Die Welt zu Gast bei Freunden wenn man es nicht besser wüsste, man könnte den Leitspruch der Fußball-WM für das Motto eines Kirchentags halten. Es liegt also nahe, dass sich auch Münchens Kirchen mit dem sportlichen Großereignis beschäftigen allen Würdenträgern voran Pfarrer Martin Cambensy, der WM-Beauftragte des Erzbistums München-Freising.
Der Moosacher Pfarrer koordiniert die Aktivitäten der hiesigen katholischen Kirche, die mit dem sportlichen Mega-Event zu tun haben. Unter anderem wird der 46-Jährige am 25. Juni einen Gottesdienst in der Fröttmaninger Heilig-Kreuz-Kirche nahe der Allianz-Arena abhalten.
Als seine Hauptaufgabe sieht es Cambensy, »meine Kollegen zu ermuntern, die Pfarreitüren für die internationalen Gäste zu öffnen«. Er will auch Tipps geben, wie man die WM in Predigten thematisieren kann immerhin hätten Religion und Fußball eine lange gemeinsame Geschichte. So weist Cambensy darauf hin, dass das Fußballspiel im alten China einen spirituellen Charakter hatte als metaphorische Verbindung von Himmel und Erde, mit dem Ball als Symbol für die Gestirne.
Auch sonst sieht er viele Parallelen zwischen Fußball und Religion: Bei beidem gehe es darum, seine persönlichen Fähigkeiten in den Dienst eines größeren Ganzen zu stellen und bei beidem komme man nur durch viel Konzentration und Übung zum Erfolg. »Sport und Spiritualität sind gute Korrektive in einer Gesellschaft, die sich keine Zeit mehr lässt«, findet Cambensy. Selbst hat Cambensy nie aktiv Fußball betrieben, »ich spiele lieber Kicker«. Interessiert war er allerdings von Kindesbeinen an. Er war damals Bayern-Fan, »aber ich versuche es jetzt ausgewogen zu halten«. Bei seinem Theologie-Studium an der päpstlichen Universität Gregoriana schloss er auch den AS Rom in sein Herz und ist natürlich entsetzt über die Skandale, von denen der italienische Fußball gerade überrollt wird.
Seine Abschlussarbeit schrieb er über »Gewissensbildung bei Jugendlichen« ein Thema, mit dem er sich auch danach noch intensiv beschäftigen sollte. Nach seiner Priesterweihe 1984 in Rom und den Kaplansjahren in Germering und München wurde er Anfang der Neunziger Jahre Jugendpfarrer in Pasing und später in Aubing. Im Jahr 1995 stieg er dann zum Diözesanjugendpfarrer auf und tingelte in dieser Funktion durch ganz Oberbayern. Vor drei Jahren wechselte er das Fach und wurde Sportpfarrer des Erzbistums, wo es seine Aufgabe ist, den kirchlichen Dialog mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV) zu führen. Etwa zur selben Zeit übernahm Cambensy außerdem die Pfarrei St. Martin die Größte in München, was mit entsprechend viel Arbeit verbunden ist. Cambensy kann und will deshalb seine Gedanken nicht den ganzen Tag um das runde Leder kreisen lassen. Der Posten als WM-Beauftragter sei »eher ein kleines Steckenpferd nebenbei«.
Ganz allgemein plädiert Cambensy dafür, den Fußball nicht zu hoch zu hängen: »Begeisterung ist in Ordnung, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass er keine persönlichen Probleme lösen kann«, so der Pfarrer: »Fußball darf nicht zur Ersatzreligion verkommen.« Cambensys Ansicht nach muss man auch nicht für die deutsche Mannschaft beten: »Sie werden sich anstrengen müssen«, meint er, aber wenn sie die Vorrunde gut überstehen und das Achtelfinale gewinnen, sei wieder alles drin. Die Klinsi-Elf sollte einfach einen alten Spruch beherzigen: »Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.«
Martin Hoffmann