In dieser Serie stellen wir ungewöhnliche Nachbarn vor

Moosach/Münchner Norden · Stadt-Bewohner

Freundlich, aber entschieden: Günter Süßbrich, neuer Leiter der Polizeidirektion München-West, ist stets auf der Suche nach einer Herausforderung. Foto: ras

Moosach/Münchner Norden · Am wohlsten fühlt sich Günter Süßbrich, wenn er Einsätze leiten kann. Je größer sie sind, desto besser. »Ich bin immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen«, gesteht er nicht ohne Stolz. Dabei dürfte der Schwierigkeitsgrad seines letzten Großeinsatzes kaum zu toppen gewesen sein: Als Leiter der Polizeidirektion München-Ost hatte der 50-Jährige dafür zu sorgen, dass der Besuch des russischen Staatschefs Wladimir Putin im oberbayerischen Aying reibungslos über die Bühne geht.

Am 11. Oktober war das. Einen Tag später hatte er seinen Schreibtisch im Gebäude am Adenauerring bereits geräumt, denn eine neue Aufgabe wartete auf ihn: Der Oberpfälzer ist jetzt Leiter der Polizeidirektion West, er residiert jetzt in der schmucken Hößlin-Villa an der Romanstraße, die um die Jahrhundertwende erbaut wurde und seit 1939 von der Polizei genutzt wird. Süßbrich sitzt an seinem Schreibtisch und lächelt. Sein Gesichtsausdruck hat diese Mischung aus Zuversicht und Klarheit, die keinen Zweifel daran lässt, dass Erfolg in der Kriminalitätsbekämpfung in erster Linie eine Sache eiserner Disziplin ist. Von den blitzblank geputzten Schuhen bis hin zum sorgsam gescheitelten grauen Haar strahlt er Entschiedenheit aus. Als die Stelle vakant wurde, habe er sich sofort beworben, gesteht er lächelnd – »weil mich das Neue reizt.«

Über mangelnde Herausforderung jedenfalls kann sich Süßbrich jetzt nicht mehr beklagen: Acht Polizeiinspektionen sind ihm unterstellt, seine über 50-köpfige Mannschaft im Haus hat rund um die Uhr die Sicherheit von über 500.000 Einwohnern zu gewährleisten. Gearbeitet wird auf zwei Ebenen: der konzeptionellen Verbrechensbekämpfung und der Fahndungskontrolle, die vor allem den grenzüberschreitenden Verkehr im Auge hat. Und dann gehören nicht nur Moosach und große Teile des Münchner Nordens neben dem Westen zum Einsatzbereich der Direktion, auch in den Gemeinden Planegg und Krailling im Landkreis Starnberg fährt Süßbrichs Mannschaft Streife.

»Harte Brocken« gibt es in seinem Gebiet in Hülle und Fülle: Das Botanikum zum Beispiel wird im Dezember zweifelhaftes Milieu anziehen – dort will die Rocker-Bande »Hells Angels« ihren Gründungstag feiern; Schlägereien mit den rivalisierenden »Bandidos«, des anderen Clans der internationalen Rocker-Szene, sind zu befürchten. Dann sind da Pasing und Aubing, die »Problemviertel«: In keinem der anderen Münchner Stadtteile ist die Einbruchsrate so hoch wie hier. Und natürlich die Allianz-Arena, der neue Münchner Fußball-Tempel, der noch nicht so lange steht und deswegen für die Polizei eine Art Experimentierfeld der Sicherheitspolitik ist. »Die Fußballspiele beschäftigen uns ständig, bis zum 13. Dezember laufen dort Champions-League-Spiele.«

Die Planungen hierfür laufen auf Hochtouren. Da genießt es der Vater zweier erwachsener Kinder besonders, wenn er abends ins oberbayerische Weilheim fährt, wo er mit seiner Frau lebt. Auch dort muss er übrigens bisweilen stramm stehen, denn: »Am liebsten«, gesteht Süßbrich, »singe ich im Chor.« Rafael Sala

Artikel vom 29.11.2006
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