Omara Portuondo, die „Piaf aus Kuba“, singt auf dem Tollwood

München - Popstar mit 75

Schmalz in der Stimme, Gummi in den Hüften: Trotz ihrer 75 Jahre ist Omara Portuondo jung geblieben. Foto: VA

Schmalz in der Stimme, Gummi in den Hüften: Trotz ihrer 75 Jahre ist Omara Portuondo jung geblieben. Foto: VA

„Jetzt erfüllt sich der Traum meiner Jugend im Körper eines alten Mannes", sagte Ibrahjm Ferrer vor wenigen Jahren. Noch mit 78 Jahren reiste er, der durch den Film „Buena Vista Social Club“ wiederentdeckt wurde, als Popstar durch die Welt: Für eine Garde bereits vergessener Musikergrößen war der Kuba-Film die erste und bislang einzige Chance ihres Lebens, ihr Können international zu zeigen – und dafür international gefeiert zu werden.

Tollwood – Das Kulturfestival in München

Allerdings konnten einige von ihnen den Ruhm nicht lange auskosten – sie verstarben, immerhin waren sie längst im Rentenalter. Auch Ferrer kam voriges Jahr, wenige Wochen nach einem großartigen Konzert in der Münchner Philharmonie, ums Leben. Ein Glück, dass Omara Portuondo, einzige Frau in diesem Männermusik-Verein, immer wieder bei uns gastiert: Am Mittwoch, 5. Juli, singt sie ab 18.30 Uhr auf dem Tollwood ihre melodiös-melancholischen Bolero-, Cha Cha Cha- und Son-Nummern in einem Doppelkonzert mit Lila Downs.

Es begann 1996. Der US-amerikanische Komponist Ry Cooder hatte Havanna besucht – und zufällig einige Musikergrößen aus den Dreißiger-, Vierziger- und Fünfzigerjahren kennen gelernt. Unter ihnen Sänger und Gitarrist Compay Segundo, damals knapp 90 Jahre alt, Pianist Ruben Gonzáles (Jahrgang 1919), Sänger Ibrahim Ferrer (Jahrgang 1927), Gitarrist Eliades Ochoa (Jahrgang 1946) und Omara Portuondo, die fast siebzigjährige „Edith Piaf“ Kubas – die von den anderen „die Kleine“ und „Baby“ genannt wurde.

Schnell erkannte Cooder die Klasse der Musikanten – und nahm kurz später die CD „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf. Das Werk inspirierte Wim Wenders dazu, die Arbeiten an der zweiten CD, ein Soloalbum Ferrers, filmisch festzuhalten. Höhepunkt dieses Filmdokuments ist die Aufnahme des Konzerts, das die Musiker in der New Yorker Carnegie Hall gaben und das ihren internationalen Durchbruch besiegelte. Das Duett „Silencio“ mit Ferrer und Omara Portuondo rührte dabei die beiden sowie ihre Zuschauer zu Tränen – dank Ferrers genialen Gesangs und seiner Glitzer-Augen sowie Portuondos melancholischer Stimme.

Dabei war die Grande Dame des Cuban Jazz in den Fünfzigern überwiegend als Tänzerin bekannt, was man sich heute noch gut vorstellen kann: Schließlich lässt sie auch jetzt, 75-jährig, gerne bei einer guten Rumba ihre Hüften kreiseln, als wären sie aus Gummi. Viva el Cuba!

Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 29.06.2006
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