Moosach erlebt eine Vandalismus-Welle – von den Tätern fehlt jede Spur

Moosach · Lust an der Zerstörung

Für die Tat gibt es keine Zeugen.Fotos: gw, Polizei

Für die Tat gibt es keine Zeugen.Fotos: gw, Polizei

Moosach · Der Boden ist mit Glassplittern übersät, die Scherben liegen überall: in der weihnachtlich dekorierten Auslage ebenso wie in den Regalen mit Radiergummis, zwischen Zeitungen und Magazinen. Sogar bis auf die Verkaufstheke sind sie geflogen – sechs Meter weit. Hans Dietl, Inhaber des Schreibwaren- und Lottoladens an der Ecke zwischen Bingener und Andernacher Straße, ist fassungslos.

Zwei Steinbrocken wurden durch sein Schaufenster geschleudert, jeder »so groß wie der Kopf eines Kleinkindes«. 2.400 Euro kostet eine neue Scheibe, »hoffentlich bezahlt das die Versicherung«, sagt er. Der Angriff auf sein Ladengeschäft in der Nacht zum 27. November ist der Höhepunkt einer Welle von Sachbeschädigungen. Demolierte Buswartehäuschen, abgerissene Telefonhörer, eingetretene Zäune und eingeschlagene Schaufenster: Ende November haben sich Randalierer in ganz Moosach ausgetobt. Dietl notiert die Vorkommnisse inzwischen in seinem Kalender. »Eine Woche vorher wurden die Hörer der drei Telefonzellen vor meinem Laden herausgerissen«, sagt er, »außerdem wurde das Lottofähnchen abgebrochen«.

Am letzten November-Wochenende waren wieder die Telefonsäulen das Ziel von Randalierern, diesmal wurden die beleuchteten Telekom-Schilder zerstört. Und in der darauffolgenden Nacht flogen die Steine durch Dietls Schaufenster. Anders als bei einem Einbruch vor fünf Jahren wurde diesmal nichts gestohlen. Grund für die Tat ist offenbar nur die Lust an der Zerstörung. Und auch diesmal fehlt von den Tätern jede Spur. Dietl weiß: Die Chance, die Schuldigen zu fassen, ist minimal, denn Zeugen gibt es nicht. Gleichzeitig melden besorgte Moosacher weitere Zerstörungen. Passanten erzählen von demolierten Zäunen und mutwillig zerschlagenen Flaschen, die Moosach vielerorts zum Scherbenviertel machen. Auch die Scheiben des Wartehäuschens an der Skaterbahn an der Triebstraße wurden erst vor wenigen Tagen eingeschlagen.

»Das sind wahrscheinlich Jugendbanden«, mutmaßt Geschäftsinhaber Dietl. Auf dem Platz vor seinem Laden treffen sich immer wieder Jugendliche, spielen Fußball oder hören laute Musik, wie er beobachtet hat. Das ist zwar für manche ärgerlich, aber auch nicht verboten. »Gewalttätig wurden die aber nicht«. Was in der Nacht passiert, weiß der Händler nicht. »Ich hab schon mal überlegt, im Laden zu übernachten«, sagt der 57-Jährige. »aber am Ende bring ich mich damit nur selbst in Gefahr!« Dass die Zerstörungen auf das Konto jugendlicher Übeltäter gehen, kann sich auch Klaus Kellerer, der Chef der örtlichen Polizeiinspektion, vorstellen. Dass die Gewalt unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen eskaliert, hat Kellerer schon mehrmals beklagt. Seit zwei Jahren müssen seine Beamten zum Beispiel das Moosacher Maibaumfest vor Schlägern und Randalierern schützen, letztes Jahr wurde sogar ein Funkwagen im Einsatz angegriffen, die Windschutzscheibe ging zu Bruch. Fortsetzung auf S. ?

Artikel vom 12.12.2006
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