Ingo Appelt: Vom Superstar zum Retter der Nation

München - „Nie wieder Ficken“

Ist jetzt wieder der liebe Schwiegersohn: Comedystar Ingo Appelt. Foto: VA

Ist jetzt wieder der liebe Schwiegersohn: Comedystar Ingo Appelt. Foto: VA

Das ist doch mal eine Karriere: In seinem vergangenen Programm war Ingo Appelt noch „Superstar“ – jetzt ist er bereits „Retter der Nation“, wie seine neue Show heißt. Einen solchen braucht es jetzt auch, schließlich sind wir jetzt Papst, ein Mädchen ist Kanzler und Lafontaine ein Ossi geworden, um es mit Appelt zu sagen. Zeit für einen Wechsel also, Zeit für Rettung.

Dabei war es eine Zeitlang recht ruhig um den ehemaligen Comedy-Superstar. Er war auf Baby-Pause, sagt er heute („Kind und Karriere – das ist so einfach nicht!“). Doch eigentlich war das Publikum nicht mehr angenehm schockiert, sondern gelangweilt, wenn er immer und ständig „Ficken“ sagte – und schaute, wie Leute auf der Straße darauf reagierten. Die Zuschauer wollten Appelt einfach nicht mehr sehen. Jetzt aber scheint der Comedian geläutert: Immerhin gibt es inzwischen auf seiner Website T-Shits zu kaufen, auf denen steht: „Ich sage nie wieder Ficken“.

Appelt scheint jetzt seine Berufung gefunden zu haben. In neuem Styling, mit schillernd-weißem Anzug und mit spitzem Scheitel will er Deutschland den Weg weisen. Vergesst den Highlander! Vergesst Spiderman und Benedikt! ruft er dabei.

1967 in Essen geboren, wurde der Comedian im Erwachsenenalter zunächst Maschinenschlosser bei Siemens. „Nach sieben Jahren Kantinenessen und einem Ausflug in die Gewerkschaftsecke“, wie er es selber formuliert, beschloss er aber, eine Comedy-Karriere anlässlich des 1990-er-Bundestags-Wahlkampfs zu starten.

Mit Erfolg: Bereits 1993 wurde er beim „Köln Comedy Festival“ als vielversprechender Newcomer gefeiert. Über 100.000 Leute schauten 1997 sein erstes Programm „Abräumer“ an, die gleichnamige CD hielt sich über 20 Wochen in den Albumcharts und wurde sogar für den „Echo“ nominiert.

Nach diversen Gastauftritten in Shows wie „7 Tage – 7 Köpfe“, „Veronas Welt“ oder „RTL Samstag Nacht“ folgte 2000 schließlich die eigene „Ingo Appelt-Show“ auf ProSieben. Allerdings wurde die Show nach elf Folgen wegen der so genannten „Kinderpuppen-Fußball“-Affäre abgesetzt – Appelt wurde den Senderchefs zu geschmacklos.

Dabei wollte er, wie er selbst sagt, auch charmant sein, geliebt werden: „Ich bin ja nicht abgehoben wie Harald Schmidt“, sagt er. Hauptschule, Lehre bei Siemens, nicht studiert, Gewerkschafter, SPD-Mitglied: Einer wie ihr – ist die Botschaft. Oder andersrum, wie Appelt es sieht: „Wir sind alle Superstars. Das ist etwas sehr Demokratisches. Sozusagen die Volkshochschule Ingo Appelt.“ Am Donnerstag, den 19. Januar, tritt er im Lustspielhaus auf – ab 20.30 Uhr. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 12.01.2006
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