Beratungsstelle »Wohnen« in Schwabing bewahrt Senioren vor Leben im Heim

Zentrum · Hilfe beim Altwerden

Manchmal braucht es nur eine kleine Aufmerksamkeit, um Menschen beim Älterwerden zu helfen, manchmal braucht es handfestere Unterstützung.	 F.: Archiv

Manchmal braucht es nur eine kleine Aufmerksamkeit, um Menschen beim Älterwerden zu helfen, manchmal braucht es handfestere Unterstützung. F.: Archiv

Zentrum/ Schwabing · »Alte Leute wollen meist in ihren Wohnungen bleiben«, sagt Bernhard Reindl, der die Münchner Beratungsstelle »Wohnen« für ältere und behinderte Menschen leitet. Und daher helfen er und seine zwölf Mitarbeiter hiesigen Senioren, den Umzug ins Altersheim zu vermeiden. Kürzlich hat die Einrichtung ihre Angebote bei einem Infonachmittag in der Aachener Straße in Schwabing vorgestellt.

»Viele Senioren leben daheim wie Gefangene«, mahnt Reindl. »Besonders massiv ist das Problem in der Innenstadt«, ergänzt seine Mitarbeiterin Yvonne Steidle. Sie berät Münchner Bürger beim seniorengerechten Umbau ihrer Wohnung, bespricht mit ihnen, was gebraucht wird, beantragt finanzielle Zuschüsse und kümmert sich um die Handwerker.

»Mehrstöckige Altbauten ohne Fahrstühle führen häufig dazu, dass ältere Menschen das Haus überhaupt nicht mehr verlassen können«, sagt sie. Und auch in den eigenen vier Wänden sei die Beweglichkeit wegen hoher Türschwellen oftmals eingeschränkt. Schwierig seien auch zu niedrige Betten oder zu hohe Badewannen und Toilettensitze, sagt Reindl: »Doch eine der wichtigsten Voraussetzungen, um zuhause zu leben, ist die selbstständige Erledigung der Körperpflege«.

Beim Wohnungsumbau geholfen hat Steidle unter anderem der 86-jährigen Waltraud Hochacker (Name von der Redaktion geändert). Sie lebt allein in ihrer Wohnung in der Baaderstraße, im zweiten Stock. Vor rund einem Jahr hat sie ein Bein verloren – seitdem sitzt sie im Rollstuhl. »Ich habe mich zwar im Altersheim angemeldet, aber solange es geht, möchte ich hier bleiben«, sagt sie.

Weil inzwischen sämtliche Zimmer mit Rampen ausgestattet sind und es im Bad eine neue Duschvorrichtung gibt, kommt sie gut allein zurecht. »Aber ich war seit über einem Jahr nicht mehr draußen«, räumt sie ein. Angehörige hat sie keine, Einkäufe erledigen Nachbarn und Bekannte für sie. »So lange das so geht, ist alles in Ordnung«, versichert sie.

Auf freiwillige Unterstützung aber sei kein Verlass, erklärt Reindl, »wir treffen zum Teil auf verwahrloste Zustände.« Deshalb hat seine Einrichtung vor rund einem Jahr »das betreute Wohnen zuhause« für Senioren aus dem Münchner Norden und aus Schwabing eingeführt. Für 95 Euro im Monat, die bezuschusst werden können, kommt einmal wöchentlich ein Besuchsdienst, der die alten Menschen begleitet, einkauft, wenn nötig zu Behörden geht oder Putzhilfen vermittelt.

Außerdem ist ein Hausnotruf mit inbegriffen, den die Senioren kontaktieren können. Insgesamt nehmen derzeit 31 Münchner das Angebot wahr, vorwiegend alleinstehende Frauen. Die Jüngste von ihnen ist knapp 60, die Älteste über 90. Viele, aber nicht alle von ihnen haben keine Angehörigen, sagt Reindl. Im Alter daheim zu leben, sei übrigens wesentlich billiger als in einem Heim, was über die Jahre oft einen Großteil des Vermögens aufzehre. »Insofern ist diese Lösung auch eine Art Erbschaftsversicherung«, erklärt der Einrichtungsleiter.

Weitere Informationen gibt es bei der Beratungsstelle Wohnen, Aachener Staße 9, 80804 München, Telefon 35 70 43 29.

Artikel vom 07.08.2007
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