Der EHC hat zwei Mal verloren; Sorgen macht sich deshalb keiner

Die entscheidende Phase

Die Stimmung ist gut beim EHC - den beiden Niederlagen zum Trotz. Foto: Jakob Wiessner

Die Stimmung ist gut beim EHC - den beiden Niederlagen zum Trotz. Foto: Jakob Wiessner

Alessia Cortina hatte Spaß. Sie stand neben ihrem Daddy in diesem kleinen Raum, in dem die Pressekonferenzen des EHC abgehalten werden – und beobachtete die anwesende Journalisten-Schar. Schließlich machte sie sich daran, den EHC-Button am Sakko des Vaters in alle Himmelsrichtungen zu drehen. In diesem Moment hellte sich Pat Cortinas Gesicht zum ersten Mal an diesem Abend auf.

Zuvor war er nur sauer gewesen. Obwohl, das stimmt so nicht. Eher enttäuscht, oder? „Nein, das stimmt so auch nicht“, korrigierte der Chef-Coach, der sichtlich Probleme damit hatte, dieses Spiel gegen die Moskitos Essen in Worte zu fassen. Die Fakten: der EHC hat das letzte Spiel im alten Jahr mit 3:6 verloren. Es war eine vollkommen unnötige Niederlage gewesen, wie alle Verantwortlichen des EHC nicht müde wurden zu betonen. "Ich meine, wir haben ungefähr 50 Mal aufs gegnerische Tor geschossen. So ein Spiel muss man nicht verlieren", begann Cortina seine Erläuterungen. Er sei zufrieden mit der Leistung der Mannschaft, die vor 1.820 Zuschauern alles gegeben hatte, aber ein ums andere Mal gnadenlos ausgekontert wurde. "Außerdem hatte der Torwart der Essener einen grandiosen Tag. Er war der Grund, warum sie und nicht wir gewonnen haben", analysierte Cortina nüchtern. Joaquin Gauge heißt der Teufelskerl zwischen den Essener Pfosten, der mit seinen Paraden Gegenspieler und Zuschauer an den Rand der Verzweiflung getrieben hatte. Hardi Wild hingegen, Goalkeeper des EHC, hatte einen schlechten Tag gehabt – und bei den meisten Gegentoren eine unglückliche Figur gemacht. Weiterer Unmut richtete sich gegen einige Entscheidungen der Unparteiischen, besonders der Team-Manager war selbst nach Spielende kaum zu beruhigen: „Doch am Ende ist das alles unwichtig. Wir haben nicht gewonnen. Das allein zählt. Der Schiri hat das Spiel ja nicht für uns verloren", sagte ein um Erklärungen ringender Christian Winkler. Dann fügte er im Scherz hinzu: „Schreibt ruhig, dass wir in einer tiefen Krise sind." Dann lachte er. Denn: Der EHC befindet sich nicht in einer tiefen Krise, das muss hier erwähnt werden. Zwar wurde zum ersten Mal seit langer Zeit wieder mehr als ein Spiel verloren (zuvor ging der EHC 5:3 in Regensburg baden), doch letztendlich bewahrheitet sich jetzt lediglich das, was Cortina monatelang gepredigt hatte: „Ich habe schon immer gesagt, dass diese Phase kommen wird. Und ich habe auch immer gesagt, dass es die Phase ist, in der sich zeigt, wie gut und wie stark diese Mannschaft ist." Überhaupt werden die kommenden Wochen und Partien wegweisend für den EHC München sein. Es warten starke Gegner, allesamt aus dem oberen Tabellendrittel, auf die Münchner. „Jeder weiß, dass Januar und Februar die entscheidenden Monate der Saison sind", räsonierte Präsident Jürgen Bochanski. Ein Spaziergang durch die Liga, wie es dem EHC im November gelungen ist, wird ab jetzt nicht mehr möglich sein. "Sorgen mache ich mir aber noch keine", sagte Cortina. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft und des Vereins sei trotz der Niederlagen immer noch hervorragend. Außerdem konnte mit Floppo Zeller eine wichtige Stütze des EHC für ein weiteres Jahr verpflichtet werden. "Das bringt Ruhe in die Mannschaft", freute sich Cortina. Ruhe, die der EHC in den kommenden Wochen dringend braucht. Nachdem der Coach dies gesagt hatte, nahm er seine kleine Tochter an die Hand und stapfte von dannen. Erst jetzt entspannten sich seine Gesichtszüge wieder. Bis zum nächsten Spiel. Daniel Köhler

Artikel vom 02.01.2007
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...