Das erleben wir Münchner in diesem Jahr

München - Viel Geist und viel Ball

200 Jahre Königreich Bayern, hoher Besuch von Robbie Williams, der Einzug von Seepferdchen und anderem Wassergetier in den Olympiapark und die WM 2006: Es gibt viel zu feiern im neuen Jahr. Pack ma’s an!

200 Jahre Königreich Bayern, hoher Besuch von Robbie Williams, der Einzug von Seepferdchen und anderem Wassergetier in den Olympiapark und die WM 2006: Es gibt viel zu feiern im neuen Jahr. Pack ma’s an!

Der Papst, Pop und jede Menge WM-Pomp: Weil in den vergangenen Jahren viel geackert, geschuftet und gebaut wurde in der Stadt, „ernten wir jetzt, im Jahr 2006, die Früchte unserer Arbeit“, so Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Hier ein Überblick über diese Früchte – und darüber, was uns im neuen Jahr sonst noch so alles blüht in der Stadt.

1. Januar: Vor genau 200 Jahren wurde Bayern zum Königreich gekürt. Von 30. März bis 30. Juli erklärt uns eine große Sonderausstellung in der Münchner Residenz die Geschichte von „Bayerns Krone“. Um die Schau vorzubereiten, bleibt die Schatzkammer ab Montag, den 9. Januar, für den Publikumsverkehr für voraussichtlich sechs Wochen geschlossen. Weitere Veranstaltungen, die dem Königreich und dem Kini huldigen, sind im Internet auf der Seite http://www.datenmatrix.de/probjekte/hdbg/koenigreich/ gelistet.

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26. Januar: Steven Spielbergs Film „München“ über das Geiseldrama bei den Olympischen Spielen 1972 läuft in unseren Kinos an. Darin spinnt Spielberg das ewige Teufelsrad aus Schlag und Gegenschlag weiter: Ein Killer-Kommando soll im Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad all jene Palästinenser töten, die für das Olympia- Massaker verantwortlich gemacht werden. Die jüdischen Vollstrecker arbeiten effizient und erfolgreich. Doch vor allem ihr junger Anführer zweifelt an seinem Tun. Mit jedem Mord, das spürt er, wird er seinen Feinden ähnlicher...

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21. Februar: In den Niederlanden ist das Rembrandt-Fieber ausgebrochen: Die Oranjes feiern den 400. Geburtstag ihres berühmten Malers in diesem Jahr mit 17 Ausstellungen! München ist da ein wenig zurückhaltender, aber Fans des alten Meisters, der das Licht zum zentralen Thema seiner Malkunst machte, können bis 26. März in der Pinakothek der Moderne zumindest eine Schau mit einigen seiner Radierungen besuchen.

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Lassen wir uns überraschen: Irgendwann im Frühjahr erhält München eine neue grüne Lunge. Der Park der Bundesgartenschau in Riem wird „vermutlich im Vorsommer“ für alle Münchner geöffnet, wie Jürgen Marek vom Baureferat weiß. Vorher müssen noch verkehrsrechtliche und weitere bürokratische Hürden aus dem Weg geräumt werden. Dann heißt es: Tief durchatmen.

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15. April: Ab jetzt kann im Olympiapark nicht nur auf einen Berg geklettert werden – ab jetzt taucht man dort auch ab – gleich vom Ufer des Olympiasees aus: Mit dem „Sea Life Center“ bekommt München ein eigenes Großaquarium, in dem man über 100 verschiedene Fischarten aus der gesamten Unterwasserwelt zwischen Isar und Mittelmeer auf 2.000 Quadratmetern bewundern kann.

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6. Mai: „Bayerns Weg in die Moderne – Bayerisches Handwerk 1806 bis 2006“ heißt die vom Haus der bayerischen Geschichte konzipierte neue Ausstellung im Deutschen Museum (bis 29. Oktober).

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Irgendwann im Mai: Seinen Jungfernflug im April 2005 hat der Airbus 380, mit 555 Passagier-Plätzen das weltgrößte Zivilflugzeug, einwandfrei über die Bühne gebracht. Nun hebt der Riesenvogel zum ökonomischen Höhenflug an: Bisher wurden 159 Exemplare seiner Art bestellt, darunter 27 Frachter. Im Mai soll der Flieger der Superlative erstmals in München landen. Auf dem Besucherhügel gibt es dann bestimmt auch einen Rekord zu verzeichnen...

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28. Mai: Die ICE-Neu- und Ausbaustrecke München-Ingolstadt-Nürnberg nimmt den Fahrgastbetrieb auf. Die Fahrzeit in die Frankenmetropole verringert sich damit um mehr als 30 Minuten – auf rund eine Stunde.

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29. Mai: Voraussichtlich eröffnet der erweiterte U-Bahnhof Marienplatz – gerade noch rechtzeitig zur WM.

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Im Juni wird der Grundstein für das Technologiezentrum Moosach gelegt, in dem innovative und technologieorientierte Existenzgründer günstige Mietflächen finden werden. Auch der Erfahrungsaustausch soll durch die Zusammenlegung erleichtert werden. 2008, so hofft man, soll das Zentrum bezogen werden.

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9. Juni: Spätestens ab jetzt wird sich die Erde nicht mehr um die Sonne, sondern um den Fußball drehen: Vom 9. Juni bis 9. Juli findet mit der WM das größte Sportereignis auf deutschem Boden seit der Olympiade im Jahr 1972 statt – auch, wenn zu befürchten ist, dass das deutsche Team den Titel nicht holt. Allerdings: eine Auszeichnung hat sich das deutsche Team schon verschafft: Es ist Glücksweltmeister! Schließlich hat es per Los als Vorrunden-Gegner Costa Rica (9. Juni in München), Polen (14. Juni in Dortmund) und Ecuador (20. Juni in Berlin) zugeteilt bekommen – allesamt Teams, die als „machbar“ gelten. OB Ude zum Eröffnungsspiel in der Allianz-Arena: „München wird die Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft sowie sechs spannende Spiele nur deshalb erleben können, weil wir nach fünfjährigem Ringen um die beste Lösung fünf weitere Jahre solidarisch an einem Strang und in die selbe Richtung gezogen haben, um die attraktivste Arena bieten zu können. Dieses Lob gebührt den beiden Clubs, dem Freistaat und der Stadt und allen Behörden, die zur überraschend schnellen Realisierung des Stadions und seiner Verkehrsanbindung beigetragen haben.“ Ein Loblied also, um alle Kritiker des Allianz-„Schlauchbootes“ zum Verstummen zu bringen. Aber nochmals sei erinnert, dass die millionenschweren Infrastrukturmaßnahmen auch von kommunalen Steuergeldern gezahlt wurden – die an anderer Stelle, etwa bei Sozialleistungen wieder fehlen. Egal wer Weltmeister wird: Jede Medaille hat zwei Seiten.

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16. Juli: Ja, sie touren schon wieder – und ja, sie leben wirklich noch: Im Juli geben sich die „Rolling Stones“ im Münchner Olympiastadion einmal mehr die Ehre. Zu saftigen Eintrittspreisen. Wer aber wirklich glaubt, das sei das letzte Münchner Konzert der Rock'n'Roll-Urgesteine, der sollte trotzdem hingehen.

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1.-3. August: Wer allerdings lieber halbwegs knackiges Frischfleisch hören und schauen will, sollte besser auf eines der drei Robbie Williams-Konzerte gehen: Der Rock'n'Roll-Superstar gastiert im Olympiastadion.

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1. September: Kent Nagano gilt als einer der herausragenden Dirigenten für das Opern- wie auch für das Orchesterrepertoire. Im September wird der Hochkaräter Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper – und damit Nachfolger von Zubin Mehta, der zusammen mit Sir Peter Jonas das Haus verlässt. Und auch das Münchner Rundfunkorchester bekommt einen neuen Chef: Ulf Schirmer.

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10. September: Von wegen, Edmund Stoiber sei unser Ober-Bayer – unser Ober-Bayer hieß mal Joseph Ratzinger – und ist jetzt das Oberhaupt der katholischen Kirche. Und weil er von 10. bis 15. September auf Heimatbesuch kommt, ist die Aufregung jetzt in München, Altötting, Regensburg und Marktl besonders groß. Bis dahin übrigens dürfte hinter den Kulissen des hiesigen Rathauses noch kräftig gestritten werden: Die Stadtrats-Fraktionen sind sich immer noch uneins darüber, ob der Papst zum Ehrenbürger der Stadt werden soll oder nicht. Und überhaupt: darf Ehrenbürger werden, wer die Wiesn nicht heiligt? Papst Benedikt XVI. hat seine Reise extra ein paar Tage vorverlegt, weil die Wiesn am 16. September startet – und die Leute ja zu ihm anstatt zum Wiesn-Anstich pilgern sollen.

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14. Oktober: Die Verlängerung der U 6 bis hin zu den Stationen „Garching“ und „Garching-Forschungszentrum“ wird freigegeben.

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9. November: Endlich wird Münchens hässlichste Kriegswunde in der Altstadt geschlossen: Mit der Einweihung der Hauptsynagoge auf dem Jakobsplatz nimmt das Jüdische Zentrum, das noch durch Schule, Kindergarten und Gemeindeverwaltung ergänzt wird, schließlich Gestalt an. „Ich halte die Realisierung des größten jüdischen Bauvorhabens in Europa inmitten der historisch so schrecklich belasteten früheren Hauptstadt der Bewegung für den stadtgeschichtlich bedeutsamsten Vorgang und das erfreulichste Ereignis meiner Amtszeit“, sagt OB Ude. Die Vorarbeiten hierfür haben dann insgesamt ein Jahrzehnt gedauert. Von Nadine Nöhmaier

Artikel vom 05.01.2006
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