Uli Hoeneß: „Langsam wird die Euphorie wieder abgebaut“

München - Rote Karte für WM-Hickhack

Bayern-Manager Uli Hoeneß zieht über die Absage der Berlin-Gala und die weiteren Pannen bei den WM-Vorbereitungen vom Leder - und freut sich dennoch auf das »phänomenale Ereignis«. Foto: Archiv

Bayern-Manager Uli Hoeneß zieht über die Absage der Berlin-Gala und die weiteren Pannen bei den WM-Vorbereitungen vom Leder - und freut sich dennoch auf das »phänomenale Ereignis«. Foto: Archiv

Sie wird das Sportereignis des Jahres: die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Ein Wahnsinns-Spektakel, auf das sich in München nicht nur die Fans des runden Leders freuen. Die Begeisterung wächst allerorten, an Stammtischen, in Firmenkantinen und Edel-Locations, je näher der Anpfiff am 9. Juni rückt. Selbst Bayern-Manager Uli Hoeneß, obwohl kein bekennender Freund der FIFA, spricht gegenüber dem SamstagsBlatt von einem „phänomenalen Ereignis“, auf das wir uns alle freuen können.

Zu Recht – auch wenn man sich derzeit des Eindrucks nicht erwehren kann, irgendjemand von ganz oben meine es nicht gut mit der deutschen WM.

Verfolgt man die Ereignisse der vergangenen Wochen, fürchtet man nicht nur um die Sicherheit der Gäste, die aus aller Welt in die zwölf Arenen zwischen Hamburg und München strömen werden, und die zudem – wir erinnern uns an die leidige Diskussion des vergangenen Jahres – nicht-bayerisches Dünnbier trinken müssen. Auch das mehr als peinliche Gezerre um die Eröffnungsgala trübt die Vorfreude.

„Langsam wird die Euphorie wieder abgebaut“, kommentiert Bayern-Manager Uli Hoeneß die Negativmeldungen, die in dicken Lettern von den Titelseiten der Boulevard-Blätter schreien. „Dazu gehört vor allem die Absage dieser Feier.“ Erstmals in der WM-Geschichte hätte nicht ein Spiel, sondern ein offizieller Festakt den Wettbewerb eröffnen sollen. Mit illustren Künstlern, Musik bekannter Größen wie Peter Gabriel oder Khaled und weiteren Show-Einlagen. Ein buntes Fest der Freude. Indes, es bleibt vermutlich bei der bloßen Idee.

Zwar steht das Konzept von André Heller und wird auch allerseits für gut befunden. Dennoch wurde die Gala abgeblasen. Vorgeschobene Begründung der FIFA: Der Rasen des Berliner Stadions würde zu sehr in Mitleidenschaft gezogen, auf dem wenige Tage später der Weltmeister Brasilien gegen Kroatien spielen soll. „Diese späte Absage ist der FIFA nicht leicht gefallen, aber für uns als Weltfußballverband müssen sportliche Aspekte schließlich Vorrang haben“, sagt FIFA-Präsident Joseph Blatter.

Das ist wenig überzeugend, denn auch München, das mit seinen zwei Stadien schnelle Hilfe angeboten hatte, erteilten die Drahtzieher eine Absage – Rasen hin oder her. Die Begründung hier: Laut Andre Heller sei die Gala exklusiv für Berlin konzipiert gewesen. Nun ja. Eine einleuchtendere Erklärung findet Uli Hoeneß: „Ich glaube, dass die FIFA wie immer die Preise zu hoch angesetzt hat.“ Zwischen 100 und 700 Euro hätte ein Ticket kosten sollen. Kein Wunder, dass lediglich 5000 Karten verkauft gewesen sein sollen. Hoeneß: „Da hat die FIFA, arrogant wie sie ist, die Reißleine gezogen.“

Der Bayern-Manager hat die Gala ohnehin kritisch gesehen, da sie am Fan vorbei gegangen wäre: „Ich bin der Meinung, das darf kein Geschäft sein.“ Der Auftakt der WM müsse vielmehr ein „Happening“ sein, etwas für die Fans. Dabei hätte auch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) mitgezogen, der eine erweiterte Fan-Party im Olympiastadion ins Gespräch gebracht hatte. Vergebens. Dieser Vorschlag wurde von der FIFA rigoros abgekanzelt. „Aus politischen Gründen“, vermutet Ude. Immerhin kann den Münchnern hernach niemand einen Vorwurf machen. Mehr Kooperation und Entgegenkommen kann eine Stadt nicht signalisieren. Es bleibt ein fader Nachgeschmack.

Den hinterlässt auch die Kritik der Stiftung Warentest, die deutschen Stadien seien nicht sicher. Nur in München mit seiner nagelneuen Allianz-Arena scheinen Fans nichts zu befürchten zu haben. „Ich fand das ja lustig“, sagte Hoeneß schmunzelnd vor wenigen Tagen auf einer Veranstaltung in der Agentur Serviceplan, „weil ich zu dem Zeitpunkt gerade in Teheran war.“ Für ihn sei es „unvorstellbar“ und auch „ungeheuerlich“, dass es sich jemand erlaube, deutsche Arenen zu kritisieren. „Die Herren von der Stiftung hätte ich gerne in Teheran dabei gehabt – da hat es nicht nur in die Kabinen geregnet.“

Der Arenen-Test des Test-Heftes sei eine Beleidigung der Architekten, die diese Stadien konzipiert haben. Hoeneß’ Fazit: „Wir haben die sichersten Stadien der Welt, das lassen wir uns nicht kaputt reden.“ Den Kritikern entgegnet er: „Am 9. Juli ist die WM zu Ende und der Fußball wird immer noch leben.“ In diesem Sinne freuen wir uns auf den Sommer und vor allem auf die sechs Münchner WM-Spiele. Von Florian Römer

Artikel vom 26.01.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...