Gitarrist Stephan Stiens mit einer Glanzvorstellung im Schlössl

Moosach · Nur das Rutschen störte etwas

Moosach · Der Moosacher Gitarrist und Komponist Stephan Stiens tritt zurzeit regelmäßig in seinem eigenen Zyklus »Free Solo« mit verschiedenen musikalischen Schwerpunkten auf.

Die musikalisch interessierte Schülerin Amélie Hecht vom Pestalozzi-Gymnasium in der Au hat sich die Veranstaltung am vergangenen Freitag, 17. März, im Pelkovenschlössl in Moosach angesehen und dazu folgende Kritik verfasst: »Schon in den ersten Takten verzauberte er das Publikum mit der faszinierenden Mischung aus brasilianischer Folklore und der europäischen Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts, die dem Komponisten Heitor Villa-Lobos zu eigen ist.

Dem in Rio de Janeiro geborenen Komponisten, und vor allem seiner Musik, war der Abend gewidmet, daher präsentierte Stiens sowohl die fünf Präludien und zwölf Etüden, als auch dessen ›Suite populaire brésilienne‹, die inzwischen zum Standard-Repertoire eines jeden Gitarristen gehören.

Bereits in der Suite, bestehend aus den brasilianischen Fassungen europäischer Tänze, die er rhythmisch allerdings sehr frei spielte, bewies der international renommierte Gitarrist sein großes Klangspektrum und seine interpretatorische Fähigkeit, die offensichtlich nicht nur die europäische Musik umfasst.

Weitaus durchsichtiger als andere Interpreten spielte er die ›Cinq Préludes‹, aus denen sich besonders das Prélude Nr. 3 hervorhob, das mit dem Titel ›Huldigung an Bach‹ versehen ist. Sein starker Sinn für Bach zeigte sich vor allem in den ›Piano‹ – Passagen, die er so leise und intensiv gestaltete, dass er den Raum in eine unglaubliche Spannung versetzte.

Mit den ›Douze Études‹ konnte er auch mit seinem breit gefächerten technischen Können überzeugen; er meisterte sowohl die technisch heiklen Akkordbrechungen in Etüden Nr. 2, 4 und 6 in der vor allem die linke Hand strapaziert wird, sowie die Skalen in Nr. 7, als auch alle Flageolette und die kraftraubende Anschlagsübung Nr. 10 gekonnt. Nahezu atemberaubend waren die Etüden Nr. 11 und 12, in denen schnelle Finger (besonders in der rechten Hand) und das Glissando trainiert werden.

Was ihm allerdings etwas schwer fiel, war die Vermeidung des Geräuschs, das beim Rutschen der Finger über die Saiten entsteht, das Villa-Lobos nicht so recht leiden konnte, aber – da er die Schwierigkeit dessen eingesehen hatte – die Bitte aussprach, es doch als musikalischen Effekt einzusetzen.

Dass er am Ende seinen überaus begeisterten Gästen gleich zwei Zugaben bieten musste, machte den Künstler etwas verlegen, aber es bestätigte nur noch einmal die Großartigkeit des Konzertes. Außerdem lud er zu seinem nächsten Konzert am Dienstag, 11. April, in die Moosacher Pfarrkirche St. Martin ein, wenn er Bachs Kunst der Fuge mit Gitarrenensemble sozusagen uraufführt.«

Die nächsten Termine von »Free Solo«: 12. Mai, 2. Juni, 7. Juli (jeweils im Pelkovenschlössl) und am 4. August im »Garten der Ruhe« in der Borstei. Dann geht’s am 29. September weiter.

Artikel vom 22.03.2006
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