»Die Arche« in Moosach gibt Kindern, was ihnen fehlt: Zum Beispiel Nestwärme

Moosach · Schatzkiste & Suppenküche

Warmes Essen und helfende Hände: In der »Arche« in Moosach sollen sich Kinder wie zu Hause fühlen. Beziehungsweise: besser als zu Hause.	 Foto: Arche

Warmes Essen und helfende Hände: In der »Arche« in Moosach sollen sich Kinder wie zu Hause fühlen. Beziehungsweise: besser als zu Hause. Foto: Arche

Moosach · Etwas Warmes in den Bauch, Hilfe bei den Hausaufgaben und die Nestwärme, die manche Eltern nicht geben können: Das alles können Moosacher Kinder ab 18. September in der »Arche« in der Brieger Straße 50 bekommen. »Wir haben seit Monaten alles genau geplant«, sagt der 26-jährige Sozialpädagoge Simon Schild, der die »Arche« leiten wird. »Ich freue mich sehr darauf, dass es endlich losgeht.«

Jedes siebte Kind in Deutschland lebt in Armut – was bedeutet, dass seine Familie mit weniger als 1.100 Euro pro Monat auskommen muss. In München müssen 11.000 Kinder oftmals mit knurrendem Magen ins Bett gehen. Einige davon will die »Arche« unterstützen – in einer eigenen Bleibe in der Brieger Straße in Moosach. Jeden Tag nach der Schule und nachmittags in den Ferien können bedürftige Moosacher Kinder hier, auf 300 Quadratmetern in zig Containern, essen, Hausaufgaben machen – und spielen, sporteln, basteln. Auch eine so genannte Schatzkiste wird es geben: eine Kleiderkammer, in der sich die Kinder ab und zu ein neues Stück aussuchen können. All das funktioniert ohne Anmeldung und kostenlos. »Wir haben Platz für 50 bis 60 Kinder«, sagt Schild. »Wenn mehr kommen wollen, dann finden wir eine Lösung.«

Dass hinter der »Arche« ein christlicher Träger steckt – das »Christliche Kinder- und Jugendwerk e.V.« – , bedeute laut Schild nur, dass bei der Arbeit christliche Werte vermittelt werden. »Wir zwingen niemanden zum Beten. Aber wir erzählen, was wir glauben.« Gegründet wurde »Die Arche« vor elf Jahren mit einer Suppenküche im Berliner Stadtteil Hellersdorf, zu der bis heute täglich bis zu 300 bedürftige Kinder kommen. »Kinder brauchen Menschen, die sich in sie investieren«, erklärt Pastor Bernd Siggelkow, Gründer des Berliner Hauses. »Viele haben zu Hause nicht einmal mehr einen Tisch, wo die Familienmitglieder gemeinsam miteinander essen und reden können.«

Weil das Berliner Haus erfolgreich läuft, oder viel richtiger: leider derart benötigt wird, expandiert es heuer nach Hamburg und München. Dass gerade in Moosach eine »Arche« eröffnet, ist kein Zufall: »Hier hat sich gerade in letzter Zeit ein hoher Handlungsbedarf in der Kinder- und Jugendsozialarbeit ergeben«, erklärt Münchens Sozialreferent Friedrich Graffe. »Es wohnen hier viele kinderreiche Familien, auch mit Migrationshintergrund.« Und Diana Stachowitz, SPD-Stadträtin aus Moosach, ergänzt: »In Moosach gibt es viel sozialen Wohnungsbau und sozial schwache Familien. Gerade deshalb ist diese Einrichtung so wichtig für uns, da sie auch schulergänzende Maßnahmen anbietet«. Die Stadt München spendierte das Gründstück, die Container, die Erstausstattung; die laufenden Kosten – circa 200.000 Euro im Jahr – müssen über Sponsoren ins Haus kommen. Schild ist optimistisch, dass das gelingt: »Ich glaube, dass wir viele Menschen vom Sinn der Einrichtung überzeugen werden«, sagt er. »Und hoffe, dass wir irgendwann von den Containern in ein fest installiertes Haus ziehen kommen.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 12.09.2006
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