Albrecht Ackerland über Open-Airs

„Da schau her“

Live-Konzerte liefern die beste Unterhaltung, die man bekommen kann. Eine gute Live-Band, sei sie noch so unbekannt, ist besser als jedes Bio-Steak. Man kann vom Alltag loslassen, ein leckeres Bier mit vielen anderen Biertrinkern genießen, man kann rumgschafteln oder meditieren. Je nach Lust und Laune. Eine großartige Erfindung.

Ein spezieller Fall sind Konzerte unter freiem Himmel. Wenn ich hier von Konzerten spreche, dann meine ich freilich Rockpop-Konzerte, also U-Musik, wie wir Spezialisten sagen, Unterhaltungs-Musik. Zwar werde ich mehr und mehr zum Freund der E-Musik, der ernsthaften Musik – im Volksmund „Klassik“ genannt. Doch sprechen wir über Rock.

Rock unter freiem Himmel, Reggae unter freiem Himmel – die wohl beste Erfindung seit der Erfindung von Live-Konzerten. Allerdings gibt es einige schwerwiegende Probleme mit derartigen Konzerten. Es regnet grundsätzlich – zumindest wochenlang vor dem Termin, so dass der Boden schön matschig ist. Klar, sagen Sie, Matsch und Open-Airs gehören zusammen. Das viel größere Problem an solchen Festivals aber ist, dass sie über mehrere Tage gehen, und somit viele Menschen auch am Rande des Konzertgeländes nächtigen, zelten – was auch immer. Das ist an sich ja nichts Schlimmes. Nur: an solchen Plätzen erlebt man bisweilen eine Würdelosigkeit, wie sie sonst nur selten entsteht. Ja, tatsächlich: Ich sah schon morgens um zehn Menschen in einem Schweinetransporter (wirklich!), die Bierflaschen in die Luft gereckt, vermatscht von Kopf bis Fuß – äußerlich wie innerlich. Eine visuelle Tragödie. Aber gut: Sie hatten ihren Spaß dabei.

Warum ich kurz vor Weihnachten über sommerliche Open-Air-Festivals schreibe? München will „Rock im Park“ in die Stadt holen, eine mehrtägige Veranstaltung für einige zehntausend Menschen. Was ich davon halte? Ich weiß es noch nicht. Eigentlich bin ich freundlich gestimmt. So lange keine Schweinetransporter vor meinem Haus parken, versteht sich. Obwohl: Es kann ja auch unterhaltend sein. Aber ehrlich gesagt: Ein leckeres Bio-Steak unterhält mich da dann doch mehr. Oder Live-Musik in gepflegtem Rahmen.

Artikel vom 09.11.2006
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