Albrecht Ackerland über Ausländer

München - „Da schau her“

Aus und vorbei. „I mog nimmer“, hat er gesagt, mein Lieblingsmetzger bei mir in der Straße. Dann hat er mir noch das letzte Scherzl von seinem besten Leberkas in eine Semmel gelegt, dazu gab’s noch ein Wurstpaket zum Ausverkaufspreis. Und dann hat er zugesperrt. Für immer.

Außerdem: Der ganze Markt sei kaputt, alle wollen’s immer nur billig, ein Qualitätsmetzger wie er habe da keine Chance. Wenigstens hat es der Lieblingsmetzger diesmal nicht gleich geschafft, zu den Ausländern zu schwenken. Über eingewanderte Menschen hat er immer gern referiert, besetzt mit dieser einbetonierten unbestimmten Grundangst vor dem Fremden, wie sie in so vielen Köpfen steckt. Da war er dann auch ganz schnell nicht mehr mein Lieblingsmetzger, wenn er damit angefangen hat.

„Schau sie dir doch mal an, die ganzen Türkenbuben auf der Straße mit dem Fußball unterm Arm. Wie soll denn da noch was aus denen werden, ist ja klar, dass die keine Lehrstelle finden, wenn die immer nur Fußball spielen. Oder sich schlägern.“

Vor ein paar Jahren hatte der Lieblingsmetzger einen Lieblingslehrbuben. Der bekam öfter mal frei am Samstag, weil er ein so guter Stürmer beim TSV Irgendwas war. Und als der Lieblingslehrling mit einem blauen Auge aus der Berufsschule kam, hat sich der Lieblingsmetzger gefreut und seinen Stammkunden erzählt, was für ein ausgefuchster Lausbub der Lehrling sei, und dass nur der ein echtes Mannsbild werde, der schon mal ein paar Watschen ausgeteilt hat.

Der Lieblingsmetzger hat diese besondere Logik gepflegt von dem Ausländer, der „uns die Arbeit wegnimmt“, aber gleichzeitig „nix arbeitet, und unseren Staat ausnutzt“. „Der soll arbeiten“, sagt er, „oder dahin gehen, woher er kommt“.

Zum Abschied hab ich ihn ein allerletztes Mal gefragt, warum er denn nie einen, sagen wir, Griechen eingestellt habe? „Ja spinnst du, was hätten denn da die Leut’ gesagt?“ Und was er mit dem „dahin“ eigentlich meine? Das Schwabinger Krankenhaus, in dem der Ausländer geboren wurde?“

Beim letzten Bissen meiner Leberkassemmel hab ich ihm davon erzählt, dass in München 100.000 Arbeitsstellen von Unternehmern ohne deutsche Abstammung geschaffen wurden. Dann hat er zugesperrt.

Artikel vom 10.05.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...