Die Niederlage des EHC gegen den AEV Augsburg offenbart die Schwächen der Mannschaft

Nichts läuft glatt

Unglücklich über ihre Niederlage: Am Dienstag hat sich der EHC nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Foto: hh-muc

Unglücklich über ihre Niederlage: Am Dienstag hat sich der EHC nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Foto: hh-muc

16. Spielminute. Florian Kettemer trudelt orientierungslos und auf der Suche nach dem Puck auf dem Eis herum. Er fand den Puck nicht, der Puck fand ihn – er knallte nach einem Press-Schlag gegen Kettemers Kopf, und konnte schließlich gemütlich von einem Augsburger Spieler aufgenommen werden. Pleiten, Pech und Pannen, so ließ sich die Spielweise der Münchner gegen halbherzige und dennoch haushoch überlegene Augsburger am vergangenen Dienstagabend beschreiben.

Bereits nach 10 Minuten lagen die Gastgeber, die als Pokalschreck in diese Partie gegangen waren, vor 2.249 Zuschauern mit 0:2 zurück. 30 Sekunden nach Wiederanpfiff zum zweiten Drittel schlug Patrick Buzas mit dem 0:3 den Sargnagel auf die DEB-Pokalhoffnungen des EHC München. Zwar stocherte Jason Deitsch in der 36. Minute einen Abpraller über die Torlinie, das aber hatte nur kosmetische Auswirkungen auf die Anzeigentafel. Endstand: 1:3. Die Revanche für das verlorene Testspiel war Augsburg gelungen. Sie hatten hierfür noch nicht einmal viel arbeiten müssen. „Die ersten fünf Minuten waren okay, danach haben wir zu viele Fehler im eigenen Drittel gemacht. Aber man darf nicht vergessen, dass uns wichtige Spieler fehlen und dass der Gegner eine Klasse höher spielt“, versucht der zerknirschte und dennoch kampfeslustige EHC-Trainer Bernie Englbrecht die Niederlage zu erklären. Englbrecht hat Recht – und dennoch: die Spielweise Münchens hatte auch Gründe, die nicht nur in der verletzungsbedingten Abwesenheit von Stürmer Brent Robinson und Torhüter Hardi Wild lagen. Es mangelte zwar nicht an Leidenschaft, wohl aber an zündenden Ideen im Spielaufbau. Der Puck kam unzählige Male ziellos nach vorne, wo sich außer gegnerischen Verteidigern und der Bande nichts weiter befand. Von Systemen, einstudierten Kombinationen oder überraschenden Momenten war im Spiel der Münchner nichts zu sehen. „Das macht natürlich wütend, weil man solche Spielzüge immer wieder an der Tafel und auf dem Eis durchgeht und übt“, sagt Englbrecht. Einzig Florian Kettemer, Jason Deitsch und Joey Vollmer hatten sich mit aller Macht gegen die Lethargie in seinem Team gestemmt. Dennoch blieb es bei einem deutlich erkennbaren Klassenunterschied. Jeder muss nach der enttäuschenden Auswärtsniederlage gegen Aufsteiger Heilbronn (4:0) besser spielen – das hatte Teammanager Christian Winkler Anfang der Woche gefordert. Scheinbar hatte niemand zugehört. „Kämpferisch kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, relativiert hingegen Englbrecht. Doch zu der Ideenlosigkeit im Angriff kam eine Verteidigung, die nicht selten überfordert wirkte und ihren Torhüter mit den heranrasenden Stürmern alleine ließ. Unverständlich für eine Mannschaft, dessen Trainer die Verteidigung zur obersten Maxime erklärt hat. „Vielleicht haben die Spieler Angst. Angst davor, einen Fehler zu machen. Und dann sind sie nicht mehr konzentriert, dann kommt es zu spielentscheidenden Fehlern.“ Nun ist es keine Schande, im Pokal gegen ein DEL-Team auszuscheiden. Vorwürfe wird es deswegen kaum geben, hat sich der EHC in diesem Wettbewerb doch auch keine Ambitionen gemacht. Besorgnis erregender ist die Perspektive für die lange Bundesligasaison ( – das Spiel gegen Bietigheim vom gestrigen Freitag hatte zu Redaktionsschluss noch nicht begonnen). Stellt man die Schwächen in der Defensive nicht ab und findet sich kein Spieler, der bereit ist, Verantwortung in der Offensive zu übernehmen, dann hat der EHC München mehr Probleme, als er sich zum jetzigen Zeitpunkt eingestehen möchte. „Aber wir lassen uns noch nicht unterkriegen. Ja, wir haben ein paar schlechte Spiele gehabt. Aber wir werden hart arbeiten, kämpfen und wieder aufstehen“, macht sich Englbrecht Mut. „So funktioniert Eishockey“. Von Daniel Köhler

Artikel vom 19.09.2007
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