Ludwig Thomas »Heilige Nacht« in der Moosacher St.-Martins-Kirche

Moosach · Bethlehem in Bayern

Bereits am 23. Dezember wird es festlich in der St.-Martins-Kirche: Dann liest Konrad Spangler aus Ludwig Thomas »Heiliger Nacht«.	 Foto: ras

Bereits am 23. Dezember wird es festlich in der St.-Martins-Kirche: Dann liest Konrad Spangler aus Ludwig Thomas »Heiliger Nacht«. Foto: ras

Moosach · Es ist ein Stück, das unter die Haut geht. Und eines, das in Moosach überaus beliebt ist: Wenn die Moosacher Familie Spangler am 23. Dezember Ludwig Thomas Weihnachts-Verserzählung »Heilige Nacht« aufführt, dann dürfte die alte St.-Martins-Kirche wie schon in den vergangenen Jahren bis auf den letzten Platz gefüllt sein.

Fast schon eine Institution ist dieser Abend, der die Moosacher in Scharen ins kleine Gotteshaus neben der großen Kirche am St.-Martins-Platz lockt. Das achte Mal seit 1999 liest Konrad Spangler hier Thomas wohl bekanntestes Werk vor – und wieder und wieder spürt er dabei dieses Schaudern, die Gänsehaut, die die Legende um das Weihnachtsgeschehen aus der Feder des bayerischen Heimatdichters aus Oberammergau erzeugt. »Nie ist die Ankunft des Herrn so ergreifend dargestellt worden«, sagt Spangler, und in seine Stimme mischen sich Vorfreude und Sorge.

Sorge darüber, ob er auch den exakten Tonfall treffen wird bei der Stelle, die es ihm am meisten angetan hat: »Es traut sich kein Ast mehr rühren. Auch der Mensch schweigt. Der Fuchs traut sich keinen Schritt mehr zu gehen«, heißt es in einem der sechs Stücke, die in Mundart verfasst sind. Es ist der Moment, in dem der Heiland geboren wird und damit der Welt »das Unfassbare zuteil wird«, wie Spangler schwärmt. Der Moment, in dem die Erde, dieses Staubkorn im Weltall, dem Universum einen Sinn gibt. Oder, wie es Spangler formuliert: »In dem der Mensch mit Gott eins wird.«

Um diese Verse mit der gebotenen Eindringlichkeit zu artikulieren, muss es ganz still sein. Auf keinen Fall darf der Schall künstlich verstärkt werden. Früher, in der Schwabinger Kirche St. Ursula, hatte Spangler die Worte in ein Mikrofon sprechen müssen, da die Zuhörer sie sonst in dem großen Gebäude nicht verstanden hätten. Doch Spangler war enttäuscht: »Die Wirkung stellt sich bei einem Mikrofon einfach nicht ein. Man darf nicht kräftiger sprechen, weil es dann viel zu laut ist, und flüstern darf man auch nicht, da es dann so unangenehm knallt.« In der Moosacher St.-Martins-Kirche hingegen fühlt er sich wohl – weil sie so klein ist und jedes Wort verstanden wird. Weil die heimelige Atmosphäre im ältesten Gebäude Moosachs wie gemacht ist für dieses Stück, das von der Kraft der Ruhe lebt. Auch Spanglers Frau Rita freut sich auf den Abend: Sie übernimmt mit ihren beiden Kindern und zwei Freundinnen den musikalischen Teil zwischen den Lesungen. Hackbrett, Zither, dazu Gesang – mehr benötigen die »Zelter Stubnmusi« und der »Magnificat Dreigesang« nicht, um aus dem Adventsgeschehen eine religiöse Botschaft zu schmieden, die durch Mark und Bein geht. »Das Faszinierende an Thomas Geschichte liegt in der Menschlichkeit«, findet Rita Spangler. »Es ist dieses Geheimnis, dass Gott im armen Menschen zur Welt kommt, das Thoma am Herzen lag. Ergreifender geht es nicht.« Die Aufführung am 23. Dezember beginnt um 19.15 Uhr. Rafael Sala

Artikel vom 19.12.2006
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