In Moosach wird der Sprengel geändert, damit keine Klassenzimmer leer stehen

Moosach · Kampf um Schüler

Der neu ausgestattete EDV-Raum der Haldenberger-Hauptschule hat Platz für viele Schüler. Jetzt hofft Rektor Strobel nur noch, dass dieser auch genutzt wird.	 Foto: ras

Der neu ausgestattete EDV-Raum der Haldenberger-Hauptschule hat Platz für viele Schüler. Jetzt hofft Rektor Strobel nur noch, dass dieser auch genutzt wird. Foto: ras

Moosach · Ist die Hauptschule vom Aussterben bedroht? Zurzeit, da dieser Schultypus regelmäßig in unschöne Schlagzeilen gerät, werden schon mal entsprechende Untergangsszenarien gemalt. Dass aber zumindest der Hauptschule an der Moosacher Haldenberger Straße nicht die Schüler ausgehen, will Rektor Wolfgang Strobel unter allen Umständen verhindern:

Und so fordert er, dass das Einzugsgebiet seiner Schule vergrößert wird. Der örtliche Bezirksausschuss (BA 10) stimmte seiner Forderung bereits zu; für diese Woche wird ferner die (positive) Entscheidung des Münchner Stadtrats erwartet.

Eigentlich ist Strobel ein mit allen Wassern gewaschener Hauptschulrektor: Jahrelang hatte er mit allem Engagement eine Schule in der Nähe von Gräfelfing geleitet – und doch immer wieder feststellen müssen, dass Hauptschulen imagemäßig ins Abseits geraten. »Wir haben inzwischen so gut wie kein Ansehen mehr«, sagt er seufzend.

Der »Fall Moosach« jedoch hat alle Negativ-Erwartungen übertroffen: Denn wenn sich die dortigen Schülerzahlen so weiterentwickeln wie zuletzt, droht in den kommenden Jahren akuter Schülermangel. Quasi in letzter Minute hat der Rektor deswegen die Notbremse gezogen und vom städtischen Kulturreferat gefordert, den Schulsprengel im Bezirk zugunsten seiner Einrichtung zu ändern. 180 Schüler beherbergt die Haldenberger-Hauptschule zurzeit – hiermit sei ein funktionierender Schulbetrieb gerade noch möglich. Die Schülerzahlen-Tendenz aber ist fallend.

Zwar gibt es in jeder Jahrgangsstufe nach wie vor zwei Klassen, aber spätestens im Jahr 2008 wird sich das ändern, wie der Rektor überzeugt ist: »Geht die Entwicklung so weiter, haben wir bald Einzügigkeit.« Dann gehen nicht mehr 16 bis 20 Schüler in eine Klasse, sondern nahezu doppelt so viele, da die nötige »Teilungsgrenze« nicht mehr überschritten wird. Die Folgen sind Strobel zufolge verheerend und wirken sich auf alle Bereiche des Unterrichts aus: »Die Schule könnte ihr Angebot nicht mehr im erforderlichen Umfang aufrechterhalten.«

Vor allem die praxisnahen Fächer etwa im Bereich der EDV und die so genannten Neigungsgruppen müssten dann wegfallen – laut Strobel wäre das »fatal«, denn gerade in diesen Bereichen ist die Schule jüngst modernisiert und top ausgestattet worden. »In der Hauptschule geht es ja nicht um kognitive Inhalte, sondern darum, die Schüler ideal auf die Praxis vorzubereiten. Das können wir uns dann nicht mehr leisten.« Besonders stark wären auch Migrantenkinder betroffen, die die deutsche Sprache nur schlecht beherrschen und deswegen auf zusätzliche Kursangebote wie Lesegruppen angewiesen sind.

Das Münchner Schulreferat und der Moosacher Bezirksausschuss befürworteten daher die von Strobel gewünschte Sprengeländerung. Demnach sollen die Bereiche um die S-Bahn-Station Moosach, das Viertel um die Skagerrakstraße, die neu entstehende Wohnsiedlung »In den Kirschen« und sogar nördliche Teile Nymphenburgs nicht mehr der Hauptschule an der Leipziger Straße, sondern Strobels Einrichtung zugeschlagen werden. Der Rektor rechnet damit, dass die Schule auf diese Weise immerhin 30 Schüler pro Jahr zusätzlich bekommt – »das ist nicht viel, aber immerhin genug, um weiterhin zweizügig fahren zu können.«

In der Schule an der Leipziger Straße ist man von Strobels Plänen wenig angetan: »Schulsprengel-Änderungen halte ich für die falsche Methode. So kann immer wieder beliebig hin- und hergeschoben werden«, klagt der dortige Rektor Günther Bartl. Er befürchtet, dass die Sprengeländerung mit einer verminderten Unterrichtsqualität an seiner Schule einhergeht – ein Argument, das Strobel nicht gelten lässt: »Die Leipziger Schule hat 462 Schüler und kann einen solch kleinen Verlust locker wegstecken.«

Der BA sieht das ebenso. CSU-Sprecher Alexander Dietrich: »Alle Argumente sprechen für diese Änderung. Wir stimmen ihr zu.«

Artikel vom 18.07.2006
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