Der „TSV Bassrutsche“ rockt mit Miami Bass

Der Profi feiert Vor-Silvester

Mao-Tse Tom und Tim Young-Ill holen Bass von Miami nach München.

Mao-Tse Tom und Tim Young-Ill holen Bass von Miami nach München.

Manchen ist Silvester ein Gräuel – der spezielle Abend im Jahr, wo alles und jeder die Straßen und Clubs bevölkert, all jene, die sonst das ganze Jahr über zu Johannes Baptist Kerner mit einer Träne im Auge entschlummern. Jene glauben nun, sie müssen es jetzt doch mal wieder richtig krachen lassen: so schimpft der Nightlife-Profi. Und: Er bleibt an Silvester zu Hause.

Ihm hilft die Registratur bereits am Silvester-Vorabend. Im schmucken „Sekretariat“, dem Nebenzimmer des großen Tanzsaales, soll es bei einem „Pre-Clubbing“ zur Sache gehen. Für die nötige Stimmung sorgen dort die feiererprobten Herrschaften vom „TSV Bassrutsche“. Zwar muss das DJ-Team um Mao-Tse Tom und Tim Young-Ill am nächsten Abend schon wieder ran bei der Silvester-Sause im „Zerwirk“. Doch wer ein Profi ist im Gewerbe, kann dem Dancefloor jederzeit so einheizen, als gäbe es kein neues Jahr.

Also werden die Bassboxen strapaziert mit heißen Scheiben aus Miami, Rio, Detroit, London – und wenn es sein muss, sogar aus Berlin. Vor allem dem Miami Bass und seinen Ab-Arten hat sich der „TSV Bassrutsche“ verschrieben. In den späten Achtzigern und frühen Neunzigern war der extrem tanzbare Sound aus Floridas Metropole weltweit sehr populär, doch ob seiner oft sehr direkten Sex-Texte kam es nie zu einem Massenerfolg.

Der „Miami Bass“ ist bis heute stilprägend für Clubsounds abseits des Mainstreams. In Detroit etwa entwickelte sich der minimalistische und extrem reduzierte „Booty Bass“ daraus. In Rio de Janeiro wurde der seit ein paar Monaten auch hierzulande im Underground so erfolgreiche „Baille Funk“ auf Miami-Bass-Basis entwickelt. In London erfreut sich der „UK Bass“ momentan immer größerer Beliebtheit – bekannteste Vertreterin dürfte M.I.A. sein, sie lieferte zudem eines der innovativsten Alben 2005 ab.

Die stilistische Bandbreite, aus der sich der „TSV Bassrutsche“ bedient, ist also groß. So kann es dann manchem Gast an Silvester passieren, dass er wegen seines Muskelkaters in den Beinen tatsächlich zu Hause bleibt und sein Feuerwerk vom Balkon aus abbrennt. Wird aber dann auch nicht weiter schlimm sein, denn seinen Spaß hatte er denn wohl schon am Vortag. Ohnehin weiß der Profi: an Silvester weggehen, das kann jeder.

Artikel vom 28.12.2005
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