Veröffentlicht am 27.07.2006 00:00

München - Das ist unser Platz

Über Zäune auf dem Weg zur neuen Bürgerlichkeit. Wer’s einfacher haben will, wählt die Corneliusbrücke oder den Bordeauxplatz.  (Foto: Bettina Stöss)
Über Zäune auf dem Weg zur neuen Bürgerlichkeit. Wer’s einfacher haben will, wählt die Corneliusbrücke oder den Bordeauxplatz. (Foto: Bettina Stöss)
Über Zäune auf dem Weg zur neuen Bürgerlichkeit. Wer’s einfacher haben will, wählt die Corneliusbrücke oder den Bordeauxplatz. (Foto: Bettina Stöss)
Über Zäune auf dem Weg zur neuen Bürgerlichkeit. Wer’s einfacher haben will, wählt die Corneliusbrücke oder den Bordeauxplatz. (Foto: Bettina Stöss)
Über Zäune auf dem Weg zur neuen Bürgerlichkeit. Wer’s einfacher haben will, wählt die Corneliusbrücke oder den Bordeauxplatz. (Foto: Bettina Stöss)

Mehr und mehr verlagert sich das Leben auf die Straße. Klar, zurzeit liegt es an der Hitze, dass kaum ein Mensch zuhause bleibt. Die Stadt und das Leben in ihr verändert sich. Durch den Sommer. Aber nicht nur durch ihn: Immer mehr Kunstprojekte beschäftigen sich mit dem Lebensraum „Stadt“ und der fortschreitenden Veränderung des Zusammenlebens.

Vielen sind hier sicherlich die großangelegten Projekte der Kammerspiele in Erinnerung: Schon zweimal wurde unter dem Motto „Bunnyhill“ das Dasein der Großstädter untersucht. „Wem gehört die Stadt?“, war die programmatische Frage vor wenigen Monaten. Mit ähnlichen Fragen befasst sich auch die aktuelle Veranstaltung „Crash Test Dummy“: Schon die ganze vergangene Woche ging es wild zu auf dem Haidhauser Bordeauxplatz.

Das Projekt „Crash Test Dummy“ diskutiert in Installationen, Aufführungen und Gesprächen, wie das Leben – vor allem aber das Überleben – in der Großstadt funktioniert. Die These: Migration, Mobilität, der Verlust sozialer Sicherungssysteme und die zunehmende Überwachung lässt den Menschen zur Testpuppe verkommen, eben zu einem Crash Test Dummy. Heute bietet sich die letzte Gelegenheit, die Bauten auf dem Bordeauxplatz zu besichtigen und hernach das Gelingen mit den Machern in der Muffathalle zu begießen.

„Rückeroberung des öffentlichen Raums“ – so heißt dagegen das Motto der „Urbanauten“. Mit ihrem Projekt „Unter dem Pflaster der Strand“ ist die Gruppe um Ex-Green-City-Macher Benjamin David seit Monaten am bisher wenig beachteten Balkon der Corneliusbrücke mit einer Strandbar aktiv. Sand ist aufgeschüttet, jeden Abend spielen Bands und DJs. Wem eine Sandfläche und nautischer Unrat kulturell genug ist, der hat noch bis zum Wiesn-Start Zeit, den „Strand“ zu besuchen: Bis 15. August auf der Corneliusbrücke und danach vor dem Völkerkundemuseum an der Maximilianstraße.

Auch weiterhin wollen die „Urbanauten“ aktiv bleiben und Orte in der Stadt entdecken, die eigentlich unbeachtet sind.

Ein Thema, dem sich neuerdings auch der Münchner Stadtrat annimmt.

In einer Stadtrats-Sitzung vergangenen Dienstag etwa wurde das Strand-Konzept der „Urbanauten“ regelrecht bejubelt – über alle Fraktionsgrenzen hinweg. Allein das bloße Schaffen solcher Projekte gilt mittlerweile als Kunst. Von Florian Falterer

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