Prior: "Ich will bleiben!"

EHC-Trainer Gary Prior im Gespräch mit den Münchner Wochenanzeigern.

Heute so, morgen so - einmal traurig, einmal froh: Der EHC München fällt zurzeit vor allem durch Unbeständigkeit auf. Coach der Münchner ist der 48-jährige Gary Prior, der im letzten Jahr seine Heimat Kanada verlassen hat, um das Münchner Eishockey nach oben zu führen. Gespielt hat er einst selbst in Pennsylvania, Burlington und Augsburg. Die Schwaben hat er auch einmal trainiert, genauso wie die Teams aus Bietigheim und Heilbronn. Filippo Cataldo sprach mit Prior über das Toreschießen und die idealen Gegner.

Münchner Wochenanzeiger: Mister Prior, nach guten Spielen gegen Favoriten wie Straubing, Dresden und Regensburg gab es für Ihre Mannschaft zuletzt wieder zwei Niederlagen gegen vermeintlich schwächere Gegner wie Essen und Bad Tölz. Kommt der EHC mit dem Druck nicht klar, gewinnen zu müssen?

Gary Prior: Manchmal sieht das tatsächlich so aus. Vielleicht denkt sich die Mannschaft auch, dass sie Gegner, die in der Tabelle hinter ihr stehen, unbedingt schlagen muss - und verkrampft deswegen ein wenig. Aber ich glaube nicht, dass wir irgendeinen Gegner unterschätzen oder nur gegen große Mannschaften motiviert sind. Auch wenn es platt klingt: Die Liga ist sehr ausgeglichen. Wir kommen etwas besser zurecht mit Mannschaften, die Eishockey wirklich spielen. Gegen kampfstarke Teams wie Bad Tölz haben wir mehr Schwierigkeiten.

Der EHC München befindet sich auf Platz elf in der Tabelle. Die Play-Off-Plätze sind schon recht weit weg. Wo sehen Sie Ihre Mannschaft nach der Rückrunde?

Ich weiß es nicht. Unser Ziel war, nicht abzusteigen und in der Liga mitzuhalten. Das gelingt uns eigentlich recht gut. Wir sind weder abgeschlagen Letzter, noch sorgen wir als Aufsteiger für richtig Furore, wie es etwa Dresden tut. Unser Problem ist vor allem, dass wir zu wenig Tore schießen. Hinten stehen wir recht sicher und unsere beiden Goalies machen einen sehr guten Job. Wenn wir die Ladehemmung abstellen, könnten wir uns vielleicht auch weiter nach oben orientieren.

Mit Christoph Sandner und Dave Noel-Bernier wurden in den letzten Wochen neue Stürmer verpflichtet, die zuletzt in unteren Ligen gespielt haben. Können sie der Mannschaft weiterhelfen?

Sandner ist ehemaliger Nationalspieler und hat jahrelang in der DEL gespielt. Mit seiner Erfahrung hilft er unseren jungen Spielern. Und Noel-Bernier hat im letzten Jahr bei Riessersee zusammen mit unserem T.J. Guidarelli Tore wie am Fließband geschossen. Dave haben wir geholt, weil John Sicinski länger ausfallen wird, und er hat gegen Tölz auch gleich sein erstes Tor für uns geschossen. Außerdem kommt am Mittwoch unser nächster Neuzugang aus den USA...

...Mike Pandolfo, der sogar schon drei NHL-Einsätze hat.

Genau. Mike wird uns sicher weiterhelfen, auch wenn er sich erst an die größere europäische Eisfläche gewöhnen muss. Er ist ein sehr robuster Stürmer, der trotzdem sehr fair spielt.

Pandolfo ist der siebte Ausländer im Kader. Eingesetzt werden dürfen aber nur sechs. Wird einer abgegeben?

Solange John Sicinski verletzt ist, ganz sicher nicht. Und danach muss sich einer halt immer das Spiel von der Tribüne aus ansehen. Das fördert den Konkurrenzkampf zwischen den Spielern. Ich finde das gut. Außerdem ist unser Etat abgesichert, wir können die sieben bezahlen.

Mike Burman und Rich Bronilla stehen seit Monaten in der Kritik.

Nochmal: Ich plane momentan mit dem bestehenden Kader. Im Grunde sind das alles gute Jungs und ich weiß, was sie können.

Denken Sie auch über Ihre eigene Zukunft so? Einige Fans fordern schließlich Ihren Rausschmiss...

Das dürfen die, das macht mir nichts aus. Unsere Fans machen einen tollen Job und sie sollen auch ihre Meinung sagen dürfen. Aber ich fühle mich in München sehr wohl. Ich mag den Verein und ich mag die Stadt. Wenn es nach mir ginge, würde ich gerne länger bleiben. Aber Rausschmisse gehören einfach auch zum Geschäft.

Artikel vom 02.01.2006
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