„Mia san dageng!” – ein Film widmet sich 30 Jahren Punk

München - Ein bisschen Anarchie schadet nie

Punk sei Dank: Im Film „Mia san dageng!“ wird Münchens „Aufmüpfingen-Szene“ beleuchtet.	Foto: VA

Punk sei Dank: Im Film „Mia san dageng!“ wird Münchens „Aufmüpfingen-Szene“ beleuchtet. Foto: VA

Die einen stören sich an den „Grattlern“ mit buntgefärbten Haaren, seit jene am Marienplatz oder anderswo in der Stadt rumhängen. Die anderen sehen diese in einer mittlerweile 30 Jahre währenden Tradition Münchner Aufmüpfiger, die sich gegenüber allem Spießertum positionieren. Zwar weiß bis heute keiner so richtig, wer oder was Spießer eigentlich sind, aber egal: Dagegen sein kann man in jedem Fall. Blöd nur, wenn dieses Dagegensein des Dagegenseins Willen plötzlich irgendwie spießig wirkt.

Jedenfalls – es geht um Punk, eine Jugendbewegung, die Mitte der siebziger Jahre in England und den USA begann. Punk war die Antwort auf die in den Augen der Punks verkopft-weichgespülte Hippiebewegung. Die einen wollten seit mehr als zehn Jahren über alles reden, vielleicht bei einem Bier. Die Punks nun wollten die Bierflasche erst einmal auf die Straße werfen.

Das ist freilich verwerflich, sind doch Scherben auf der Straße gefährlich. Und doch sollte diese Subkultur, die freilich viel mehr im Kopf hatte als vorsätzlichen Glasbruch, einen bis heute maßgeblichen Einfluss auf Mode und Kunst und Popmusik haben.

Es mag schwer fallen, einen Besoffenen mit Irokesenschnitt am Rosenheimer Platz in der Tradition zu sehen, die auch einen der wichtigsten jungen bayerischen Gegenwartskünstler hervorgebracht hat. Aber: der Malerstar Florian Süßmayr war auch Punk. Aus dem Umfeld keiner besonders braven Gruppe: der Münchner „Freizeit 81“, die sich in den frühen Achtzigern für einen Brandanschlag auf eine Bank in der Fürstenrieder Straße verantwortlich zeichnete. Süßmayr wurde mitunter für seine Wirtshausszenen in Ölfarbe berühmt, Motiven also, die dem bayrischen Brauchtum recht nahe stehen.

Das ist regelrecht sinnbildlich für die Münchner Punkbewegung, die nun in einem über Jahre hinweg detailreich gedrehten Film dokumentiert wird. Sein Titel beinhaltet eigentlich alles: „Mia san dageng!“ Soll heißen: Dagegen sein, damit nicht alle blind dafür sind – aber auch ein Bekenntnis zum Bayrischen.

Die Bandnamen derer, die im Film zu Wort kommen, klingen allerdings nicht gerade nach Bauernstube: „The Schrott“ ist da noch harmlos, „Condom“ ist heute auch kein Aufreger mehr, aber sich „Alternative Arschlöcher“ zu nennen, beweist noch immer Mut, auch zur Selbstironie. Zur Filmpremiere am Samstag, 12. Mai, ab 19.30 Uhr in der Muffathalle treten dann auch alte Recken auf die Bretter: Neben „A+P“ und den legendären „Marionetz“ versprechen die Veranstalter auch einen Überraschungsauftritt „einer der wichtigsten Münchner Bands überhaupt und gleichzeitig einer Band, die auch im Film eine große Rolle spielt“. Wer dagegen ist, geht hin.

Von Florian Falterer

Artikel vom 10.05.2007
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