Abriss statt Renovierung: Die Stadt macht Unterstand auf Jugendgelände platt

Moosach · Zuviel des Guten

Jetzt wird abgerechnet: Julia, Alexandra und Ramona (von links) verpassen den Buben eine ordentliche Portion kühles Nass. Da ist dann auch der Kummer über den abgerissenen Unterstand  kurz vergessen. 	Foto: ras

Jetzt wird abgerechnet: Julia, Alexandra und Ramona (von links) verpassen den Buben eine ordentliche Portion kühles Nass. Da ist dann auch der Kummer über den abgerissenen Unterstand kurz vergessen. Foto: ras

Moosach · Die beiden Mädchen trauten ihren Augen nicht: Als sie an einem frühen Maimorgen auf das Jugendfreizeitgelände an der Triebstraße kamen, fehlte ihr geliebter Unterstand. Anstelle des Wellblechhäuschens blinkte nur mehr nackter Kies auf dem Stück Wiese. Das Kommunalreferat hatte das Gebäude in einer regelrechten Nacht-und-Nebel-Aktion entfernen lassen – zum Leidwesen der Jugendlichen.

Die gute Nachricht: Am Freitag soll als Ersatz ein ehemaliges Bus-Wartehäuschen installiert werden.

»Wir waren todtraurig«, erinnern sich die 14-jährige Ramona Bucher und ihre 16-jährige Freundin Julia Schaper. Denn die Wiese nahe der Skateranlage sieht jetzt trostlos aus: Ein Bautrupp hatte am Nachmittag zuvor ganze Arbeit geleistet und nicht nur den beliebten Unterstand abgerissen, unter den die Jugendlichen vor Regen fliehen konnten, sondern auch das Betonfundament des Häuschens komplett entfernt. Stattdessen waren nur mehr Schotter und Kies über die Fläche verteilt. Eine nackte Ödnis zeigte sich den beiden dort, wo zuvor ihr Lieblingsplatz war. »Die wollten wohl alles so gründlich wie möglich machen«, ärgert sich auch Christl Riemer-Metzger von der Initiative »Münchner Aktionswerkstatt G’sundheit« (MAG’S), die sich im Namen der Stadt um das körperliche Wohl von Moosachs Jugend kümmert – und herausgefunden hat, dass das Häuschen auf Anordnung des Kommunalreferats entfernt worden war.

Es habe aufgebogene Blechteile an den Seiten des Häuschens gegeben, auch sei das Gebäude verschmiert gewesen und habe, so das Kommunalreferat, »eine Gefährdung für die Sicherheit der Anlagennutzer dargestellt« – was die Sozialarbeiterin Riemer-Metzger für reichlich übertrieben hält: »Wir hatten beim Kommunalreferat angefragt, ob es möglich sei, das Häuschen zu renovieren. Dass die es aber gleich abreißen würden, damit haben wir nicht gerechnet«, sagt sie. »Es wäre auch nicht nötig gewesen.«

Um die Aktion der Stadt auszumerzen, hat sich Riemer-Metzger jetzt an den Bezirksausschuss Moosach (BA 10) gewendet – mit Erfolg: Die Stadtteilpolitiker bewilligten sogleich Gelder in Höhe von 4.000 Euro, um Ersatz für den Unterstand zu beschaffen. Und prompt konnte von der MVG ein ehemaliges Buswartehäuschen erworben werden.

»Am Freitag wird der neue Unterschlupf geliefert«, freut sich Riemer-Metzger. Die Jugendlichen werden beim Aufbau ihrer neuen Bleibe Hand anlegen müssen, denn die MVG liefert nur das Rohmaterial. Das Häuschen bemalen und ausstatten müssen die Beteiligten selbst. Für Ramona kein Problem: »Das wird uns Riesenspaß machen!«

Bis es so weit ist, will man sich die Laune nicht weiter verderben lassen: Mit Karacho sausen die Mädchen auf die zurzeit sehr »nackerte« Wiese, um den Jungs zu entkommen. Die haben sich nämlich mit riesigen Wasserpistolen herangeschlichen und spritzen, was die Pumpen hergeben. »Das tut gut bei der Hitze!«, ruft die klatschnasse Julia und lacht. Rafael Sala

Artikel vom 27.06.2006
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