des irischen Folkrock seit 42 Jahren, am 1. November spielen sie im Circus Krone auf – ab 20 Uhr.

„A bayerische Band“ ist ebendort zu Gast: am 2. und 3. November bringt die „Spider Murphy Gang“ jeweils ab 20 Uhr Lokalkolorit in den Krone-Bau. Freilich werden sie dann auch einen „Skandal im Sperrbezirk“ provozieren – welches 1982 ihr erster und erfolgreichster Hit war. Und übrigens auch der erste Song einer bayerischen Band, der die Nummer eins der deutschen Hitparade eroberte. Bis heute aber ist ungewiss, ob das Lied über „die Nutten", die sich „draußen vor der großen Stadt" die „Füße platt" stehen, eher als Spaß oder Sozialkritik verstanden werden soll. Aber egal: der Song macht Spaß, auch heute noch – vor allem bei Live-Konzerten.

Wem die „Spiders“ allerdings zu freizügig sind, sollte stattdessen am 10. November ab 20 Uhr zu Georg Ringsgwandl ins Audimax der Ludwig-Maximilians-Universität gehen: der kabarettistische Liedermacher versteht sich als „unerschrockener Kämpfer gegen den Niedergang der Sitten“. Und will die kompliziert gewordene Welt durch Feng Shui verbessern – ein amüsantes Unterfangen, wenn er es anpackt. Musikalisch klingt Ringsgwandl inzwischen ein wenig wie die österreichischen Avantgarde-Polkaspieler „Attwenger“, was als Kompliment verstanden werden soll.

So richtig allerdings wie ein Österreicher kann freilich nur ein Österreicher klingen. Ein solcher Bilderbuch-Alpenrepublikaner ist Wolfgang Ambros, der am 10. November in der Germeringer Stadthalle auftritt – ab 19.30 Uhr. Mit „Schifoan“ wurde er seinerzeit zur Kultfigur, mit den Jahren aber experimentierte er auch gerne mal herum: und so produzierte er nicht nur Austro-Pop, sondern coverte jüngst sogar Tom Waits, ein ganzes Album voll – allerdings übersetzte er die Songs und präsentierte sie im Dialekt der Alpenrepublik. Ein – positiv formuliert – gewagtes Projekt.

Auch das Austro-Pop-Trio „STS“ versuchte einst, mit englischen Songs Karriere zu machen – erfolgreich aber waren sie nur mit Österreich-Balladen. „I wui wieda hoam“, „Da kummt die Sunn“, „Großvater“, „Gö, Du bleibst heut Nacht bei mir“ und die Aussteiger-Hymne „Irgendwann bleib i dann dort“ sind Hits, die auch in München gern gehört werden. Nach fast 30-jähriger Karriere sind die Musiker freilich inzwischen in die Jahre gekommen. Die Olympiahalle zu füllen – das trauen sie sich trotzdem noch zu: am 17. November, ab 20 Uhr.

Auch die Vier von „J.B.O.“ haben die besten Tage, zumindest musikalisch gesehen, schon hinter sich gebracht: Einen Hit wie „Gehn wie ein Ägypter“ jedenfalls haben die blödelnden Franken seit Jahren nicht mehr hinbekommen. Schade! Live allerdings albern sie immer noch herum, als seien sie gerade den Kinderschuhen entstiegen. Wer Spaß daran hat, geht am 30. November, ab 20.30 Uhr, ins Backstage. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 18.10.2007
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