Workshop im BBW für Hör- und Sprachgeschädigte

Johanneskirchen · Mehr Jobs ohne Barrieren

Johanneskirchen · Warum gibt es immer wieder Vorbehalte bei der Einstellung Hörgeschädigter? Sind Taube oder Schwerhörige überhaupt leistungsfähig? Dies sind nur einige von vielen Fragen, die sich mögliche Arbeitgeber stellen. Dabei haben Arbeitgeber Vorteile, wenn sie behinderte Arbeitnehmer einstellen und oft genug sind Hörgeschädigte in ihrem Fachbereich besonders leistungsstark.

Das machte jedenfalls der Workshop »Jobs ohne Barrieren« deutlich, der am Freitag, 20. Januar, im Berufsbildungswerk München für Hör- und Sprachgeschädigte (BBW) in der Musenbergstraße 30–32 stattfand. Der Workshop fand im Rahmen der Initiative »job – Jobs ohne Barrieren« des Bundesministeriums für Gesundheit in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer (HWK) sowie dem Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) statt.

»Die Zusammenarbeit mit den Kammern ist uns sehr wichtig«, so Gerlinde Dietl, die Leiterin des BBW München, »weil es nicht nur um Ausbildung, sondern auch um langfristige und qualifizierte Integration in den Arbeitsmarkt geht. Zusätzlich arbeiten wir bei den Ausbildungsinhalten und Prüfungen eng mit den Kammern zusammen und stimmen uns auch beim Ausbildungsangebot mit ihnen ab. Denn wir wollen ja mit unseren Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig bleiben.«

Die Fähigkeiten der Menschen werden häufig nach ihrer Ausdrucksfähigkeit und Sprachgewandtheit beurteilt. Hochgradig hörgeschädigte Menschen werden deshalb meist bezüglich ihrer Intelligenz, Qualifikationen und beruflichen Einsatzmöglichkeiten in ungerechtfertigter Weise erheblich unterschätzt und außerdem aus Unsicherheit und Unkenntnis oft von vornherein von innerbetrieblichen Weiterbildungsangeboten ausgeschlossen. Schon heute beweisen rund 800.000 schwerbehinderte beschäftigte Menschen, dass sie voll einsatzfähig sind. Trotzdem warten immer noch viele auf ihre Chance, sich im Arbeitsleben bewähren zu dürfen. So führte die Schirmherrin der Veranstaltung, die Behindertenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Anita Knochner, in ihrer Rede aus, dass die Chancen für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt zuhnehmend schwinden würden.

Derzeit seien in Bayern etwa 22.900 behinderte Menschen ohne Arbeit, so die Behindertenbeauftragte. Die Beschäftigungsquote von 2,9 Prozent bei privaten Arbeitgebern im Freistaat sei von der gesetzlich vorgegebenen Pflichtquote, die bei 5 Prozent liegt, weit entfernt, betonte Knochner. Der öffentliche Dienst beschäftige 4,58 Prozent schwerbehinderter Menschen. Deshalb richtete sich der Workshop vor allem auch an klein- und mittelständische regionale Betriebe, um zu motivieren, hörgeschädigte Mitarbeiter einzustellen.

Damit schwerhörige und gehörlose zukünftige Arbeitnehmer gut fürs Arbeitsleben gerüstet sind, baut das BBW auf eine fundierte Ausbildung auf. Vom Buchbinder bis zum Zerspanungsmechaniker werden die Jugendlichen in 25 verschiedenen Berufen ausgebildet. Momentan befinden sich 174 Auszubildende im BBW, davon machen 146 eine Ausbildung, 28 nutzen eine Fördermaßnahme, um den ihren Fähigkeiten entsprechenden Beruf zu finden.

Artikel vom 25.01.2006
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