Jugendlager »The Tent« soll künftig zur Wiesn-Zeit nicht mehr geöffnet bleiben

Moosach · »Kein Ausnüchterungszelt«

Auf der Radltour nach Italien einen Zwischenstopp einlegen und im Jugendfreizeitcamp »The Tent« übernachten: Für Thomas Hayward und seine Freunde aus England ideal. Doch nicht alle Camper blieben zur Wiesn-Zeit friedlich.Foto: ras

Auf der Radltour nach Italien einen Zwischenstopp einlegen und im Jugendfreizeitcamp »The Tent« übernachten: Für Thomas Hayward und seine Freunde aus England ideal. Doch nicht alle Camper blieben zur Wiesn-Zeit friedlich.Foto: ras

Moosach · Die Idee sollte den Erfolgskurs beschleunigen und noch mehr Gäste anlocken. Doch sie wurde ein Schlag ins Wasser: Das beliebte Moosacher Jugendfreizeitcamp »The Tent« soll künftig zur Wiesn-Zeit nicht mehr geöffnet haben. Geht es nach dem Willen der örtlichen Polizei und des Bezirksausschusses Moosach (BA 10), soll die seit 18 Jahren erste Oktoberfest-Saison der Herberge auch die letzte gewesen sein.

Gegröle, Party, Alkoholgenuss: Was für die einen Spaß pur war, wurde für die anderen zur Qual. Anwohner beschwerten sich auf der jüngsten öffentlichen Sitzung über die Auswüchse des Feierns auf dem Gelände während der Oktoberfestzeit. »Wir haben nichts gegen das Camp an sich, aber bitte nicht als Ausnüchterungszelt für Wiesn-Besucher«, brachte ein Nachbar des Jugendcamps den Unmut aller auf den Punkt.

Denn die Hunderte von Italienern, Australiern, Engländern oder Franzosen, die alljährlich auf der Theresienwiese einfallen und diesmal in dem Camp übernachten konnten, dachten nicht daran, punkt 23 Uhr mit dem Feiern Schluss zu machen. Dort ging es fleißig weiter, Bierflaschen wurden geköpft, zum Gegröle kam die Musik aus den Autoradios hinzu. Der Weg von der Trambahnlinie zur Straße »In den Kirschen« verwandelte sich nach Aussagen der Betroffenen in eine regelrechte Müllhalde: Zerschlagene Flaschen, Essensreste, Erbrochenes – die Stadt hatte am Morgen alle Hände voll zu tun, um den Unrat wieder zu entfernen.

Erstmals öffnete der Zeltplatz 1972 zu den Olympischen Spielen seine Pforten, die Saison dauerte jeweils von Juni bis Anfang Oktober. Gerade unter Jugendlichen erfreut sich das Camp einer großen Beliebtheit, da eine Übernachtung schon für neun Euro zu haben ist. Schon einmal lief das »Wiesn-Experiment« über mehrere Jahre hinweg, doch 1988 wurde es jäh beendet. Zu Recht, wie Bezirksausschuss-Mitglied Alexander Dietrich (CSU) betont: »Es hatte einen guten Grund, warum ›The Tent‹ die letzten 18 Jahre während der Wiesn-Zeit geschlossen war.« Auch die örtliche Polizei will keine Neuauflage mehr: »Die Wiesn ist abends ein Sauffest, da gehören Jugendliche nicht hin. Hier bekommen sie noch dazu eine günstige Übernachtungsmöglichkeit, und dieser Gedanke widerstrebt mir«, sagte Klaus Kellerer von der Moosacher Polizeiinspektion.

Das Camp bestätigte auf Anfrage des Moosacher Anzeigers, dass die Dinge schon einmal aus dem Ruder gelaufen seien: »Es gibt halt immer welche, die Lärm machen, wir können sie ja nicht dazu zwingen, ins Bett zu gehen«, bedauert die Mitarbeiterin Nina Beck. Nun könnte definitiv Schluss sein: So will der Kreisjugendring als Betreiber des Camps überlegen, »ob die richtige Zielgruppe angesprochen wurde«, wie Sprecherin Angelika Baumgart-Jena erklärte. Zu Beginn des kommenden Jahres sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein. Rafael Sala

Artikel vom 24.10.2006
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