Moosacher Jugendliche können sich über neuen Streetworkbus freuen

Moosach · »Hier hört man uns zu«

Streetworkerin Barbara Kohnke (links) und Wolfgang Pieksa, Regionalleiter Nord-Ost beim Stadtjugendamt (rechts), freuen sich wie die Moosacherin Esma über den neuen Streetworkbus.	Foto: mh

Streetworkerin Barbara Kohnke (links) und Wolfgang Pieksa, Regionalleiter Nord-Ost beim Stadtjugendamt (rechts), freuen sich wie die Moosacherin Esma über den neuen Streetworkbus. Foto: mh

Moosach · Der Donnerstag ist ein guter Tag für Moosachs Jugend. Immer donnerstags haben die hiesigen 14- bis 27-Jährigen ein eigenes Jugendzentrum. Immer dann fahren mobile Jugendarbeiter – Streetworker genannt – einen gebrauchten MVV-Bus Baujahr 1996 auf den Bolzplatz an der Dillingerstraße, klappen das Sonnensegel auf, schalten die Stereoanlage an, stellen Getränke und Kekse bereit – und sind einfach da.

Der Vorgänger des Busses musste Anfang 2005 auf den Schrottplatz. Mit viel Mühe, Spenden und Sponsoren wurde endlich ein Nachfolger gefunden, der seit einigen Tagen durch die Stadt kurvt.

Der Donnerstag ist ein guter Tag für Kevin und Leon. Beide sind 14 Jahre alt, gehen auf eine Hauptschule und kommen oft zum Moosacher Standplatz: »Es ist endlustig hier, man kann sich ausruhen, Musik hören, einfach reden und mal was unternehmen.« Was unspektakulär klingt, ist für die beiden und ihre Freunde eine wichtige Sache: »Hier können wir auch herkommen, wenn es Probleme gibt – und die Betreuer organisieren auch mal was.«

Voriges Jahr sind die Streetworker zum Beispiel mit ihren Jungs und Mädels ins Alpamare nach Bad Tölz gefahren. Dass es Kevin und Leon viel Spaß gemacht hat, spürt man trotz ihrer coolen Abgeklärtheit: »Sonst kommt man ja nicht viel raus.« Und die Eltern? »Die wissen gar nicht, dass es einen Bus gibt, der hierher kommt.«

Barbara Kohnke ist eine der Streetworker, die mit dem Bus durch die Stadt fahren – neben Moosach auch nach Neuperlach, Neuhausen, Giesing, Pasing, und bei den Spielen der beiden Münchner Fußball-Bundesligisten auch zur Allianz-Arena. Auch für die Betreuerin ist der Bus wichtig: »Wir arbeiten hier mit vielen Jugendlichen, die von anderen Institutionen gar nicht mehr erreicht werden«, erklärt Kohnke.

»Und davon gibt es auch in einer vermeintlich reichen Stadt wie München genug.« Und so kümmern sich die Streetworker um alles, was die Jugend drückt, neben Snacks steht bei ihnen Zuhören und Sichkümmern im Vordergrund. »Wir helfen, wenn es Ärger zuhause gibt, wenn jemand zu einer Gerichtsverhandlung muss, wenn jemand Drogenprobleme hat oder einen ALG-2-Antrag ausfüllen muss.«

Auch Esma weiß das zu schätzen. Aus der Türkei stammt sie – »und aus Moosach«. Die 21-Jährige möchte gerne ab September ihren qualifizierten Hauptschulabschluss machen und freut sich über den regelmäßigen Besuch der Streetworker. »Die hören uns zu, geben uns Ratschläge, helfen uns.« Altersprobleme – etwa mit Kevin und Leon – kennt Esma nicht. »Nein, wir sind hier alle wie Geschwister, das ist total nett – schade aber, dass es so was nicht jeden Tag gibt.«

Ein Wunsch, den die BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) nachvollziehen kann. »Es ist auf jeden Fall Bedarf für ein Jugendzentrum hier, aber wir sind schon froh, dass zumindest der Bus hält.« Selbst das ist nicht selbstverständlich, wie SPD-Stadträtin Angelika Gebhardt erklärt: »Das Stadtsäckel wird leider zunehmend leerer, obwohl der Bedarf nach solchen Einrichtungen steigt.«

Artikel vom 01.08.2006
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