Moosacher Schülerfirma: Nach der Bauchlandung kam der Erfolg

Moosach · Mathe und Meetings

Feiern kann harte Arbeit sein – diese Erfahrung machen Moosacher Schüler mit ihrer Firma »Ay Karamba Entertainment« mit der Vorstandsvorsitzenden Nata Gladchtein (sitzend). Foto: wei

Feiern kann harte Arbeit sein – diese Erfahrung machen Moosacher Schüler mit ihrer Firma »Ay Karamba Entertainment« mit der Vorstandsvorsitzenden Nata Gladchtein (sitzend). Foto: wei

Moosach · Gute Noten bekamen die Bankdrücker an deutschen Schulen nach den Diskussionen rund um die Pisa-Studie nicht. Kritiker attestierten den Schülern sogar eine gewisse Orientierungslosigkeit und zu wenig Engagement. Dass dies bei Weitem nicht auf alle Schüler zutrifft, zeigen 16 Jungs und Mädels aus dem Moosacher Gymnasium an der Gerastraße eindrucksvoll. In ihrem Juniorunternehmen machen die Nachwuchskräfte Bekanntschaft mit den Aufgaben sowie den Tücken einer Aktiengesellschaft.

Da ist auch eine Bauchlandung nicht ausgeschlossen. »Ay Karamba Entertainment« heißt das Projekt der jungen Firmengründer. Es basiert auf der Organisation von Kindergeburtstagen. Abteilungsleiterin Roxana Hosseini (17) erklärt: »Von der Organisation bis zur Durchführung machen wir alles. Wir gestalten und verschicken die Einladungen, dekorieren die Räumlichkeiten und sorgen für das Unterhaltungsprogramm.« Durch eigens gestaltete Flyer sowie Kontakte zu Grundschulen und Kindergärten läuft die Marketingmaschinerie auf Hochtouren und sorgt für ein volles Auftragsbuch. Doch so problemlos wie jetzt, ging es in der Schülerfirma nicht immer zu.

Vor kurzem verfolgte das Unternehmen noch das Ziel, alte Tonträger zu digitalisieren und so die Inhalte vor dem Zahn der Zeit zu retten. Unter dem Firmennamen »Bandscheibe« brannte man beispielsweise Musik von einer Schallplatte auf CD. Doch dann ergab sich ein gewichtiges Problem, mit dem keiner gerechnet hatte und das Projekt scheitern ließ. Lehrer Karl Forsteneichner, dessen Aufgabe in der Firma rein betreuenden Charakter besitzt, erinnert sich: »Zwar wurde das Schulprojekt bereits durch den nationalen Träger, dem Institut für Wirtschaftsforschung in Köln genehmigt, allerdings kam im Nachhinein leider raus, dass die Firmenidee nicht legal ist. Letztendlich ging es um das Urheberrecht.«

Dies hatte sich herausgestellt, nachdem der Bundestagsabgeordnete Dr. Axel Berg als Aktionär für das Schülerunternehmen angeworben wurde. Berg gab das Angebot, wie üblich, zur Überprüfung in seine Rechtsabteilung. Genau diese hatte letztendlich aufgedeckt, dass eine Bezahlung für die angebotene Leistung in Deutschland verboten ist.

Der weibliche Teil der Belegschaft weinte der alten Geschäftsidee kaum Tränen nach. »Wir hatten anfangs schon die Idee mit der Organisation von Kindergeburtstagen. Allerdings haben sich die Jungs mit ihrer Idee durchgesetzt«, so Nata Gladchtein, Vorstandsvorsitzende von Ay Karamba. Doch die 18-Jährige weiß nicht nur von internen Problemen zu berichten. Auch in der Arbeitswelt geht es nicht immer reibungslos zu: »Es kam schon vor, dass bei einem Geburtstagsfest statt 25 nur 16 Kinder kamen. Da muss man flexibel sein und schnell umorganisieren.«

Weil die Schüler sich um ihren »Nebenjob« nur außerhalb der Schulzeiten engagieren dürfen, kommt die Freizeit bisweilen ein wenig zu kurz. Das weiß auch Roxana Hosseini: »Es ist nun mal ein Teil unserer Freizeit und wir müssen es so hinbekommen, dass es mit dem Schulalltag keine Probleme gibt. Es ist nicht einfach, aber es funktioniert.« Nata Gladchtein denkt genauso und weiß, dass ihr Engagement für das spätere Weiterkommen sehr hilfreich sein kann: »Am Ende des Projektes bekommt man ein Zertifikat ausgestellt. Das ist mit Sicherheit ein kleiner Vorteil bei einer Bewerbung.«

So könnten die jungen Moosacher künftig zu einer glücklichen Minderheit gehören, die durch »Feiern« richtig vorangekommen sind.

Andreas Weiß

Artikel vom 18.04.2006
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